Land
24. Das weite.
Das weite Land“
teraturbetrachtung.
r. Wien.
Inhalt von Schnitzlers Tragi¬
Frau Genia Hofreiter, in ihrem
äbnis eines nahen Freundes,
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8
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Gesell¬
box 29/6
Dr. Carl Furtmüller, Schnitzler’s Tragikomödie „Das weite Land“. 29
Der dritte Akt vereinigt die meisten der bis jetzt aufgetretenen Personen in dem
eleganten Berghotel am Völser Weiher, dessen Besitzer, Doktor von Aigner schon oft
erwähnt wurde; seine geschiedene Fran, die Schauspielerin Meinhold und sein Sohn,
der Fähnrich Otto, sind gern gesehene Gäste in Hofreiters Haus in Baden; und
den fast unersteiglichen Felsen, der nach Aigner heisst, hat sich jetzt eine kleine
Gesellschaft, Hofreiter, Mauer und Erna, zum Ziel gewählt. Zu Beginn des Aktes
wird auf die Verspäteten gewartet; sie kommen dann auch — aber ohne Mauer. Er
muss Hofreiter und Erna gesehen haben, als sie sich umarmten, und reiste sofort ab.
Zwischen Erna und Friedrich kommt es zu einer leidenschaftlichen Aussprache und
zum verheissenden Versprechen Ernas; wenn sie am Schlusse des Aktes den Speise¬
saal betreten, wird drin „ihr Hochzeitsdiner serviert.“ Zu erwähnen ist noch ein
höchst beziekungsreiches Gespräch zwischen den beiden ungetreuen Gatten, Hofreiter
und Aigner, in dessen Verlauf der Satz fällt: „Die Secle ist ein weites Land?“
Im vierten Akt soll Hofreiter, der nur den einen Tag am Völser Weiher ge¬
blieben war, von seiner Reise heimkommen, In der kleinen Gesellschaft, die sein
Haus und den Tennisplatz zu beleben pflegte, hat sich manches verschoben. Otto
von Aigner ist Genias Geliebter geworden, den sie unmittelbar vor Friedrichs An¬
kunft mit fast angstvollem Drängen für immer verabschiedet; Mauer hält sich fern,
wird aber von Friedrich, der eben zurückkehrt, zu einer Besprechung gebeten, die
eigentlich Genias Untreue betreffen sollte, bei der aber Hofreiter seinem wortlos
zürnenden Freund auch zu verstehen geben möchte, dass er ihm bei Erna nicht im
Wege stehen will. Was ausser Ottos nächtlichem Besuch bei Genia, den Hofreiter
belauschte, ihm bei seiner Rückkehr widerfuhr, ist ein böswilliger Zeitungsklatsch
über sein Verhältnis zu Korsakow, der offenbar vom Bankier Natter inspiriert wurde,
seinem letzten Opfer unter den Ehemännern seines Kreises. Aber wenn er ihm,
dem betrogenen Ehemann, jetzt wütend gegenübertreten will, hat er keine Waffe
gegen ihn in der Hand und teilt sogar mit ihm das Schicksal des Betrogenwerdens.
Während er in den folgenden Minuten mit dem jungen Aigner ein Tennistournier
auskämpft, reift ein Entschluss in ihm und vor der versammelten Gesellschaft wirft
er dem überraschten Partner völlig unmotiviert das Wort „Feigheit“ ins Gesicht.
Natter und der neue Liebhaber von Natters Frau werden seine Sekundanten sein
und der fassungslosen Genia sagt Friedrich als Grund zu seinem Vorgehen: „Man
will doch nicht der Hopf sein.“
Der fünfte Akt spielt am nächsten Morgen. In wahnsinniger Aufregung
wartet Genia auf Nachricht vom Duell. Sie muss einen Besuch der ahnungslosen
Mutter Ottos ertragen, und als Friedrich kommt, noch Gruss und Gespräch zwischen
ihm und Frau Meinhold abwarten, um dann mit Entsetzen zu erfahren, dass Otto
im Duell gefallen ist. Nun wendet sie sich von Friedrich, dem „Mörder“, ab. Und
Erna, die sich ihm ganz anbietet, weist er selbst zurück. Er steht allein. In diesem
Moment ertönt seines Kindes Stimme von draussen und mit einem Wehlaut eilt er
ihm entgegen. So schliesst das Stück.
Für den Psychoanalytiker, der an ein literarisches Problem heran¬
tritt, sind zwei Standpunkte möglich. Er kann sein wissenschaftliches
Objekt in dem Dichter sehen. Das Kunstwerk wird dann für ihn die
Bedeutung eines Symptoms oder eines Symptomenkomplexes annehmen,
die ihm den Schlüssel liefern sollen für das Verständnis der Psyche ihres
Schöpfers. Diese Forschungsrichtung schliesst ihrerseits wieder zwei ge¬
trennte Möglichkeiten in sich, je nachdem, ob der Psychologe an dem
Spezialfall des Dichters allgemein menschliche Seelenpro¬
bleme studieren will oder ob er es geradezu auf die Psychologie des