II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 802

24. Di
Lan
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III.
Schnitzler’s Tragikomödie „Das weite Land“
Ein Versuch psychologischer Literaturbetrachtung.
Von Dr. Carl Furtmüller, Wien.
Es sei hier zunächst in grossen Zügen der Inhalt von Schnitzlers Tragi¬
komödie in Erinnerung gebracht. Der erste Akt zeigt Frau Genia Hofreiter, in ihrem
Landhaus in Baden bei Wien, die ihren Mann vom Begräbnis eines nahen Freundes,
des Pianisten Korsakow, zurückerwartet. Freunde und Bekannte kommen und gehen;
darunter schärfer hervortretend: Erna, ein energisches kinges Mädchen, von früher
Kindheit an Friedrich Hofreiter verehrend. Doktor Mauer, der ernste junge Arzt, in
Erna verliebt und Hofreiters bester Freund, Er und Genia verstehen einander, beide
sind Friedrich, dem ständig Ungetreuen, mit etwas resignierter, etwas hoffnungsloser
Innigkeit zugetan: selbst Mauers Mitteilung, dass Friedrich seine Beziehung zur
kleinen Bankiersfrau Adele Natter gelöst habe, weckt in Genia kaum eine leise
Hoffnung auf einen Wandel in ihrer Ehe. Nun kommt Friedrich, elegant, herrisch
und gewinnend, sich um alles kümmernd — geschäftlicher Einlauf, Briefe des jungen
Sohnes aus England, Erinnerungen an den toten Freund. Wieder erhebt sich die
Frage, weshalb der sich erschossen hat? Mit Genia allein geblieben, fällt Hofreiter
ihre Bitterkeit gegen ihn auf, er bringt sie mit raschem Misstrauen in Zusammen¬
hang mit Korsakows Tod und ist sofort überzeugt, dass seine Frau — sie hätte
ja ein Recht dazu! — ihn hintergangen hat. Nun gibt sie ihm einen Brief des
Toten; er hat sich erschossen, weil sie nein sagte. Friedrich ist überrascht, verwirrt.
Er empfindet ein Bedürfnis, unter Menschen zu sein und treibt Genia und Doktor
Mauer vom Hause weg in den Kurpark, wo ja auch Erna zu finden ist, die er „nicht
jedem gönne“.
Der zweite Akt spielt im selben Milien vierzehn Tage später. Der Sommer
ist vorgerückt, Erna soll mit ihrer Mutter nach Tirol an den Völser Weiher, Doktor
Mauer will am nächsten Tag eine Urlaubswanderung nach Tivol antreten und möchte
von Erna ausdrücklich ermächtigt werden, sie am Völser Weiher aufzusuchen.
Zögernd, aber von Mauers unbedingter Ehrlichkeit und Treue angezogen, lässt sich
Erna dazu herbei. Unter allerlei bunten Tennis-, Reise- und Flirtgesprüchen fällt
plötzlich Friedrichs Entschluss, Mauer auf seiner Fusstour zu begleiten. Genia, die
seit dem Abend von Korsakows Begräbnis mit heimlichem Sehnen und keuschem
Stolz auf Friedrichs Annäherung gewartet hat, erreicht mit Mühe, dass er ihr auf
ihre betroffene, angstvolle Frage Rede steht. Warum er fortfährt? Weil er es
nicht aushalten kann, dass sie „den Selbstmord Korsakows gegen ihn ausspielt“,
ihre Tugend, die einen Menschen in den Tod getrieben hat, macht sie ihm unheim¬
lich. Friedrich geht und Genia schlägt in fieberhafter Lustigkeit der jungen Gesell¬
schaft eine Autofahrt in die nachtdunkie Landschaft vor.
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