II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 529

We
24. Das sefte Land
box 29/2
Nelelalamoigef ür Mrnderg mi
—4 12 9
S
Ssin menne


Das weite Land.
andeutende Notizen über dieses Werk eines geuialen; ist. Bis dahin läuft alles novellistisch durcheinander. wi
Dichters zu geben (das ist es trotz allem doch).
Der Fabrikant Hofreiter steht im Mittelpunkt,
Feine Szenen und Szenchen, spielende Lichter eines
Tragikomödie von Arthur Schnitzler.
sonverainen Humors, aber alles Dinge, die man im
ein Mann, der ohne Zweifel komplizierter ist, als die
Ghuer
(Erstaufführung im Stadtthealer.)
Grunde lieber in einem Roman lesen würde. Frei¬
Mehrzahl unserer Fabrikanten, Charmeur, Wiener,
Das weite Land ist die Seele mit ihren tausend
lich gibt es dafür im vierten Akt und auch im fünsten
Frauenliebling, Weltmann und im Grunde viel¬
leicht doch ein kleiner feiger Spießbürger, der sich ein
Szenen von einer bohrenden und zugleich drama¬
Möglichkeiten, ihren Stimmungen und ineinander
tisch wirkenden Pkychologie, die dafür entschädigen.
ließenden Farben. Im dritten Akt wird es auf eine
Eheglück selbst in Stücke reißt und es doch so gerne
Die z. B., in der sich der Banhier Natter und der
halten möchte. Genia, seine Frau, die ist vielleicht
subtile Weise erklärt und von ½8—11 Uhr wird es
Fabrikant Hofreiter gegenüberstehen, zwei Betrogene
noch rätselvoller als er. Man kann nicht gut schil¬
durch fünf Akte illustriert. Fünf lange Akte ebenso
und zwei bittere Feinde und in der aus konventio¬
dern, was in dieser Frau alles zusammen liegt.
voll von Stimmungen und seltsamen Farben, wie
neller Liebenswürdigkeit plötzlich so viel bitterer Haß
Sehnsucht nach ihrem Gatten und Haß gegen ihn,
die Seele. Arthur Schnitzler, der immer mehr zum
aussprüht Aber solche Szenen sind leider in der
unendlich viel Güte und dazwischen wie die Krallen
Statthalter Ibsens auf Erden wird, hat seit seinem
Minderheit und als Theaterstück muß man das Werk
eines Raubtieres, die unter einem Rosenbusch vor¬
„Einsamen Weg“ kein Stück mehr geschrieben, das so
lugen, Dämonie und das Verlangen, die Männer in
ablehnen, das man als Dichterwerk schon darum lie¬ gal
rätselerfüllt, buntfarbig und verzweigt gewesen wäre
ben muß weil es Arthur Schnitzler geschrieben hat.
bunt verwirrte Abenteuer hineinzuheren. Er erlebt
wie dies. Man kann es nirgends fassen, überall irr¬
Das Stadttheater verdient Dank, daß es das Werk
sein Abenteuer mit einem Mädchen, das freilich etwas
lichternd es einem wieder durch die Hände und ich
herausbrachte, bei dem auf einen Publikumerfolg nicht
sehr nahe mit Ibsens Hilde Wangel verwandt ist.
glaube, man darf es kühn aussprechen, Schnitzler
zu rechnen war, aber ich kann die Darstellung leider
Im Hochgebirge finden sie sich und inzwischen läßt
wollte in diesem Stück nicht mehr geben und nicht
nicht so loben, wie ich es gerne möchte. Herr Har¬
Genia zuhause einen jungen Fähnrich in ihr Zim¬
weniger als eine Photographie der Seele. Die Seele
del blieb dem Hofreiter sehr viel schuldig. Er ist im
mer steigen. All seine leidenschaftliche Inbrunst für
eines komplizierten, seinsinnigen Menschen im Ram¬
Rahmen seiner Fähigkeiten ein sehr guter Darsteller
jenes Mädchen kann Hofreiter nicht hindern, den
penlicht projezieren zu wollen . .. welch ein Unter¬
ich habe das an dieser Stelle oft betont: aber der
Fähnrich zum Duell zu fordern und ihn über den
fangen. Wirklich, nur Arthur Schnitzler durfte da¬
Hofreiter liegt nicht im Rahmen seiner Fähigkeiten. K
Haufen zu schießen, denn im letzten Grunde ist es
ran gehen, der sich seit den jugendlich=heiteren Tagen
Daß er kein Wiener ist, darf man ihm nicht zum
wohl doch seine Frau, die er liebt und für die er dem
seines Anatol so hinauf entwickelt hat, daß er ein
Vorwurf machen; der Charmeur Hofreiter gelang ihm
Fähnrich die Brust bot. Denn die Seele ist ein weites
Buch schreiben konnte, wie den „Weg ins Freie",
trotzdem noch am besten. Von all dem tiefen Seelen¬
Land und seltsame Dinge wohnen in ihr nebenein¬
ein Schauspiel wie den „EinsamenWeg“ mit der ra¬
leid dieses Mannes, von der Angst, der Bitterkeit sei¬
ander. Das wird auch noch an einem halben Dutzend
genden Gestalt des Herrn von Sala. Er hätte wohl
nes Inneren und von der Eiseskälte, die er um sich
anderer Personen bewiesen. An der Schauspielerin
besser getan, auch die tausend Stimmungen dieser
fühlt, spiegelte sich in der Darstellung fast nichts. Auch
Meinhold=Aigner z. B. und an ihrem Gatten, dem
neuen Tragikomödie in einen Roman einzufangen,
Frl. Weidlichs Anna Meinhold tat fast nichts,
Hoteldirektor v. Aigner, die seit zwanzig Jahren ge¬
wo man mit weit höherem Genuß seinen zarten, selt¬
um des Dichters Absichten sinnfällig zu machen. Am
schieden sind und von denen jeder gesteht, daß er in¬
samen und eigensinnigen Wegen gefolgt wäre. Hier
besten war noch Frl. Bolthenv, namentlich in den
zwischen keiner anderen wahrhaften Liebe mehr fähig
im Rampenlicht zerschellt alles. An einem hustenden
letzten Akten. Sie blieb nur das Dämonische schuldig,
war. An dem Banhier Natter, der weiß, daß ihn
und lachhungrigen Publikum, an Schauspielern, die
von dem die Genia ohne Zweifel unmittert ist, im
seine Frau betrügt und der doch alles still hinunter¬
ihm auf seinem eigensamen Wege nicht folgen können
übrigen kam der seltsame Charakter dieser Frau in
schluckt, da er nie von ihr loskommen kann.
(was man übrigens auch gar nicht von ihnen ver¬
ihrer Darstellung ziemlich zum Ausdruck.
Man sieht, es ist sehr viel tiefes und seines
langen soll). Nein, diese Tragikomödie baut man sich
Herr
Fanger war für den Frauenhelden und Herzbe¬
in diesem Stück, denn man weiß, mit welch seelen¬
besser auf seiner eigenen Bühne auf, zu Hause in einer
zwinger Aigner etwas zu trocken, Herr v. Falken¬
kundiger Zartheit Schnitzler solche Tinge behandelt;
Feierstunde. Ich bin überzeugt, dort wird die Leucht¬
hausen als Fähnrich recht überzeugend.
als heaterstück freilich scheint es mir voll und ganz
kraft dieser Szenen eine ganz andere sein. Darum
Herr
Kautsky fand für den Daktor Mauer ruhige und
verfehlt. Drei volle Akte braucht die Handlung, bis
sichere Haltung. Sonst ist beim besten Willen nicht
mub sich auch ein Referat darauf beschränken, einige ### sa darauf beünnt. #aß sie eine Theaterhandtung! mehr viel gutes zu sagen. Frl. Kochs Erna — die