II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 621

24. Das weite Land
box 29/3
(Quellenangabe onne Gewanf.,
Ausschnitt aus:
vom:
Der Humorist, Wien —
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Aus Teplitz wird uns berichtet: „Der Spielplan
miserer Bühne bot in der letzten Zeit wenig des Interessanten;
's war daher begreiflich, daß die rührige Theaterleitung ein Stück
„herausbringen mußte, das nicht allein die Leute ins Theater lockt,
sondern an welchem auch die literarischen Feinschmecker sich ergötzen
können. Um so freudiger ist es zu begrüßen, daß uns die Theater¬
leitung die Bekanntschaft mit einem der neuesten Stücke von Artur
Schnitzler, u. zw. der Tragikomödie „Das weite Land“ vermittelte.
Wie in allen seinen Werken meiß Schnitzler auch hier angenehm
zu plaudern und lebendige Menschen, keine Puppen auf die Bühne
Zzu stellen, wenngleich die Personen in diesem Stücke wenig sym¬
pathische Züge aufweisen und schwankende Charaktere snd —
Darstellung an unserer Bühne gebührt volles Lob. Herr Ander
wuchs mit der Rolle des Hofreiter und steigerte seine Leistung
von Akt zu Akt zu imposanter Höhe. Herrlich gelangen ihm die
vielfachen Wechselfälle seines Liebeslebens, wozu die Herbheit seines
ganzen Wesens die richtige Note gab. Frl. Trebitsch offenbarte
als Genia, auch in dieser schwierigen Rolle, die denkende Schau¬
spielerin. Frl. Selbing (Erna) schön und kokett, aber wenig
natürlich, Frl. Jelly, anfangs ziemlich unsicher, fand sich schließlich
in das Wesen ihrer Rolle. Herr Schich (Dr. Mauer) bot eine
prächtige, lebens= und geistvolle Figur. Zu nennen wären noch
die Damen: Böcker, Landt, die Herren: Kraus, Elfeld,
Saar, Steinhardt und Schwab. Das sehr gut besuchte
Haus rief die Darsteller nach den Aktschlüssen wiederholt vor die
Rampe. Direktor Richter hat mit großer Sorgfalt die Vor¬
stellung vorbereitet und stimmungsvoll inszeniert. — Es wäre
kein Verlust für die deutsche Bühnenliteratur gewesen, wenn die
Posse „Filmzauber“ auch weiterhin im Archiv geruht hätte, aber
das Sonntagspublikum wollte nun einmal seinen Tribut haben.
Darum wollen wir der Direktion wegen der Wiederaufführung
dieses seichten Stückes, das seine Existenzberechtigung eigentlich bloß
einer einzigen guten Szene verdankt, nicht grollen. Der Zweck wurde
erreicht, die Einnahme war gut und die Zuschauer haben sich bei
den guten alten und neuen schlechten Spässen recht gut yunter¬
halten. Um die Aufführung machten sich die Damen Restler,
Jelly, Ahne, Böcker und Selbing, die Herren Stein¬
hardi, Schrecker, Schich, Schwab und Kyaus sehr
verdient.“
S. K.