24. Das veite Land
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21
8
Se
Van wird müde, wenn man diese Tragikomödie hört
27/2 oder liest; bleiern wälzt sich der Dunstkreis der in
* ihr auf= und abgehenden Menschen auf unsern
Geist; matt werden uns die Glieder und schwer die Augen¬
lider; eine schlaffe Angeduld besitzt uns: wir können
das Buch nicht aus der Hand legen, wir wollen
etwas, wir wollen noch etwas erleben — und die
Menschen da vor uns auf der Bühne wollen nichts, gar
nichts. Und warum das alles? Warum dieser traurig¬
erschlaffende Erfolg? Weil — sich der Dichter in der
poetischen Gattung geirrt hat.
Schnitzler hat eine Tragikomödie geschrieben, und
diese Tragikomödie ist eine dialogisierte Novelle.
Weder dramatische Handlung, noch dramatische Charak¬
tere finden wir in ihr, und selbst das Milieu ist un¬
dramatisch. Anendlich lang spinnen sich die Dialoge
aus, an sich nicht uninteressant, aber ganz und gar
nichtssagend für die Charaktere der Menschen, die wir
vor uns sehen. Es ist alles Lüge; es ist überhaupt alles
Lüge, will der Dichter sagen; die Menschen sind so ver¬
logen, daß sie sich selbst und ihre Lüste nicht kennen,
daß sie ihre Geilheit mit einer äußerlichen Wohlanstän¬
digkeit betrunken machen. Ein Hindämmern ist alles,
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Van wird müde, wenn man diese Tragikomödie hört
27/2 oder liest; bleiern wälzt sich der Dunstkreis der in
* ihr auf= und abgehenden Menschen auf unsern
Geist; matt werden uns die Glieder und schwer die Augen¬
lider; eine schlaffe Angeduld besitzt uns: wir können
das Buch nicht aus der Hand legen, wir wollen
etwas, wir wollen noch etwas erleben — und die
Menschen da vor uns auf der Bühne wollen nichts, gar
nichts. Und warum das alles? Warum dieser traurig¬
erschlaffende Erfolg? Weil — sich der Dichter in der
poetischen Gattung geirrt hat.
Schnitzler hat eine Tragikomödie geschrieben, und
diese Tragikomödie ist eine dialogisierte Novelle.
Weder dramatische Handlung, noch dramatische Charak¬
tere finden wir in ihr, und selbst das Milieu ist un¬
dramatisch. Anendlich lang spinnen sich die Dialoge
aus, an sich nicht uninteressant, aber ganz und gar
nichtssagend für die Charaktere der Menschen, die wir
vor uns sehen. Es ist alles Lüge; es ist überhaupt alles
Lüge, will der Dichter sagen; die Menschen sind so ver¬
logen, daß sie sich selbst und ihre Lüste nicht kennen,
daß sie ihre Geilheit mit einer äußerlichen Wohlanstän¬
digkeit betrunken machen. Ein Hindämmern ist alles,