II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 610

24. DasweiteLand
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s-Zeitung (Abendblatt), Bonnerstag, den 30. September 1!
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Segaaceage
Doppright 1906 by the New Torker Staats-Zeitung
anene meren
n ener en e een
Schnitzler's Tragikomödie, „Das weite Land“. — Eröffnung des „Deutschen
Theaters“ unter günstigem Stern. — Arnold Korff der neue „Stern“. —
Darsteller und Regisseur. — „Der natürlichste Schauspieler“. — Anni Rub¬
Forster's überraschende Leistung als „Genia“. — Iphegenia Buchmann von
der Hofburg erfolgreiches Debut.
Ausverkauft!
erwartet der Durchschnittsbesucher, daß der
Das willkommene Plakat prangte gestern
Held des Stückes, ein moderner, an¬
Abend an der Kasse des Deutschen Thea¬
gejahrter Don Juan, sich mit seiner Frau,
ters am Irving Place. —
die ihn liebt und in die er eigentlich ver¬
Ja, die Saison=Eröffnung des Deut¬
liebt ist, aussöhnen wird. Daß sie gemein¬
schen Theaters fand gesteen unter einem
sam die vielbesprochene Reise nach Amerika
„glücklichen“ Stern“ statt und dieser Stern
antreten werden.
heißt Arnold Korff, der in der That
Aber der Verfasser Schnitzler will es
der „Stern“ des Ensembles ist.
anders. —
Nachdem dieser Don Juan — ein Wie¬
ner Fabrikant Numens Priedrich Hofreiter
den Liebhaber seiner Frau im Duell
erschossen, nachdem er seiner Geliebten den
Laufpaß gegeben und seine Frau sich von
ihm gewandt hat, erklärt er, daß das Le¬
ben ihm nichis mehr biete, für das es
werth sei, gelebt zu werden.
Da kehrt „Percy“, der halbwüchsige
Sohn des Fabrikanten, heim und wird ju¬
belnd von seinem Vater in die Arme ge¬
schlossen. — An diesem Percy wird der
Don Juan=Papa sicher seine Freude haben,
denn Percy scheint, nach den paar Andeu¬
tungen des Stückes, nicht weit vom Stamm
gefallen zu sein, „a Chip from the old
Block“.
Dieser Schluß kommt überraschend, er
wirkt aber nicht überzeugend. Es ist ein
echter Schnitzler=Schluß — ein Schluß
nach der Willkür des Verfassers.
Die Willkür des Verfassers. — Schnitz¬
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ler hat es, da seine handelnden Figuren
in den jetzt üblichen 3 Akten nicht im
Stande sind, alle ihnen in den Muno geleg¬
ter Geistreichigkeiten anenbringen, „ge¬
wagt“, fünf Akte zu schreiben. — Ein
Schnitzler darf sich das erlauben, alss
wenn die Vorstellung dadurch ungebührlich
verlängert wird — es war nach Mitter¬
nacht, ehe der Vorhang sich zum letzten
Arnold Korff,
Male sentte.
k. k. Hofschauspieler.
Arnold Korff findet als „Friedrich Hof¬
Korff, der vergötterte Liebling des Wie¬
reiter“ Gelegenheit, alle Register zu
ner Publikums hat seine Stellung an der
ziehen. Hofreiter ist einer jener Schwere¬
Hofburg aufgegeben, weil ihm die Kaba¬
nöther, denen Niemand auf die Dauer
len auf die Nerven gingen. Es ist daher
Gram sein kann. — Er bekommt mit sei¬
ausgeschlossen, daß er im hiesigen Musen¬
ner Suade, mit seiner Liebenswürdigkeit,
tempel Kabalen anstiften wird. — Das
mit seiner animalischen Vitalität, mit sei¬
widerliche Intriquenspiel gegen die Direk¬
ner Geistreichigkeit, mit seiner Philosophie,
tion, das sich während der letzten Saison
mit seiner Lebenslust, mit seiner körper¬
hinter den Koulissen abspielte und sich bis
lichen und geistigen Gewandtheit, mit sei¬
in die Privathäuser der Mitglieder des
ner Phantasie, mit seinem Glauben an sich
Theatervereins erstreckte, diesem Intriquen= selbst, seiner Selbsttäuschung, durch die
spiel, dem sogar künstlerische Leistungen ge=ser im Augenblick glaubt, was er sagt, und
mit seiner unglaublichen Ungenirtheit —
opfert wurden, wird jetzt hoffentlich ein
Rie Gemtat,
man kann es auch Frechheit nennen