II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 681

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24. Das weite—
ch fünf Szenen und kein Wort zu viel.
Enschengekribbels nicht dient, ist übrig
lschaftsbrodem, die Sprengelstimmung,
Wirtshausklatsch, das ordinäre Par¬
und die Tendenz. Ja, auch die Ten¬
Hizielle Sedanfeier mit Blechmusik und
em sich die Anklagerede des Apothe¬
on (iendarmen in seiner amtlichen
kademiker wurmt, daß solch ein An¬
ich als „Auge des Gesetzes“ aufgestellt
r Falschheit der Pfaffen zum Schaden
der er tut doch, als ob es ihn wurme.
so etwas wie ethische Unterkellerung
Die beiden Kerle kämpfen zuletzt mit
isten und zuerst mit den ... um ein
h zwar dem gebrechlichsten zahlungs¬
brenschaft nicht verschließt, aber nur
fersucht auf die Kommandantin nötig
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tsamt dem schwer entbehrlichen Epi¬
Epitaph für den erschossenen Gen¬
bust heißt, dem ein ehrenvoller Selbst¬
hat in den andern vier Szenen mit
it für Lautensacks Dialogik, für ihren
ehackt. Durch die metzgerhafte Be¬
Antithesen herausgekommen, Anti¬
pressionismus machen, der noch gar¬
onismus ist, und es niemals erfahren
einzig der Dilettantismus ist. Diese
mandanten für allerkleinste Ortsver¬
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bände — ist keisend, kurzatmig, voll Angst, eine knallige Wirkung
zu verpassen, und ohne Scheu, jede feinere zu verpatzen. Es tut mir
in der Seele weh, daß ich Bassermann bei Herrn Saltenburg seh. Er
sieht sich nicht und wird deshalb, fürchte ich, meinen guten, aufrich¬
tiger Besorgtheit entspringenden Rat mißachten: sich lieber heute als
morgen wieder einem einigermaßen gleichwertigen oder zum mindesten
gleichstrebenden Ensemble unter der Leitung eines Kunstmenschen
einzugliedern.
Wiener Theater von Alfred Polgar
Auch die Theater hier sind dem allgemeinen Verfall verfallen.
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Glanz und Freude des Metiers sind hin. Die Schauspieler
plagen sich im „Nachtgeschäft“ ihren Lebensunterhalt zu er¬
schwingen, das heißt: sie arbeiten im Cabaret, im Konzertcafé¬
haus, im Tingl. Oder zumindest in den Nachtvorstellungen, mit
denen die Bühnen selbst sich helfen, ihren Raum und ihre Zeit
lukrativer nützen wollen. Die zur Existenz des Theaters un¬
bedingt nötigen Mittel heiligen den schäbigsten Amüsierzweck.
Literarisch hat die wiener Schaubühne niemals viel bedeutet; sie
bedeutet jetzt weniger als gar nichts. Kein neuer Dichter kommt
hier zum ersten Wort, auch kein neuer Autor. Von der Fassade
der wiener Kultur springt der Theater-Stuck, der ihre Zierde war,
ab. Und nicht einmal das Theaterstuck macht den Wienern
mehr Freude. Die Schauspieler sind noch immer, alle, „Lieb¬
linge“ aber das liebende Publikum ist kraftlos geworden, und
seine Gönnerschaft hat keinen Nährwert. Es ist eine schlimme
Zeit. Ein Glück noch, daß es auch eine groteske Zeit ist, zum
Heulen komisch in ihrer Gehetztheit, Verlorenheit und ihrem
pathetischen Asthma.
Also finden die Klagen des Karl Moor wider schiefen Bau
und schnöde Ordnung der Welt heute besonderes Echo. Zumal
wenn ein so starker Komödiant wie Oscar Beregi die Sache vor¬
trägt, in klassischer Heldenattitude, adligen Weltschmerz in den
Mienen, die Unterlippe voll Bitterkeit schiefgezogen, das Locken¬
haupt aufwärts, gewissermaßen: mit dem Kinn gegen die Götter
polemisierend. „Augenrollen und Füßestampfen“, wie das der
Chronist von der ersten mannheimer Aufführung berichtet, stellte
sich bei der Neu-Inszenierung der „Räuber“ (durch Direktor Ber¬
nau im Deutschen Volkstheater) allerdings nicht ein. Die In¬
szenierung, die viel mit Vorhängen und Scheinwerfern arbeitet
und den Szenenwechsel bei hochgezogener Courtine besorgt,
holt keinen neuen Ton und keine neue Farbe aus dem Drama.
Wo sie's versucht, wirkt es als Pose einer Modernität, zu der
iede innere Beziehung mangelt. Wenn der monologisierende
Franz Moor vom Scheinwerfer mit Rotglut übergossen wird —
optischer Vorschmack des Höllenfeuers, das ihm gewiß — scheint
das fast wie Parodie auf das Stil-Bemühen des neuern Theaters.
Eine Konvention, die erschrecklich das Gesicht verzieht, um nicht
erkannt zu werden. Herr Onno fühlt sich nicht wohl in der
Schlangenhaut des Franz. Seine Beseeltheit fährt nur mit Mühe
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