II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 719

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bas GeiteLand

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gestellten Ensemble, einer Reihe bekannter keit. Das ist kein „Weites Land“ das ist Ober¬
Größen (Arnold Korff, Irene Triescg, Adele flächlichkeit, literarische Schnitzel in gewöhn¬
Sandrock, Georg Alexander, Ferdinand Bonn) licher Tunke,
F.D.
kann selbstzufrieden sagen: Wir haben's ge¬
schafft! Gewiß: Das Schauspielerische verdient
eine gute Note. Aber ist es nicht etwas beschei¬
den, sich damit zu begnügen? Oskar Kanehl!
Sollte das nicht ein neues Programm sein? Er¬
wartete man nicht einen Einschlag revolutio¬
nären Zuges? Enttäuschung. Man fand einen
ästhetischen Genuß, auch den durchaus nicht voll
— aber das Große? Wo blieb das? Allerdings,
das aus der Rumpelkammer geholte Gesell¬
schaftsdrama von Schnitzler gestattet keine Offen¬
barungen.
Der reiche Fabrikant Friedrich Hofreiter führt
das Leben eines Millionärs, unterhält eine gast¬
liche Villa in Baden, amüsiert sich dort mit seinen
Gästen beim Tennisspiel, Flirten und Ehe¬
brechen. Er vernachlässigt seine Frau, ist aber
doch eifersüchtig, bis aufs Blut quält er die Frau,
die er zum Gespött macht, mit Vorwürfen und
philosophischen Redereien.
Ein Freund Hof¬
reiters geht wegen unerwiderter Liebe zu dessen
Frau aus dem Leben. Der Lebemann beschimpft
seine Frau — weil sie den Anbeter nicht er¬
hört, sie habe leichtsinnigerweise ein tunges
Leben gemordet.
So treibt er sie zum Ehe¬
bruch mit einem jungen Marine=Fähnrich. Der
Dr. Mas Goldschmidt
Ehemann, der gerade von einem seiner Ausflüge
Bureau für Zeitungsausschnitte
in das Land der Ehebrüche zurückkommt, sieht
Telefon: Norden 3051.
den Geliebten seiner Frau nachts aus ihrem
BERLIN N. 4
Schlaszimmer steigen. Er beleidigt ihn und er¬
schießt ihn im Duell — wie der Mensch zynisch
Ausschnitt aus:
erklärt, war er eifersüchtig auch auf des Er¬
schossenen Jugend. Hofreiters letzte Geliebte,
Die Welt am Abend, Berlin.
Erna Wahl, will im Ueberschwang ihrer jugend¬
lichen Gefühle mit ihm flüchten. Er stößt sie
zurück, ist stolz. sich frei zu wissen von mora¬
8.Dez 1924
lischen oder sonstigen Bindungen — philosonhiert
über seine unverstandene Seele. Das ist das
„Das weite Land“
„weite Land“ des Dichters, diese unverstandene
„Das weite Land.“ ein Gesellschaftsdrama
Seele. Aber in diesem Drama ist die Seele des
(Tragikomödie von Arthur Schnitzler) im
Helden anders nichts als ungehemmte, klein¬
Lossingtheater. Regie O#unft¬
egoistische Eitelkeit, er fühlt sich als der hel¬
näßig gesprochen: schauspielerisch, in Einzel=hische Unwiderstehliche. Er erobert und genießt“
zistung. Gesamtsolel und Renie, eine Muster=die Frau, um sich in seinem Eitelkeitsgefühl zu
darbietung. Die neue Regie mit kum zusammen= sonnen. Er ist eisersüchtig aus verletzter Eitel¬