24. Das weite Land
box 29/2
Ausschnitt aus: Karlsbader Badeblatt
15 2 1975
vom:
e
Cheater, Musik und Kunst.
Stadttheater.
aani an Triester Zeitung
Heute Samstag, den 15. Feber 1913:
18 M00 1913
20 Vorstellung im Abonnement der ungeraden
Serie (gelb). Literarischer Abend Zum ersten Male.
„Fräulein Julie“. Nuturatistisches Trauerspiel in zwei
Akten von A Strindberg Aus dem Schwedischen von
Feuilleton.
troffen hat, nieder. Nicht aus
D. Brauseweiter. Vorher: „Die grüne Schunt“. Eine
das läge nicht im Charakter
heitere Szene von Max Berustein Beginn ½8 Uhr.
die landläufige Moral hinwl
„Das weite Land“
Sonntag, den 16: (Anfang ausnahmsweise
Menschen. Er schießt den 9#
Komödie in fünf Aufzügen von Artur Schnitzler.
8 Uhr) Bei aufgehobenem Abonnement. „Das süße
Frau nieder, weil er, wie er
Mädel". Opereite in drei Akten von Heinrich Reinhardt.
„Das weite Land“ ist ei
Hopf sein will.“ Daß ihn sein
cheren Werke Schnitzlers. Als Theaterstück
Stadttheater.
nachdem er
sie betrogen
ist es nicht gut geraten, das bischen Hand¬
selbstverständlich, aber
„Das weite Land“. Tragikomödie in fünf Auf¬
lung, das es enthält, ist hinter die Szene
Und noch ein zweiter, p
zügen von Arlbur-=Schnitzler.
verlegt und in den langen fünf Akten wer¬
erdachter Grund ist es, der i
Ein interessanles Stück „Das weite Land“ ohne
den nur die Schlußfolgerungen aus den Ge¬
waffe in die Hand drückt. In
Zweifel, wenn auch nicht das Beste was Schnitz¬
schehnissen hinter der Bühne gezogen, das
andersetzung mit dem Mädche
1er für die Bühnenliteratur geschafsen. „Die Seele
allerdings mit der sicheren Hand des wahren
Ehre geraubt, gesteht er ihn. Dil
ist ein weites Land“ sagt Dr. v. Aigner, und
Dichters. Es ist mit einem Worte ein echter
Gegners hat ihm, da er jenem
sie sind so verschieden, die menschlichen Seelen, und sehr
Schnitzler: Eine Seelenzustandsschilderung.
gegenübersteht, sein eigenes A
kompliziert, wie sie uns der Dichter vorführt. — Eine
Darin, in der künstlerischen Verwertung psy¬
wußtsein gebracht. Es ist ein
chologischer Probleme, wie in der geistreichen
kleine Wiener Gesellschaft wird uns auf der Bühne
ausbruch des in seiner Eigenl
vorgeführt, deren Mitglieder untereinander durch
FFührung des Dialoges ist Schnitzler unter
Ich=Menschen, der Erkenntnig
den lebenden deutschen Dichtern der Erste.
mancherlei, meist moralisch nicht einwandfrei,
nun bald an seine Stelle
Eigentlich sollte das Stück nach seinem
mit einandr bereits verbunden sind, oder sich in
und kalten Blutes knallt er
Helden „Friedrich Hofreiter“ heißen. Die¬
Verlauf der Handlung verbinden. Die Ergänzung zu
nieder.
ser Hofreiter ist die einzige Person in der
den manigsachen Figuren, mit denen Schnitzler seine
Neben Hofreiter ist,
Komödie, die wirkliches Leben in sich
Theorie von dem weiten Land der Seelen illustriert,
seine Frau Genia vom Dicht
hat, ihm gegenüber treten alle anderen
bildet ein Duell, in welches das Drama schrill ausklingt.
zeichnet, die anderen handel
Figuren des Stückes, die Frau Genia Hof¬
Auch Frau Genia ist eine komplizierte Seele. Sie
sind nur Schatten, die den Hel
reiter, nicht ausgenommen, in den Hinter¬
hat ihren Mann geliebt und liedte ihn vielleicht noch
kes ins richtige Licht setzen sol
grund. Dieser Hofreiter ist vom Schlage je¬
als sie ihn betrog Das hat auch ihr Mann gesehn,
dieser Komödie liegt in der
ner leichtlebigen Wiener, die ihre Frau lieben
indem er den jungen Marinesähnrich aus dem Schlaf¬
der die seelischen Kämpfe zwis
und doch gerne betrügen. Er überhäuft seine
zimmer seiner Gattin steigen sah. Er spürt für dieselbe,
paar Hofreiter psychologisch
Frau mit Vorwürfen, weil sie durch ihre Treue
wie er selbst sagt, weder Haß noch Liebe, aber „man
zum Abschlusse gebracht werde
einen Verehrer in den Tod getrieben und er
will doch lein Hopf sein“. Und so muß der „Junge“ im
findet für diesen Abschluß ein
schießt dann einen halbwüchsigen Burschen, schönen versöhnlichen Momen
Duell sein Leben lassen. So wird „Das weite
den er im Schlafzimmer seiner Frau ange= kehr des jungen Hofreiter, in
Land“ zur Satyre auf das Duell, da der Dichter uns
zeigt, wie wenig wir selbst die Beweggründe unseres
Handeins beurteilen können. Ja, es ist ein weites Land,
die Seele und das Herz des Menschen. Duelle
aber gehören oft wohl zum Engherzigsten, was dort
vorbereitet wird und zur Ausführung reift. Das interes¬
sante Stück hatte sich der verdenstvolle Regisseur und
Schauspieler Herr Laurence Waßmuth zum Benefiz
gewählt Er hat in künstlerischer Beziehung gut gewählt
und auch nach dieser Richtung einen vollen Erfolg er¬
#it Er spielte den „Hofrichter“ elegant, traf sehr gut
sichten Ton im Diele-
box 29/2
Ausschnitt aus: Karlsbader Badeblatt
15 2 1975
vom:
e
Cheater, Musik und Kunst.
Stadttheater.
aani an Triester Zeitung
Heute Samstag, den 15. Feber 1913:
18 M00 1913
20 Vorstellung im Abonnement der ungeraden
Serie (gelb). Literarischer Abend Zum ersten Male.
„Fräulein Julie“. Nuturatistisches Trauerspiel in zwei
Akten von A Strindberg Aus dem Schwedischen von
Feuilleton.
troffen hat, nieder. Nicht aus
D. Brauseweiter. Vorher: „Die grüne Schunt“. Eine
das läge nicht im Charakter
heitere Szene von Max Berustein Beginn ½8 Uhr.
die landläufige Moral hinwl
„Das weite Land“
Sonntag, den 16: (Anfang ausnahmsweise
Menschen. Er schießt den 9#
Komödie in fünf Aufzügen von Artur Schnitzler.
8 Uhr) Bei aufgehobenem Abonnement. „Das süße
Frau nieder, weil er, wie er
Mädel". Opereite in drei Akten von Heinrich Reinhardt.
„Das weite Land“ ist ei
Hopf sein will.“ Daß ihn sein
cheren Werke Schnitzlers. Als Theaterstück
Stadttheater.
nachdem er
sie betrogen
ist es nicht gut geraten, das bischen Hand¬
selbstverständlich, aber
„Das weite Land“. Tragikomödie in fünf Auf¬
lung, das es enthält, ist hinter die Szene
Und noch ein zweiter, p
zügen von Arlbur-=Schnitzler.
verlegt und in den langen fünf Akten wer¬
erdachter Grund ist es, der i
Ein interessanles Stück „Das weite Land“ ohne
den nur die Schlußfolgerungen aus den Ge¬
waffe in die Hand drückt. In
Zweifel, wenn auch nicht das Beste was Schnitz¬
schehnissen hinter der Bühne gezogen, das
andersetzung mit dem Mädche
1er für die Bühnenliteratur geschafsen. „Die Seele
allerdings mit der sicheren Hand des wahren
Ehre geraubt, gesteht er ihn. Dil
ist ein weites Land“ sagt Dr. v. Aigner, und
Dichters. Es ist mit einem Worte ein echter
Gegners hat ihm, da er jenem
sie sind so verschieden, die menschlichen Seelen, und sehr
Schnitzler: Eine Seelenzustandsschilderung.
gegenübersteht, sein eigenes A
kompliziert, wie sie uns der Dichter vorführt. — Eine
Darin, in der künstlerischen Verwertung psy¬
wußtsein gebracht. Es ist ein
chologischer Probleme, wie in der geistreichen
kleine Wiener Gesellschaft wird uns auf der Bühne
ausbruch des in seiner Eigenl
vorgeführt, deren Mitglieder untereinander durch
FFührung des Dialoges ist Schnitzler unter
Ich=Menschen, der Erkenntnig
den lebenden deutschen Dichtern der Erste.
mancherlei, meist moralisch nicht einwandfrei,
nun bald an seine Stelle
Eigentlich sollte das Stück nach seinem
mit einandr bereits verbunden sind, oder sich in
und kalten Blutes knallt er
Helden „Friedrich Hofreiter“ heißen. Die¬
Verlauf der Handlung verbinden. Die Ergänzung zu
nieder.
ser Hofreiter ist die einzige Person in der
den manigsachen Figuren, mit denen Schnitzler seine
Neben Hofreiter ist,
Komödie, die wirkliches Leben in sich
Theorie von dem weiten Land der Seelen illustriert,
seine Frau Genia vom Dicht
hat, ihm gegenüber treten alle anderen
bildet ein Duell, in welches das Drama schrill ausklingt.
zeichnet, die anderen handel
Figuren des Stückes, die Frau Genia Hof¬
Auch Frau Genia ist eine komplizierte Seele. Sie
sind nur Schatten, die den Hel
reiter, nicht ausgenommen, in den Hinter¬
hat ihren Mann geliebt und liedte ihn vielleicht noch
kes ins richtige Licht setzen sol
grund. Dieser Hofreiter ist vom Schlage je¬
als sie ihn betrog Das hat auch ihr Mann gesehn,
dieser Komödie liegt in der
ner leichtlebigen Wiener, die ihre Frau lieben
indem er den jungen Marinesähnrich aus dem Schlaf¬
der die seelischen Kämpfe zwis
und doch gerne betrügen. Er überhäuft seine
zimmer seiner Gattin steigen sah. Er spürt für dieselbe,
paar Hofreiter psychologisch
Frau mit Vorwürfen, weil sie durch ihre Treue
wie er selbst sagt, weder Haß noch Liebe, aber „man
zum Abschlusse gebracht werde
einen Verehrer in den Tod getrieben und er
will doch lein Hopf sein“. Und so muß der „Junge“ im
findet für diesen Abschluß ein
schießt dann einen halbwüchsigen Burschen, schönen versöhnlichen Momen
Duell sein Leben lassen. So wird „Das weite
den er im Schlafzimmer seiner Frau ange= kehr des jungen Hofreiter, in
Land“ zur Satyre auf das Duell, da der Dichter uns
zeigt, wie wenig wir selbst die Beweggründe unseres
Handeins beurteilen können. Ja, es ist ein weites Land,
die Seele und das Herz des Menschen. Duelle
aber gehören oft wohl zum Engherzigsten, was dort
vorbereitet wird und zur Ausführung reift. Das interes¬
sante Stück hatte sich der verdenstvolle Regisseur und
Schauspieler Herr Laurence Waßmuth zum Benefiz
gewählt Er hat in künstlerischer Beziehung gut gewählt
und auch nach dieser Richtung einen vollen Erfolg er¬
#it Er spielte den „Hofrichter“ elegant, traf sehr gut
sichten Ton im Diele-