II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 573

24. Das weite Land box 29/2
noch del keinem Diederfest no Leutschen Sängerbundes er=1 2. Mai auf dem Bahnhof in Bruchsal ein Gelobeuter mit
reicht wurde. (In Graz waren es 11539 in Breslau 15513 I 14.49 M.
rit Ten snge Mssene
ihren Rätseln und Geheimnissen, nichts von ihren Distonanzen
ch gehöre niemandem auf der
und Widersprüchen. Und da wird man, oft nur in ganz leisen
Sehiute den ind uene din Sersice der Seeren.
icht
und fast absichtslosen Worten, im leichten Spiel des Dialogs,
einer leisen und doch starken Hand führt, der in leisen Worten,
herein, der in England er¬
in Sätzen, die nur Apercüs wortgewandter Menschen zu sein
feinsten Nuancen, zartesten Uebergängen und Unterscheidungen
immert einmal leise auf ..
scheinen und doch unendliche Tiefe in Wahrheit bedeuten, einen
Leben und Tod, um die er immer wieder kreist, entblößt. Und
überraschenden Reichtum innerlichen und bis in seine letzten
diesmal dazu mit einem so bitteren Ernst, einer so furchtbaren
Gänge und Schlupfwinkel durchforschten Lebens finden. Der
en Sinne Dichter, ein großer
Traurigkeit, einer leiderfüllten Melancholie, daß uns der letzte
Dichter Rhon sagt zum Hofreiter: „Und wissen Sie, was Fabri¬
eele, ein wundervoller Quel¬
Rest des Lächelns erstirbt, wenn wir hinter und unter die
kanten von Glühlichtern gewöhnlich sind
Uebergänge, der Untertöne,
Oberfläche sehen und erkennen, wie trübselig und grauenhaft
Glühlichter¬
*
fabrikanten — sonst nichts.“ Und jener: „Wär gut, wenn's
iem hohen und reifen Sinne
es im Reiche der Lüge ist, wo das Lachen nur ein Grinsen ist.
wahr wäre...
Dieses wie absichtslos, in eine leichte,
mißlingen, wie das über¬
witzelnde Konversation hineingeworfene Wort zieht die sieben
Lebens“ Auch seine Tragi¬
Die gestrige Aufführung blieb diesem Schnitzler aller¬
Schleier von dem Leben des Mannes und wir sehen in die
Nur der Schluß des vierten
dings Alles schuldig. Sie war, um ein Wort aus der Tragi¬
dunklen und verborgenen Ströme, die unter der Oberfläche
sich zum Drama, haben stark
komödie selbst anzuwenden, wenn nicht grauenhaft, so doch
rauschen. Und so klingt so manches leichte und absichtslose
allerdings eine in ihrer
trübselig. Man versteht am Ende, daß das Publikum die
Wort auf und hat doch sein schweres Gewicht. Am Schluß des
und staunenswerte Kraft,
feine und interessante Arbeit mit großer Kühle aufnahm, denn
vierten Aktes fragt Frau Genia verzweifelt, warum ihr Mann
für das vollendete Fehlen
diese an der Oberfläche haftende Aufführung konnte allerdings
den Fähnrich gefordert: wenn dir an mir noch das geringste
ksam aufgebauten Handlung
niemandem die Kraft und Feinheit, die Schönheit und Tiefe
läge ... wenn es Haß wäre
hischen Ungeschicklichkeiten in
der Tragikomödie offenbaren, verdeutlichen, was Schnitzler
.. Wut . .. Eifersucht
Liebe ... Und Hofreiter erwidert: „Na ja, von all dem ver¬
lich machen, daß Schnitzlers
wollte, hineinführen in das weite Land und die sehr „kompli¬.
spür ich allerdings verdammt wenig. Aber man will doch nicht
ung, in der Aufhellung der
zierten Subjekte“, deren seelische Zusammenhänge und Merk¬
der Hopf sein.“ Das ist wieder so ein leichtes Wort, wie von
igen, in der feinen und fein¬
würdigkeiten Schnitzler mit seinen leisen und doch so schweren,
der Oberfläche, eine aus dem Augenblick geborene, zu augen¬
icht des Handelus mit
mit seinen zarten und doch so festen Worten und Sätzen so
blicklicher Rechtfertigung geformte Banalität. Und doch, wie¬
platzenden Gegensätzen, mit
wundersam erhellt. Es ist nicht unsere Aufgabe, Unter¬
viel Erbitterung darin, wieviel innerlicher Schmerz, wieviel
seine Tragikomödie ist eine
suchungen und Vermutungen darüber anzustellen, wen in der
qualvoller Drang aus einem verworrenen Sein, das von einem
en seiner anderen Bühnen¬
Hauptsache die Verantwortung für diese Kränkung Schnitzlers
Dämon getrieben und wie Frau Genia in tiefer Ahnung schon
hießen, so darf man sie nicht
an seinem 50. Geburtstage trifft. Das Theaterpublikum kennt
zu Anfang sagt, schon wird bezahlen müssen — in seiner Weise.
luß sie lesen, langsam lesen,
Reiter seit vielen Jahren als einen überaus fleißigen, geschmack¬
Und solche leichten und doch so bitterschweren, solche absichts¬
mmeltem, tief einlebendem
vollen und kunstverständigen Regisseur, dem man hinreichend
losen und doch so bedeutungstiefen Worte sprechen diese ele¬
ht nur hintereinander lesen,
Feinfühligkeit für die feine und zarte Kunst Schnitzlers zu¬
ganten und leichten, scherzenden und lachenden, plauschenden
en, sammelnd und spürend
trauen darf. So steht man erstaunt vor einem Rätsel. Aber
und Tennis spielenden Menschen der Tragikomödie alle, die
zarten Untertöne, versunken
man versteht auch nicht, daß Schauspielerinnen wie Thila
den Vorhang zerreißen und in das weite Chaos der Seele
weichen Tiefen, die ein
Hummel und Toni Wittels die Frau Genia und die Frau
führen. Man muß sie freilich lesen und hören ganz eingestellt
id Gefühlsstimmungen er¬
Meinhold, diese prachtvollen Frauengestalten, die Schnitzler
und eingestimmt auf ihre Innerlichkeit, auf ihre Schwere, auf
miti seiner ganzen Kraft und Andacht des Erlebens und inner¬
i ist im weiten, unerforsch¬
ihre Tiefe, man muß sie lange in sich klingen, wirken lassen,
lichen Erfühlens gestaltet hat, so ganz untief und leicht nahmen,
in der lässig konventionellen Art, in der routinierte Darsteller
ande der Seelen, nichts vonI sie in sich ausweiten zu ihrer bedeutungsvollen Fülle. Das! in belanglosen Rollen dem naiven Zuschauer Leben und Er¬