box 29/2
24. Das westeLand
Asches Kordmährerblatz, Olmütz
ven:1
Theater.
*
Das weite Land. Tragikomödie in 5 Akten,
uitzler. „Das weite Lard!“ Ein sonder¬
harer W
#gender Titel, der den Verfas¬
fer zwingt, das Rätsel slbst zu lösen. Das weite Lund,
erläntert er, sei die Seele, das Unergründliche, Ver¬
worrene, Chaotische dariv, das blindwütend den gesun¬
den Menschenverstand erschlägt und alle unsere Moral¬
begriffe keck über den Hausen wirft und verschlingt.
Schnitzler will uns beweisen, daß dem Charakter des,
was eigentlich des Charakters Wesen bildet, Konsequen,
und Uebereinstimmung, gänzlich fehlt; sein Hilb ist nur
ein Spielball in der Hand dieses feelischen Chaos. Ein
kühnes Waquis! Im Mittelpurkte der Tragilomödie —
ein in Mode gekommener Artikel — steht der Fabri¬
kant Friedrich Hofreiter, ein Egoist der Liebe, nein, der
Liebelei, der zielbewußt dem Wilde nachjagt und jedes
Hindernis, j den Widersacher erbarmungslos zur Seite
schiebt, ein Weiberjäger ohne Phrase: „Ja“ oder „Nein“.
Alles andere ist überflüssig. Dieser Hofreiter macht sei¬
ner Frau bittere Vorwürfe, daß sie den Liebesbewer¬
bungen eines jungen Musikers widerstanden und ihn
bdadurch zum Selbstmord getrieben hobe; derselbe Hof¬
reiter, der doch den Ehebruch billigt, heiligt, jagt dem
Fähnrich Algner, den er aus dem Schlasgemache seiner
Gattin steigen gesehen, mit kaltem Biute eine Kugel
urchs Herz. Und als Hofreiter am Elde seiner Lie¬
besfahrt angelangt ist, als ihm der Boden unter den
Füßen weggezo en wird, als Ehe und Liebschaft in
rüche gehen, da ist die Stimme seines Kudes, um
das er sich, in Liebesturnieren aufgehend, pie geküm¬
mert haf, sein reitender Engel. Das ist das Choos in
der Serle, das ist das weite Land. „Di Kinder haben
ans, aber wir heben sie nicht“, heißt es an einer Stelle
es Stückes; abr wenn die Kinder einmal uns haber
daph wird aus dem weiten Laid ein enges, ein ganz
##ges, der kleine Kreis der F#z#ilie, die Sorge für
Hos Kind. Wird Hofreiter in dem ergen Lanke Besrie¬
dgung si der? Wid er, wean der Katze jommer vor¬
über, seine Lebesfahrten wieh r aufnehmes? Wr neiß?
Denn die Seele ist ein tortes Lond. So wun derlich
der Tuel de Werkes ist, so wul derlich ist das Broblem
so krous si.d die Charakteie und man wird sich mehr
denn je ben ußt, daß Schmitzler trotz aller Lobpreisun¬
en der Presse doch kein ech er Dromanker ist. Denn
eine Probleme und Cbaraktere sird doch rur gekür¬
stelt, loest utert uid dr vie'gep iesene gesstre che Dialog
fl, wen man die Sacke schärfer ansieht, vuelsich ein
soie ertes Geistreicheln, das ollerdings den meisten im¬
poniert. Es ware töricht, Schnitzlers Begabung, vor
allem seine wunderbore Beobachtungsgobe zu unter
schätze; aber ebenso unbedacht ist es, seine Bedeutung
im denischen Schrifttum zu überschötzen; die irst
Literaturgeschichte wird dem Diomatiker pur einigee!
Zeilen wiemen können. — „Das weite Layd“ ist nicht
Schnitz'ers bestes Stück; daran ändert auch die Tat¬
soche richts, doß dis Droma sost j de Woche im Bur.¬
theater gegeben wird; denn das Burgtheoter ist schon
ange richt m hr das, was es eirstens gewesen, und25#
Wuner Pbiekom dorf sich nicht einbelden, in B zug
auf fürftlrschen G schmock maßer beid zu sein. U ser
Stodnkeoter nohm sich des Siückes biebevoll an und
tat olles, dem Versosser gerecht zu werder; gonz beson¬
ders seien die Lesturge des Fräuleins Grünwalh
(Gerto) und des Herrn Trimbacher (Hofrene) hei
vo# hoben!
Johannes Mach.;
Wilers „Freischütz“ gelangte om 5 Febr zur W d'r¬
holung. Die Rolle Aennche#s farg Fräuse n H dy Man¬
45# L 4 U. „ „
S
10. # Krengpete, Mähr. Schönberg
2m1
Theater im Deutschen Vereinshause.—
Mittwoch wurde bei gut besuchten Hause Arthur!
Schnitzlers fünfaktige Tragikomödie: „Das
weite-Land“ gegeven. Die Seele ist ein weites
Land, in dem die wibersprechendsten Gefühle herrschen
und in dem Leibenschaften den immerwährenden Kampf
kämpfen. Der Mann liebt seine Frau und doch betrügt
er sie; er motiviert seine Untreue mit dem seelischen
Zwang. Die Gattin verläßt ihren Mann, von dem sie
weist, daß er ihr untreu geworben, dennoch ist sie ihm
in Liede ergeben. Brennende Eifersucht treibt den Mann
zu unerlaubten Handlungen und blasierte Gleichgiltig¬
keit läßt die Liebe der Gattin erkalten, Ein Chaod
Vos einer Charakterzeichnung auch nur einer einzigen
Figur kann in diesem Stücke füglich nicht die Rede
sein. Verschwommen und verwischt erscheinen die Ge¬
stalten, die chaotische Menschenstele tritt immer in den
Vorbergrund. Die Durstellung war gut. Richtig erfaßt
und wirkungsvoll wiebergegeben war der Hofreiter des
Herrn Trimbacher, vorzüglich war Frl. Grün¬
walb als Genla. Die Herren Labatt, Götz,
Hellmer und Froon und die Damen Marec,
[Karina, Alberty und Liebwalt trugen nach
Kräften bei, daß das Stück affentvoll zur Darstellurg
gelangte.
24. Das westeLand
Asches Kordmährerblatz, Olmütz
ven:1
Theater.
*
Das weite Land. Tragikomödie in 5 Akten,
uitzler. „Das weite Lard!“ Ein sonder¬
harer W
#gender Titel, der den Verfas¬
fer zwingt, das Rätsel slbst zu lösen. Das weite Lund,
erläntert er, sei die Seele, das Unergründliche, Ver¬
worrene, Chaotische dariv, das blindwütend den gesun¬
den Menschenverstand erschlägt und alle unsere Moral¬
begriffe keck über den Hausen wirft und verschlingt.
Schnitzler will uns beweisen, daß dem Charakter des,
was eigentlich des Charakters Wesen bildet, Konsequen,
und Uebereinstimmung, gänzlich fehlt; sein Hilb ist nur
ein Spielball in der Hand dieses feelischen Chaos. Ein
kühnes Waquis! Im Mittelpurkte der Tragilomödie —
ein in Mode gekommener Artikel — steht der Fabri¬
kant Friedrich Hofreiter, ein Egoist der Liebe, nein, der
Liebelei, der zielbewußt dem Wilde nachjagt und jedes
Hindernis, j den Widersacher erbarmungslos zur Seite
schiebt, ein Weiberjäger ohne Phrase: „Ja“ oder „Nein“.
Alles andere ist überflüssig. Dieser Hofreiter macht sei¬
ner Frau bittere Vorwürfe, daß sie den Liebesbewer¬
bungen eines jungen Musikers widerstanden und ihn
bdadurch zum Selbstmord getrieben hobe; derselbe Hof¬
reiter, der doch den Ehebruch billigt, heiligt, jagt dem
Fähnrich Algner, den er aus dem Schlasgemache seiner
Gattin steigen gesehen, mit kaltem Biute eine Kugel
urchs Herz. Und als Hofreiter am Elde seiner Lie¬
besfahrt angelangt ist, als ihm der Boden unter den
Füßen weggezo en wird, als Ehe und Liebschaft in
rüche gehen, da ist die Stimme seines Kudes, um
das er sich, in Liebesturnieren aufgehend, pie geküm¬
mert haf, sein reitender Engel. Das ist das Choos in
der Serle, das ist das weite Land. „Di Kinder haben
ans, aber wir heben sie nicht“, heißt es an einer Stelle
es Stückes; abr wenn die Kinder einmal uns haber
daph wird aus dem weiten Laid ein enges, ein ganz
##ges, der kleine Kreis der F#z#ilie, die Sorge für
Hos Kind. Wird Hofreiter in dem ergen Lanke Besrie¬
dgung si der? Wid er, wean der Katze jommer vor¬
über, seine Lebesfahrten wieh r aufnehmes? Wr neiß?
Denn die Seele ist ein tortes Lond. So wun derlich
der Tuel de Werkes ist, so wul derlich ist das Broblem
so krous si.d die Charakteie und man wird sich mehr
denn je ben ußt, daß Schmitzler trotz aller Lobpreisun¬
en der Presse doch kein ech er Dromanker ist. Denn
eine Probleme und Cbaraktere sird doch rur gekür¬
stelt, loest utert uid dr vie'gep iesene gesstre che Dialog
fl, wen man die Sacke schärfer ansieht, vuelsich ein
soie ertes Geistreicheln, das ollerdings den meisten im¬
poniert. Es ware töricht, Schnitzlers Begabung, vor
allem seine wunderbore Beobachtungsgobe zu unter
schätze; aber ebenso unbedacht ist es, seine Bedeutung
im denischen Schrifttum zu überschötzen; die irst
Literaturgeschichte wird dem Diomatiker pur einigee!
Zeilen wiemen können. — „Das weite Layd“ ist nicht
Schnitz'ers bestes Stück; daran ändert auch die Tat¬
soche richts, doß dis Droma sost j de Woche im Bur.¬
theater gegeben wird; denn das Burgtheoter ist schon
ange richt m hr das, was es eirstens gewesen, und25#
Wuner Pbiekom dorf sich nicht einbelden, in B zug
auf fürftlrschen G schmock maßer beid zu sein. U ser
Stodnkeoter nohm sich des Siückes biebevoll an und
tat olles, dem Versosser gerecht zu werder; gonz beson¬
ders seien die Lesturge des Fräuleins Grünwalh
(Gerto) und des Herrn Trimbacher (Hofrene) hei
vo# hoben!
Johannes Mach.;
Wilers „Freischütz“ gelangte om 5 Febr zur W d'r¬
holung. Die Rolle Aennche#s farg Fräuse n H dy Man¬
45# L 4 U. „ „
S
10. # Krengpete, Mähr. Schönberg
2m1
Theater im Deutschen Vereinshause.—
Mittwoch wurde bei gut besuchten Hause Arthur!
Schnitzlers fünfaktige Tragikomödie: „Das
weite-Land“ gegeven. Die Seele ist ein weites
Land, in dem die wibersprechendsten Gefühle herrschen
und in dem Leibenschaften den immerwährenden Kampf
kämpfen. Der Mann liebt seine Frau und doch betrügt
er sie; er motiviert seine Untreue mit dem seelischen
Zwang. Die Gattin verläßt ihren Mann, von dem sie
weist, daß er ihr untreu geworben, dennoch ist sie ihm
in Liede ergeben. Brennende Eifersucht treibt den Mann
zu unerlaubten Handlungen und blasierte Gleichgiltig¬
keit läßt die Liebe der Gattin erkalten, Ein Chaod
Vos einer Charakterzeichnung auch nur einer einzigen
Figur kann in diesem Stücke füglich nicht die Rede
sein. Verschwommen und verwischt erscheinen die Ge¬
stalten, die chaotische Menschenstele tritt immer in den
Vorbergrund. Die Durstellung war gut. Richtig erfaßt
und wirkungsvoll wiebergegeben war der Hofreiter des
Herrn Trimbacher, vorzüglich war Frl. Grün¬
walb als Genla. Die Herren Labatt, Götz,
Hellmer und Froon und die Damen Marec,
[Karina, Alberty und Liebwalt trugen nach
Kräften bei, daß das Stück affentvoll zur Darstellurg
gelangte.