II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 612

zu gelangen. Wenn die Kunst so weit
geht, daß sie absolut als Natur er¬
scheint, dann ist der Höhepunkt er¬
reicht.
Korff bringt das Kunststück, oder besser
gesagt, das große Stück Kunst fertig. —
Scharfe Beobachter mögen nun vielleicht
einwenden, daß es bei Korff auch hin und
wieder „Theater gab“, daß er manch¬
mal deklamirte und posirte; aber auch
das kann er vertheidigen, denn dieser Hof¬
reiter ist ja ein Poseur und oft ein De¬
klamateur, der sich an seinen eigenen
Worten berauscht, oder des Effektes we¬
gen deklamirt.
Wenn man nün in Betracht zieht, wie
die neue Umgebung, die hinter ihm lie¬
gende anstrengende Regie=Arbeit auf
Korff's Nerven gewirkt haben, so wird
man seine Leistung umso mehr bewun¬
dern und dem Künstler zu dem großen
Siege, den er errungen, gratuliren. ——
Arnold Korff als Regisseur — ent¬
schieden bei der Aufführung von „Das
weite Land“ sind seine Leistungen ebenso
bewundernswerth als die des Schauspie¬
lers Korff. Er scheint die Fähigkeit zu
besitzen, das was in dem Schauspieler
steckt, herauszuholen und zu wecken.
Wir kannten Anni Rub=Foerster als
eine liebenswürdige Darstellerin, aber
daß sie eine „Genia“ in so hervorragen¬
der Weise spielen würde, hätten wohl we¬
nige erwartet. Sie war eine vortreff¬
liche, eine würdige Partnerin des neuen
Sterns. — Die Aufgabe, die Gattin des
Schwerenöthers Hofreiter zu spielen, ist
recht schwierig. Genia wird gewisser¬
maßen von ihrem Gatten veranlaßt, sich
einen Liebhaber anzuschaffen; sie hat
allerlei „Rührendes“ zu sagen, das nur
zu leicht „sentimental“, im schlimmsten
Sinne des Wortes, wirken kann. — Die
Darstellerin vermied die Klippen — auch
sie wirkte natürlich.
Frl. Iphigenie Bachmann, ebenfalls
von der Hofburg, ein entzückendes Per¬
sönchen, fand Gelegenheit, sich als „Erna“
beim Publikum in bester Weise einzufüh¬
ren. Diese „Erna“ ist ein temperament¬
volles Mädchen, das den Hofreiter vom
siebenten Jahre an geliebt hat und ihm
sich schließlich hingiebt, um aber in der
„Schicksalsstunde“ von ihm zurückgewie¬
sen zu werden. —
Es ist noch eine größere Rolle in dem
Stück, die des biederen Dr. Franz Mauer,
des treuen Freundes des Don Juan's —.
Richard Feist giebt diesen edlen Menschen
in trefflicher Weise. —
Jeder einzelne Darsteller wurde seiner
Aufgabe gerecht; ich will daher die übrigen

virkenden alle erwähnen: —
Anna Meinhold=Aigner, Schauspielerin,
Greie Meyer; Otto, ihr Sohn, Marine¬
Fähnrich, Hans Unterkircher; Dr. v.
Aigner, der geschiedene Gatte der Frau
Meinhold, Ernst Holznagel; Frau Wahl,
Marie Kierschner; Gustav, ihr Sohn,
Gustav Paul Schuetz; Natter, Bankier,
Ernst Robert; Adele, seine Frau, Aranka
Eben; Serknitz, Heinrich Matthaes; De¬
meter Stanzides, Oberleutnant, Benn
Busoni; Paul Kreindl, Christian Rub;
Albertus Rhon, Schriftsteller, Ludwig!
Koppee; Marie, seine Frau, Flora Arndt;
Rosenstock, Portier im Hotel am Völser!
Weiher, Willy Frey; eine Engländerin,
Iffi Engel; eine Spanierin, Helene Rothe;
Penn, Führer, Heinrich Falk; Stuben¬
mädchen bei Hofreiter, Selma Weber.
Wie gesagt, das Haus war vollständig
ausverkauft und das Publikum, welches