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Wiederaufführung von Schnitzlers „Das
weite Land“.
In der Neuen Wiener Bühne.
Wie aus weiter Ferne kommt dieses Stück zurück, als
wäre es lange in der Verbannung gewesen. Wir vernehmen er¬
staunt und weich Musik eines anderen Lebens, das uns erloschen
ist. Einmal war Schntler jung und Wien — ein weites Land.
Wit erinnern uns. Ein Fetzen von Melodie hängt noch heute
manchen Wiener Menschen an. Damals klang das Dichterwort
von der Seele fein: Weites Land. Es war ein Seufzer der
Empfindsamkeit, nicht mehr. Ein in die Stimmungsjeligkeit
eines wundervoll abgetönien Herbstabends hingehauchtes Wort.
In der Wiener Seelenlankschaft gab es immer so weißwollige
Lämmerwölkchen schmerzsüßer Verliebtheit. Das Dasein boi
Komfort und Muße. Man mochte in unzähligen Nischen des
Behagens am liebsten die kleinen Dinge genießerisch durch die
Finger gehen lassen, fand Lust, mit ihnen zu zärteln und gab
ihnen graziösen Schmiß auf den Weg, etwas von der Musik,
die Wien ausströmte. Elegante Ironie war das erklärte geistige
Kunstgewerbe der Gesellschaft. Sie war durchaus nicht ab¬
gründig. Auch dem Leichtjuß Anarot wurde nur ein wenig
Gedankenmüdigkeit ins Gesicht geschminkt, wenn er seine „Frag¬
an das Schicksal“ stellte, zu einem „Abschiedssouper“ mußte
oder „Weihnachtseinkäuse“ machte. In den Weinbezirken Grin¬
zing, Sievering, Dornbach ging indessen die Liebelei um. Ja,
im weiten Wiener Land lebten Reiz und Duft des Wiener¬
waldes, auch Baden, das sublimierte Wien. Der oberste Regen¬
nannte sich Stimmung. Wir erinnern uns: Aeltere Wiener
hatten sie als Parfüm im Taschenluch.
Graue Schwaden von Ewigkeiten haben sich seither vor die
Schnitzler=Zeit gelegt. Das Tennisspiel mit der Liebe ist längst
nicht mehr gewohnte Tagesbeschäftigung des Wieners. Das
Stück steht jetzt in frostiger Zeit und in scharfer Luft. Die Frage
meldet sich: Hat es denn wirklich jemals Schnitzler=Menschen
gegeben? Das süße Mädel zum Veispiel oder den Hofreiter und
die Erna im „Weiten Land“? Gab es wenigstens ein Schnitzler¬
Cottage, einen kleinen Bezirk, wo ein ganz besonderes Wiener¬
tum rings um die Stadt herum lebte? Die Frage ist müßig.
Sicher haben seine Menschen Wiener Gesichter, tausend Züge
der Echtheit. Die Rhythmik ihres Wesens ist wienerisch. Artur
Schnitzler war mit dem größten Teil seines Schaffens, zu dem
auch „Das weite Land“ gehört, der Dichter einer Epoche ver¬
feinerter Gesellschaftlichkeit, mit ihren allerliebsten Unnützig¬
keiten, ästhetischen Uebertreibungen und ihrer dekatenten Philo¬
sophie, aber auch der berückenden Musik ihrer Leichtigkeit. Die
Authentizität der Schnitzler=Menschen wird angezweifelt. Aber
es genügt: sie hätten so sein können. Es ist vielleicht nur ge¬
träumtes Wienertum, aber es ist ein dichterisch erhöhtes. Das
gilt besonders von den Schnitzier=Schichsalen seiner Menschen.
„Das weite Land“ ist noch aus der Zeit, da Beschaulichkeit
an sich ein Genuß gewesen ist. Man hat ehedem behauptet, daß
das Personal des Stückes durchaus aus Schlüsselfiguren bestehe:
Hofreiter, seine Gattin, Dr. Maurer und der Bankier Ratter,
der Portier Rosenstock, dessen Vorbild in einem Semmeringhotel
zu suchen sei. Mag sein. Heute gibt es die Hofreiters wohl nicht
mehr. Ueber den Prospekt des weiten Landes düstern andere
Konflikté hin. Das Tennis des Lebens ist aus. Aber es ist ein
wehmütiges Vergnügen, auf der Bühne verschollene Begeben¬
heiten agieren zu sehen, von denen wir noch einen Schein des
Erlebten in der Erinnerung tragen. Wir schauen dieses elegante
Drama, das in seidene Kultur gebettet ist, delikat tragisch und
parfümierten Geistes, wie es geruhsam weiterzieht, Akt um Akt,
bei jeder hübschen Wendung stehen bleibt, sich nie tummelt, es
nie eilig hat, und nur von Verliebtheiten und Genießen zu
melden weiß, und vom verdrossenen Altwerden, weil man es noch
einmal so gut haben möchte, nein, besser. War darum wirklich
einmal die Seele ein weites Land?
Die Neue Wiener Bühne hat das Stück mit großem Fleiß
herausgebracht. Sie stellte auf die Szene, was sich an tüchtigen
Schauspielern auftreiben ließ. Der Antrieb war Korff. Sein
Hofreiter war schon im Burgtheater eine glänzende Leistung, S
ist es geblieben. Er hat seine federnde Elastizität beibehalten. Er
ist eine famose Schnitzler=Figur, die beste des Abends, vielleicht
mehr Schauspieler als Glühlichtfabrikant, aber gerade
darum schnitzlerisch. Eine sehenswerte Leistung. Frau Maria
Karsten war Genia, eine beseelte, vornehme Darstellerin,
intelligent, reich an Ausdrucksmitteln, schlechtweg vortrefflich.
Bloß gar nicht wienerisch; norddeutsch. Schnitzler=Stücke aber
müssen wienerisch gespielt werden. Frau Karsten ist eine aus¬
gezeichnete Schauspielerin. Sie sagt aber beispielsweise in einem
Schnitzler=Stück auf einem Wiener Theater: Billjard. Wenn
ein Versatzstück herabsiele, es wäre nicht schlimmer. Ueberhaupt
treffen die Schauspieler, mit ganz geringen Ausnahmen, nicht
mehr den Wiener Ton. Sie sprechen geschraubt. So Herr
Uiberacker als Dr. Maurer, diese Urwiener Figur. Trotzdem,
es gab ganz achtbare Leistungen, zum Beispiel der Frau Emmy
Förster, des Herrn Jens Friedrich. Der Otto des Herrn
Smytt war anmutiger Kindermund. Es gab Stimmung im
Haus, die Stimmung einer verflossenen, unvergeßlichen Wiener
Zeit.
Emil Kläger.
Theater= und Kunstnachrichten.
statt;
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Wiederaufführung von Schnitzlers „Das
weite Land“.
In der Neuen Wiener Bühne.
Wie aus weiter Ferne kommt dieses Stück zurück, als
wäre es lange in der Verbannung gewesen. Wir vernehmen er¬
staunt und weich Musik eines anderen Lebens, das uns erloschen
ist. Einmal war Schntler jung und Wien — ein weites Land.
Wit erinnern uns. Ein Fetzen von Melodie hängt noch heute
manchen Wiener Menschen an. Damals klang das Dichterwort
von der Seele fein: Weites Land. Es war ein Seufzer der
Empfindsamkeit, nicht mehr. Ein in die Stimmungsjeligkeit
eines wundervoll abgetönien Herbstabends hingehauchtes Wort.
In der Wiener Seelenlankschaft gab es immer so weißwollige
Lämmerwölkchen schmerzsüßer Verliebtheit. Das Dasein boi
Komfort und Muße. Man mochte in unzähligen Nischen des
Behagens am liebsten die kleinen Dinge genießerisch durch die
Finger gehen lassen, fand Lust, mit ihnen zu zärteln und gab
ihnen graziösen Schmiß auf den Weg, etwas von der Musik,
die Wien ausströmte. Elegante Ironie war das erklärte geistige
Kunstgewerbe der Gesellschaft. Sie war durchaus nicht ab¬
gründig. Auch dem Leichtjuß Anarot wurde nur ein wenig
Gedankenmüdigkeit ins Gesicht geschminkt, wenn er seine „Frag¬
an das Schicksal“ stellte, zu einem „Abschiedssouper“ mußte
oder „Weihnachtseinkäuse“ machte. In den Weinbezirken Grin¬
zing, Sievering, Dornbach ging indessen die Liebelei um. Ja,
im weiten Wiener Land lebten Reiz und Duft des Wiener¬
waldes, auch Baden, das sublimierte Wien. Der oberste Regen¬
nannte sich Stimmung. Wir erinnern uns: Aeltere Wiener
hatten sie als Parfüm im Taschenluch.
Graue Schwaden von Ewigkeiten haben sich seither vor die
Schnitzler=Zeit gelegt. Das Tennisspiel mit der Liebe ist längst
nicht mehr gewohnte Tagesbeschäftigung des Wieners. Das
Stück steht jetzt in frostiger Zeit und in scharfer Luft. Die Frage
meldet sich: Hat es denn wirklich jemals Schnitzler=Menschen
gegeben? Das süße Mädel zum Veispiel oder den Hofreiter und
die Erna im „Weiten Land“? Gab es wenigstens ein Schnitzler¬
Cottage, einen kleinen Bezirk, wo ein ganz besonderes Wiener¬
tum rings um die Stadt herum lebte? Die Frage ist müßig.
Sicher haben seine Menschen Wiener Gesichter, tausend Züge
der Echtheit. Die Rhythmik ihres Wesens ist wienerisch. Artur
Schnitzler war mit dem größten Teil seines Schaffens, zu dem
auch „Das weite Land“ gehört, der Dichter einer Epoche ver¬
feinerter Gesellschaftlichkeit, mit ihren allerliebsten Unnützig¬
keiten, ästhetischen Uebertreibungen und ihrer dekatenten Philo¬
sophie, aber auch der berückenden Musik ihrer Leichtigkeit. Die
Authentizität der Schnitzler=Menschen wird angezweifelt. Aber
es genügt: sie hätten so sein können. Es ist vielleicht nur ge¬
träumtes Wienertum, aber es ist ein dichterisch erhöhtes. Das
gilt besonders von den Schnitzier=Schichsalen seiner Menschen.
„Das weite Land“ ist noch aus der Zeit, da Beschaulichkeit
an sich ein Genuß gewesen ist. Man hat ehedem behauptet, daß
das Personal des Stückes durchaus aus Schlüsselfiguren bestehe:
Hofreiter, seine Gattin, Dr. Maurer und der Bankier Ratter,
der Portier Rosenstock, dessen Vorbild in einem Semmeringhotel
zu suchen sei. Mag sein. Heute gibt es die Hofreiters wohl nicht
mehr. Ueber den Prospekt des weiten Landes düstern andere
Konflikté hin. Das Tennis des Lebens ist aus. Aber es ist ein
wehmütiges Vergnügen, auf der Bühne verschollene Begeben¬
heiten agieren zu sehen, von denen wir noch einen Schein des
Erlebten in der Erinnerung tragen. Wir schauen dieses elegante
Drama, das in seidene Kultur gebettet ist, delikat tragisch und
parfümierten Geistes, wie es geruhsam weiterzieht, Akt um Akt,
bei jeder hübschen Wendung stehen bleibt, sich nie tummelt, es
nie eilig hat, und nur von Verliebtheiten und Genießen zu
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einmal so gut haben möchte, nein, besser. War darum wirklich
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Die Neue Wiener Bühne hat das Stück mit großem Fleiß
herausgebracht. Sie stellte auf die Szene, was sich an tüchtigen
Schauspielern auftreiben ließ. Der Antrieb war Korff. Sein
Hofreiter war schon im Burgtheater eine glänzende Leistung, S
ist es geblieben. Er hat seine federnde Elastizität beibehalten. Er
ist eine famose Schnitzler=Figur, die beste des Abends, vielleicht
mehr Schauspieler als Glühlichtfabrikant, aber gerade
darum schnitzlerisch. Eine sehenswerte Leistung. Frau Maria
Karsten war Genia, eine beseelte, vornehme Darstellerin,
intelligent, reich an Ausdrucksmitteln, schlechtweg vortrefflich.
Bloß gar nicht wienerisch; norddeutsch. Schnitzler=Stücke aber
müssen wienerisch gespielt werden. Frau Karsten ist eine aus¬
gezeichnete Schauspielerin. Sie sagt aber beispielsweise in einem
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es gab ganz achtbare Leistungen, zum Beispiel der Frau Emmy
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