W
24. DasLand
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Friedrich: Na ja, von all dem verspür ich allerdings verdammt
wenig. Aber man will doch nicht der Hopf sein. (Wendet sich von ihr
ab, folgt Natter und Stanzides.)
Genia (steht vorn regungslos).
Erna (steht an der Mauer des Hauses).
(Die Blicke der beiden Frauen begegnen sich.)
Vorhang
Fünfter Akt
(Zimmer in der Villa Hofreiters, das an die aus dem ersten Akt bekannte
Veranda stößt. Licht und freundlich. Eine große Glastüre, die auf die
Veranda führt, steht offen. Rechts und links von der Glastür Schränke.
In der Mitte ein großer Tisch, Decke darauf, Zeitschriften, Bücher. —
Sessel. An der linken Wand ein Kamin, davor ein kleines Tischchen,
Stühle usw. Bilder an den Wänden, rechts eine zweite Türe. Stand¬
Uhr links vorn. Etagere rechts vom Kamin mit Büchern.)
Genia (kommt von rechts im Morgenkleid. Sehr blaß und erregt.
Zur Verandatür, tritt auf die Veranda hinaus, wieder zurück, setzt sich
an den großen Tisch, nimmt eine der dort liegenden Zeitschriften, starrt
hinein, dann wieder vor sich hin).
Erna (ohne Hut, im Sommerkleid, sehr rasch von der Veranda herein).
Genia (auf, rasch gefaßt): Erna? .. . was gibt's?
Erna: Sie sind noch nicht zurück? Ist noch keine Nachricht da?
Genia: Wie sollte denn eine Nachricht da sein? Kommen Sie doch
zu sich, Erna. Vor heute nachmittag — kann's ja gar nicht sein. Wahr¬
scheinlich erst morgen früh. In dieser Stunde finden wohl die Vor¬
besprechungen statt.
Erna (sieht sie an): Ja, natürlich, Verzeihn Sie, daß ich weiter¬
frage. Ich weiß, daß ich kein Recht habe, aber die seltsamen Um¬
stände ...
Genia: Sie haben so gut ein Recht, um jemanden zu zittern, wie
ich es hätte.
Erna: Ich zittre nicht, Frau Genia. Das ist nicht meine Art. Ich
wollte nur fragen, ob Sie Ihren Herrn Gemahl heute schon gesehn haben?
Genia: Mein „Herr Gemahl“ ist schon gestern abend in die Stadt
gefahren. Allerlei bei seinem Advokaten zu ordnen jedenfalls. Das ist
ja nun einmal üblich, auch wenn es ganz überflüssig ist. Er wird Ver¬
fügungen treffen. Vielleicht sogar irgendwelche Briefe und Papiere ver¬
brennen. Kurz sich geradeso benehmen, als wenn es eine ungeheure
ernste Sache wäre, obwohl es nichts ist als eine lächerliche Eitelkeits¬
und Ehrenkomödie, wie wir ja alle wissen.
Erna: Ich bin davon nicht überzeugt, Frau Genia.
Genia: Ich bin es. Kommen Sie, Erna, wir wollen in den Garten
gehn, der Tag ist so schön. Wir wollen plandern. Sie haben mir ja
noch gar nichts von Ihrer Reise erzählt. Sie haben interessante Dinge
erlebt . . . am Völser Weiher
Erna: Ist es möglich, daß Sie in dieser Stunde spotten können,
Genia?
Genia: Ich spotte nicht. Ah, ich bin fern davon ... Sie lieben
ihn wohl sehr ... meinen „Herrn Gemahl“, nicht wahr —?! Nun ja,
2 Novenbabest Bi.
205
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Friedrich: Na ja, von all dem verspür ich allerdings verdammt
wenig. Aber man will doch nicht der Hopf sein. (Wendet sich von ihr
ab, folgt Natter und Stanzides.)
Genia (steht vorn regungslos).
Erna (steht an der Mauer des Hauses).
(Die Blicke der beiden Frauen begegnen sich.)
Vorhang
Fünfter Akt
(Zimmer in der Villa Hofreiters, das an die aus dem ersten Akt bekannte
Veranda stößt. Licht und freundlich. Eine große Glastüre, die auf die
Veranda führt, steht offen. Rechts und links von der Glastür Schränke.
In der Mitte ein großer Tisch, Decke darauf, Zeitschriften, Bücher. —
Sessel. An der linken Wand ein Kamin, davor ein kleines Tischchen,
Stühle usw. Bilder an den Wänden, rechts eine zweite Türe. Stand¬
Uhr links vorn. Etagere rechts vom Kamin mit Büchern.)
Genia (kommt von rechts im Morgenkleid. Sehr blaß und erregt.
Zur Verandatür, tritt auf die Veranda hinaus, wieder zurück, setzt sich
an den großen Tisch, nimmt eine der dort liegenden Zeitschriften, starrt
hinein, dann wieder vor sich hin).
Erna (ohne Hut, im Sommerkleid, sehr rasch von der Veranda herein).
Genia (auf, rasch gefaßt): Erna? .. . was gibt's?
Erna: Sie sind noch nicht zurück? Ist noch keine Nachricht da?
Genia: Wie sollte denn eine Nachricht da sein? Kommen Sie doch
zu sich, Erna. Vor heute nachmittag — kann's ja gar nicht sein. Wahr¬
scheinlich erst morgen früh. In dieser Stunde finden wohl die Vor¬
besprechungen statt.
Erna (sieht sie an): Ja, natürlich, Verzeihn Sie, daß ich weiter¬
frage. Ich weiß, daß ich kein Recht habe, aber die seltsamen Um¬
stände ...
Genia: Sie haben so gut ein Recht, um jemanden zu zittern, wie
ich es hätte.
Erna: Ich zittre nicht, Frau Genia. Das ist nicht meine Art. Ich
wollte nur fragen, ob Sie Ihren Herrn Gemahl heute schon gesehn haben?
Genia: Mein „Herr Gemahl“ ist schon gestern abend in die Stadt
gefahren. Allerlei bei seinem Advokaten zu ordnen jedenfalls. Das ist
ja nun einmal üblich, auch wenn es ganz überflüssig ist. Er wird Ver¬
fügungen treffen. Vielleicht sogar irgendwelche Briefe und Papiere ver¬
brennen. Kurz sich geradeso benehmen, als wenn es eine ungeheure
ernste Sache wäre, obwohl es nichts ist als eine lächerliche Eitelkeits¬
und Ehrenkomödie, wie wir ja alle wissen.
Erna: Ich bin davon nicht überzeugt, Frau Genia.
Genia: Ich bin es. Kommen Sie, Erna, wir wollen in den Garten
gehn, der Tag ist so schön. Wir wollen plandern. Sie haben mir ja
noch gar nichts von Ihrer Reise erzählt. Sie haben interessante Dinge
erlebt . . . am Völser Weiher
Erna: Ist es möglich, daß Sie in dieser Stunde spotten können,
Genia?
Genia: Ich spotte nicht. Ah, ich bin fern davon ... Sie lieben
ihn wohl sehr ... meinen „Herrn Gemahl“, nicht wahr —?! Nun ja,
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