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box 29/5
Das bele-Land
Dr. Man Goldschmict
buro für Zeitungsausschnite
BBRLIN N 4
Telefon: Norden 3051
a selbst mit dem Tode wie mit einem blassen
Gedanken spielt.
Bei Rittner löst sich alles, sogar das Un¬
wahrscheinlichste glaubhaft und in Wohlgefal¬
Pigeeschan slorlin
len auf und doch geschieht etwas; bei Schnitz¬
ler ereignet sich sogar ein Totschlag und sonst
Nr. 164
noch allerhand und doch geschieht nichts. Das
Kind bei Rittner gibt der Zukunft einen In¬
halt: das Kind bei Schnitzler ist ein wirrer
Schrei, der beim Zuhörer nicht einmal die
Aus den Theatern.
Zeitspanne bis zum Beifall anhält.
Es ist nicht wie bei Ibsen mit dessen quä¬
„Das welte Land“.
lendem Dialog Schnitzlers „Weites Land“ oft
Lessing=Theater.
verglichen wird. Bei Ibsen krampft sich das
Herz des Hörers, man wälzt noch selbst seine
Jetzt hat man in Berlin Gelegenheit, im
Vergleichswege Axtl
brüchigen Gedankenblöcke nach: bei Schnitzler
das
4#r.
rechte Wertungsmaß zu bringen. Auf einer
läuft abgeschliffener Kiesel durch die Finger.
Robertbühne und nun auf der „jüngsten“
Das weite Land“ täuscht Inhalt und Men¬
Rotterbühne kommen zwei Dichter aus Wien
schen lediglich durch die Darstellung vor.
mit aus Episödchen verkextigten Plauder¬
Namhafte Kräfte bemühen sich, die Zu¬
komödien zu Worte. Das dürch papierne und
hörer über viele öde Landstrecken hinwegzu¬
übereferte Paragraphen mühlam und zu¬
helfen. Voran wie vor Jahren schon. Arnolb
meist zweckwidrig In starre Formen gebrachte
Korff und Irene Triesch als das urven¬
Verhältnis der Geschlechter zueinander wird einander hergehende und im Herzensgrunde
feingegliederten und ziselierten Zwie¬
sich doch nicht gleichgültige Ehevaar das sich
sprachen abgewandelt, ohne natürlich zu einer
alle Abwechslung leisten kann, aber damit das
befre lenden Lösung zu komtmen.
Gleichmaß der Zufriedenheit verliert und da¬
Thadbäus Rittner und Arthur Schnitzler
durch an innerlicher Leere und gekränkter
holen beide einen symbolischen Namen ziemlich
Eitelkeit, oder an Herzensjammer und aufge¬
weit her, aber während jeuer die heulenden
nötiatem Kokottentum
zerbricht.Arnold
Wölfe in der Nacht“ geschickt und baher chon
Korff legte den gepflegten, wienerisch gemütlich
bühnenwirksam in Schach hält schon weil er in
plaudernben und feelisch doch
g kalten
meisterlich geprägter Gegenüberstellung der
Mann von Welt in gewohnter Selbstverständ¬
Versonen die Dinge herzhaft und bluwoll an¬
lichkeit nur so hin. Irene Triesch kommt bei
packt verliert sich Schnitzler im „weiten Land“
allem fesselnden Spiel vom weinerlichen Ton
mit räsonierenden Erwägungen weil seine Ge¬
nicht los, wie sie andererseits auch vom Fach
stalten blutarme kaltlassende Schemen sind.
nicht loszukommen scheint, auf das schon jün¬
Alle mehr oder minder=kirmnkichen Erotismen dere Kräfte sehnlichst warten. Nennt man die
treten bei ihm breitspurig als Weltweisheit
Namen Olga Limburg Adele Sand¬
auf, und doch wecken die Schicksale der einzel¬
ock
##ela Schneider
isien dann
nen nur vorübergehende Anteilnahme, weil Ferdinand Bonn Heinrich Schroth Ju¬
der Dichter selbst sie nur spielerisch behandelt, lius Fallenstein (Georg Alexander
und Ellen Tietz wußten mit ihren Puppen¬
figuren nichts Rechtes anzufangen), dann weiß
man, wie reibungslos sie sich in die Umwelt
schickten die sich an den heißen Schwefelauellen
eine Stunde vor den Toren Wiens überliefe¬
rungsreich gebildet hat.
Viel Spötterei, viel leichtes Spiel, viel
Tändelei, viel Kultur.
viel Empfindsamkeit,
viel Schwefel. viel Schnitzler, wenig Rückem¬
mark.
box 29/5
Das bele-Land
Dr. Man Goldschmict
buro für Zeitungsausschnite
BBRLIN N 4
Telefon: Norden 3051
a selbst mit dem Tode wie mit einem blassen
Gedanken spielt.
Bei Rittner löst sich alles, sogar das Un¬
wahrscheinlichste glaubhaft und in Wohlgefal¬
Pigeeschan slorlin
len auf und doch geschieht etwas; bei Schnitz¬
ler ereignet sich sogar ein Totschlag und sonst
Nr. 164
noch allerhand und doch geschieht nichts. Das
Kind bei Rittner gibt der Zukunft einen In¬
halt: das Kind bei Schnitzler ist ein wirrer
Schrei, der beim Zuhörer nicht einmal die
Aus den Theatern.
Zeitspanne bis zum Beifall anhält.
Es ist nicht wie bei Ibsen mit dessen quä¬
„Das welte Land“.
lendem Dialog Schnitzlers „Weites Land“ oft
Lessing=Theater.
verglichen wird. Bei Ibsen krampft sich das
Herz des Hörers, man wälzt noch selbst seine
Jetzt hat man in Berlin Gelegenheit, im
Vergleichswege Axtl
brüchigen Gedankenblöcke nach: bei Schnitzler
das
4#r.
rechte Wertungsmaß zu bringen. Auf einer
läuft abgeschliffener Kiesel durch die Finger.
Robertbühne und nun auf der „jüngsten“
Das weite Land“ täuscht Inhalt und Men¬
Rotterbühne kommen zwei Dichter aus Wien
schen lediglich durch die Darstellung vor.
mit aus Episödchen verkextigten Plauder¬
Namhafte Kräfte bemühen sich, die Zu¬
komödien zu Worte. Das dürch papierne und
hörer über viele öde Landstrecken hinwegzu¬
übereferte Paragraphen mühlam und zu¬
helfen. Voran wie vor Jahren schon. Arnolb
meist zweckwidrig In starre Formen gebrachte
Korff und Irene Triesch als das urven¬
Verhältnis der Geschlechter zueinander wird einander hergehende und im Herzensgrunde
feingegliederten und ziselierten Zwie¬
sich doch nicht gleichgültige Ehevaar das sich
sprachen abgewandelt, ohne natürlich zu einer
alle Abwechslung leisten kann, aber damit das
befre lenden Lösung zu komtmen.
Gleichmaß der Zufriedenheit verliert und da¬
Thadbäus Rittner und Arthur Schnitzler
durch an innerlicher Leere und gekränkter
holen beide einen symbolischen Namen ziemlich
Eitelkeit, oder an Herzensjammer und aufge¬
weit her, aber während jeuer die heulenden
nötiatem Kokottentum
zerbricht.Arnold
Wölfe in der Nacht“ geschickt und baher chon
Korff legte den gepflegten, wienerisch gemütlich
bühnenwirksam in Schach hält schon weil er in
plaudernben und feelisch doch
g kalten
meisterlich geprägter Gegenüberstellung der
Mann von Welt in gewohnter Selbstverständ¬
Versonen die Dinge herzhaft und bluwoll an¬
lichkeit nur so hin. Irene Triesch kommt bei
packt verliert sich Schnitzler im „weiten Land“
allem fesselnden Spiel vom weinerlichen Ton
mit räsonierenden Erwägungen weil seine Ge¬
nicht los, wie sie andererseits auch vom Fach
stalten blutarme kaltlassende Schemen sind.
nicht loszukommen scheint, auf das schon jün¬
Alle mehr oder minder=kirmnkichen Erotismen dere Kräfte sehnlichst warten. Nennt man die
treten bei ihm breitspurig als Weltweisheit
Namen Olga Limburg Adele Sand¬
auf, und doch wecken die Schicksale der einzel¬
ock
##ela Schneider
isien dann
nen nur vorübergehende Anteilnahme, weil Ferdinand Bonn Heinrich Schroth Ju¬
der Dichter selbst sie nur spielerisch behandelt, lius Fallenstein (Georg Alexander
und Ellen Tietz wußten mit ihren Puppen¬
figuren nichts Rechtes anzufangen), dann weiß
man, wie reibungslos sie sich in die Umwelt
schickten die sich an den heißen Schwefelauellen
eine Stunde vor den Toren Wiens überliefe¬
rungsreich gebildet hat.
Viel Spötterei, viel leichtes Spiel, viel
Tändelei, viel Kultur.
viel Empfindsamkeit,
viel Schwefel. viel Schnitzler, wenig Rückem¬
mark.