II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 524

I.
24. Das veite nand
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Nebensache. Die Haupsache seid ihr, ihr, ihr!: Nach diesem Prinzip
Dieser Ton munteren, anmutigen und geistreichen Gesprächs
lhaus.
lebt und handelt er. Kaum ist Adele verabschiedet, da gewinnt er sich wurde auch in der von Herrn Direktor Geißel inszenierten Auf¬
(halb zog er sie, halb sank sie hin) die Angebetete seines besten Freun= führung vorzüglich getroffen. Heinz Monnard, der Gast, stand
te Land.“
des. Die Tugend weiß er nicht zu schätzen, auch an anderen nicht und seinem Ruf und verlieh dem Helden der Tragikomödie jene kämpfe¬
s Arthur Schnitzlers
nicht einmal an seiner eigenen Frau. Ja, diese wird ihm dadurch fast! rische Energie und Lebenskraft, die den Sieg gewährleistet und zugleich
den. Sein jüngstes Drama
fremd, daß sie einen Verehrer nicht erhört und darum in den Tod
den Abscheu gegen dieses erotische Draufgängertum vermindert. Da¬
her ebenso sicher eine feine
gehen läßt. Als sie sich nun doch aber einmal revanchiert, ist es ihm
neben war aber die ganze Persönlichkeit, die ja im Grunde nichts
end für den Autor, wie für
freilich auch nicht recht. Er provoziert ein Duell — natürlich nicht aus
ernst nimmt, auch sehr glücklich auf einen heiter ironischen Ton ge¬
großer Leidenschaft, Eifersucht oder dergleichen, sondern einfach, weil
bewegen. Es ist darin die
stimmt und jene entzückende grazile Gewandtheit, die zum echten
esellschaft mit wundervoller
er nicht der Dumme sein will. Der Gegner bleibt auf dem Platze,
Wienertum gehört. Ihm sehr nahe, ebenfalls in ihrem künstlerischen
seine Gattin wendet sich mit Schaudern wie von einem Mörder ab.
er der Donaustadt schon zu
Instinkt unfehlbar, stand Frau Rosner als Genia: eine stille
„Capua der Geister“ einge¬
Vielleicht, so läßt uns der Dichter vermuten, bringt diese Affäre den
Dulderin, die ihren brutalen Mann trotz alledem liebt und letzten
Berauschten zur Vernunft; vielleicht gehört er von nun an nicht mehr
Endes auch nur aus verwirrter und unerwiderter Liebe den ver¬
den Weibern, sondern seinem heranwachsenden Sohne. Es steht ein
n sein“, sagt in dem Stück¬
hängnisvollen Schritt vom Wege macht. Auch Frl. Sering war
Subjekte wir Menschen im
Fragezeichen am Schluß, und wir können darauf nach Belieben Ant¬
als Erna recht beachtenswert; sie machte den Eindruck, als ob sie noch
wort geben. Ob die kommende Generation, deren Kinderstimme wir
im in uns: Liebe und Trug,
nicht viel Carrière hinter sich, aber desto mehr Carrière vor sich habe.
ie eine und Verlangen nach
vor dem Vorhangfallen aus der Ferne hören, anders werden wird?
Glänzend war in der Episodenrolle des Schriftstellers Rohn wieder
Es wäre zu wünschen.
versuchen wohl Ordnung in
Herr du Bois=Reymond: er erhob eine dichterische Belang¬
Ordnung ist doch nur etwas
Das Stück ist im Grunde nicht viel mehr als eine allerdings kost¬
losigkeit zu einem schauspielerischen Typus. Dieses aus dem Nichts
s. Ja, die Seele ist ein
bare Milieuschilderung der Wiener Lebekreise. Eigentliche „Ideen
etwas, und zwar jedesmal etwas anderes machen, ist wahre Schöpfer¬
mal ausdrückte“. Schon in
sind nicht darin oder bleiben doch unscharf im Hintergrunde. Schnitz¬
kraft. Herr Werder gab sich in diesem Ensemble nicht natürlich
daß in dem „weiten Land“
ler selbst hat über seinen Hofreiter das Wort fallen lassen, er sei ein
genug: er laboriert mitunter an einem — man will nicht sagen Auf¬
sie Liebe. In der Tat haben
Baumeister Solneß der Sexualität. Das Gleichnis be¬
sage=, aber doch Vorlese=Ton. Frau Wolter (Debut) wirkte für's
einen erotomanen Zug; sie
fremdet im ersten Augenblick, ergibt aber immerhin eine interessante
erste noch zu allgemein, jedenfalls nicht wie die große Schauspielerin,
sonst nichts. Liebe isti
Parallele. Wie Solneß ist Hofreiter — dieser allerdings immer
die sie diesmal darzustellen hatte. Sehr geschmackvoll gab Herr
es Daseins. Dem schon
nur auf dem Gebiete der Liebe — von Erfolg zu Erfolg geschritten,
Aldor den kleinen Kadetten, der das Abenteuer einer Liebesnacht
ebensächliche Person) weist
ohne sich ängstlich um die Empfindungen anderer zu kümmern. Wie
mit dem Tode bezahlt, während Herr Falke seinen Dr. Mauer,
sund von morgen nach. Das
Solneß scheint auch er eine gewisse Wiedervergeltung von der Jugend
der in dieser Umgebung eine Art Idealmensch ist, künftig doch noch
es ist ein Symbol für diese
zu fürchten, der er nicht Platz machen will. Darum fordert er sie mit
etwas mannhafter und frischer anfassen sollte; er gibt sich zu passiv
Land“ vorführt. Sie leben
ihrem „frechen, jungen Blick“ vor die Pistole und knallt sie nieder.
und schwer. Endlich seien noch die Verdienste der Herren Förster,
rlichen Emotionen, die man
Und endlich hat auch er seine Hilde Wängel — in Erna, die ihn auf
Hirsch, Perlberg und Kennemann sowie der Damen
en besser mit Liebeleien be¬
die Spitze des Aignerturms führt und ihn ebenso ins Leben geleiten
Peppler und Bauer gebührend erwähnt.
dige Leute, scheuen sie um
will, den Gealterten und innerlich Brüchigen aber doch nicht mehr
Ludwig Goldstein.
m Verbrechen zurück. Sie
erlösen kann . .. Diese und andere Gedanken ließen sich in einem
ndie Fr. undschaft und gehen,
Roman weit besser entfalten als in einem Drama, das nicht den Aus¬

n Mutes über Leichen.
blick auf ein „weites Land“ sondern immer nur auf kleine prägnante
hen Triebmenschen ist der
Ausschnitte bieten kann. Dabei ist das locker gefügte Stück schon jetzt
kirateter Anatol, der in der
recht weitschweifig geraten. Es umfaßt etwa 170 Textseiten und fünf
feinerter, fortsetzt. Noch al
Akte, von denen der in einem Dolomitenhotel spielende Mittelakt fast
dung, als ob alles Bisherige
wie ein Fremdkörper, wie eine Reminiszenz an gallische Schwänke
bt Liebe und Leben beginnen.
wirkt. Die Untreue Genias, die uns urplötzlich im vierten Akt als
flossene Geliebte, ein, „doch
fait accompli überrascht, ist nicht genügend motiviert, und auch die
Worauf der Wiener Don
Freude an der Hauptgestalt wird durch einige Unklarheiten und
bischen der einen und der
Ueberspannungen beeinträchtigt. Gleichwohl ist das Stück unschätz¬
ssant. Wenn man Zeit hat, bar durch seine tiefschürfende Mannespsychologie wie durch die Kultur
n, erobert Länder, schreibt seines sein geschliffenen Dialogs, in der Schnitzler auch hier die besten
mir, das ist doch alles nur] Vorbilder der Franzosen erreicht, wenn nicht übertrifft.