II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 626

24. Das veite Land
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(Quellenangabe ohne Gewähr.)
hnitt angPeplitz-Schönauer Anzeiger
8FE819·5 Teplitz, Böhmen
nicht über das Tennisspiel hinausreicht, Herr
Thrater und Musik.
Schwab in der Rolle eines chilanierenden Hotel¬
[„Das weite Land“, Tragikomödie in 5 Ak¬
gastes und die Damen Landt und Ahne und die
ten von Arthur Schui#ler=Schnitler ist ein Führer
Herren Kraus, Lippert, Schrecker, Dil¬
durchs Leben. In seinem Stücke geleitet er uns durch
bart und Karas in den kleineren Partien waren
das weite Land, das die Seele bedeutet, mit all'
befriedigend. Das Haus war gut besucht und
ihren Widersprüchen und ungelösten Rätseln. Er
das Puolikum zeigte großes Interesse für das Stück
läßt sie uns erschauen, ohne das Pathos der dozie¬
und die Aufführung, die reichen Beifall fand, X.
frenden Philosophie, im Kreise einer Gesellschaft von

-Menschen, die uns in ihrem Wesen wohlbekannt find,
und nur deshalb zur Bedeutung gelangen, weil durch
sie der Dichter die grübelnden Zweifel zum Ausdruck
bringt, die er aus der Seele des Menschen heraus¬
liest. Schnitzler führt uns durch das weite Land,
in dem wir so wenig Bescheid wissen, und zeigt uns,
daß wir nur nicht zu sehen verstehen, obwohl doch
alles offen daliegt. Und bei jeder neuen Wendung
des Weges läßt der Dichter eine seiner handelnden
Personen auftreten und uns einen Blick in ihre
Seele tun. Tann finden wir, daß es ein ganz be¬
kanntes Bild ist, das wir schauen, dessen Aussehen
ganz mit unseren eigenen Empfindungen überein¬
stimmt, und erkennen, daß wir nur deshalb uns ir
dem weiten Lande nicht zurechtzufinden glaubten
weil wir ohne zu beobachten durch dasselbe dahinge
stürmt sind. Ein Kreis von Menschen, die anschei
nend nur in gesellschaftlichen Beziehungen zu ein
ander stehen, in Wirklichkeit aber durch weit stärker
Bande, zunächst jene der Liebe — nicht immer der
legitimen — mit einander eng verbunden sind, bil¬
det den Schauplatz, auf dem sich dem Beschauer die
Geheimnisse des weiten Landes darbieten. Die Ehe
des Fabrikanten Hofreiter mit seiner Gattin Ge¬
nia, sein Verhältnis zu der jugendlichen Erna Wahl
und das der Gattin zu dem Fähnrich Otto Aigner,
geben reichen Anlaß zu den komplizierten Erörte¬
rungen über „Liebe und Trug, Treue und Treu¬
losigkeit, Anbetung für eine und Verlangen nach
einer anderen oder noch mehreren“ — kurz über das
Chaos, das in unserer Seele das Natürliche ist, wie
der Dichter den philosophierenden Hoteldirektor Aig¬
ner sagen läßt. In das Liebesleben, das sich durch
fünf Akte mit all' den mächtigen Gefühlen, die
Schnitzler zu erregen weiß, abspielt, grinst der Tod
hinein. Er ist es, der schließlich trotz des natürlichen
Chaos, das in dem weiten Lande der Seele keine
Ordnung aufkommen läßt, den Wirrwarr der Ge¬
danken und Leidenschaften zur logischen Entwick¬
lung zwingt. — Die gestrige Erstaufführung des
Stückes, dessen Einstudierung wohl das in Aussicht
genommene Gastspiel des Hofschauspielers Korff
verursacht hat, zeigte zunächst von dem großen Fleiß,
der offenbar der Vorbereitung unter der Leitung
des Herrn Direktors Richter gewidmet worden ist.
Sowohl die sachkundige Regie, als auch der sorgfältig
gewählte szenische Apparat verdienen volle Anerken¬
nung und was die Darstellung der Rollen anbe¬
langt war vieles bemerkbar, an dem die Schnitzler¬1
sche Art zu erkennen war. Herr Ander erwies in
der Rolle des Jabrikanten Hofreiter eine gute Auf¬
fassung. Er war ein ernster Mensch, dessen moralisch
lockeren Anschauungen nicht trivial erscheinen. Sein
Egoismus in der Liebe wirkte fast überzeugend. Die
Genia des Frl. Trebitsch zeigte diese Schauspie¬
lerin wohlvertraut mit den Intentionen des Dich¬
ters, der in dieser Figur scheinbar scharfe Wider¬
sprüche in dem Gefühlsleben des Weibes erkennen
läßt. In der ruhigen Gelassenheit ihres Spiels voll¬
zogen sich die Wandlungen in der Seele dieser Frau ###
wie der natürliche Werdegang, dem menschliche Em¬