II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 855

24. Das veite Land
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gewissen „Kunstzirkeln“ sein widerliches Dasein führt. schaftlichen Milieus gegossen, der Dialog muß die
Sünitzler
Wienerisch ist das, was in den vier Akten des Stückes
süßen Zibeben abgeben. Das Wiener Stück ist fertig.
ente
geschieht, gewiß nicht. Der fünfte, der in der Alpen¬
Damit sind alle Schwächen und Vorzüge des
Fotest des Wiener Bürgers
landschaft spielt, enthält mehr Wiener Luft. Aber der neuesten Schnitzlers gekennzeichnet. Ein sauber ge¬
gehört eigentlich nur lose zum Stück.
r Schriftsteller eine der¬
lfalteter Dialog, amusante Situationen, der schlampige
uch durch ein gut erfun¬
Den Tiefsinn des Titels habe ich bereits charak=Tiefsinn halb ausgesprochener Gemeinplätze, die sich
Boden verpflanzen will,
terisiert und ich erlebe die Genugtuung, daß in Wien jeder ergänzen kann, wie er will. Nachdem die Chose
und Berlin ganz dieselben Urteile darüber gesprochen
vier Akte lang gedauert hat, wird man ungeduldig und
Noral in diesem Boden. werden. „Das weite Land“ soll die Menschenseele sein.lfragt sich, was denn eigentlich die Premiere zum „Er¬
jahrein in einer Um=Ebensogut ist die Seele die bekannte Kettenbruck“
folg“ machte. Dann tritt vor das geistige Auge die
iger als „wienerisch“ ist.] Und auch das könnte ein Hoteldirektor gesagt haben. ganze Blase der Familie und unbedingten Anhänger,
sein neuestes Stück ge=Wo bleibt der Schnitzlersche Tiefsinn, der sich immer die heutzutage eben jeder Dichter hat und man geht
begeht er das Unrecht, repräsentiert, wie des Dichters Stirnlocke
aus dem Theater mit einem bitteren Gefühle gegen
für den Ehebruch zu schmachtend, aus Abgrundtiefen tauchend und rätsel=den Direktor, der mangels anderer Initiative gerade das
mpeln zu wollen? Ist
haft wie ein unlösbarer Rebus..
r zerfressenen Schweinigl¬
nimmt, was ihm volle Häuser verspricht. Am Ende
reier heißt und in Baden
Kurz gesagt, ist die Geschichte die: Ein widerlich sind die unverholenen Ehebrüche in der Burg auch
geiler Mensch, der keine anderen Sorgen hat, als die pikant; es wird sich jeder dieses Plaidoyer anhören
eit eher paßt diese Moral Weiber, wird als Held in den Mittelpunkt der Hand=wollen, das an diesem Orte bisher noch nie gehalten
der Theaterstücke schreibt,lung gestellt. Seine Brunst kennt keine Eheschranken und wurde.
kaninchen und mit achtung=kein Nächstenrecht, und auch das Mädel, das ihm in
ses Chaos für das Natür¬
Allmählich wächst ja auch im Burgtheater die
den Weg läuft, schnappt er damit weg. Das alles aber Truppe für solche Stücke heran. Wir haben zwar heute
soll Seelentiefe oder =untiefe sein, Menschenschicksal. Zu keinen Wallenstein mehr an der Burg, wir haben keinen
unbesonnen und genuß=meiner Zeit hieß man den Mann kurzweg einen Hamlet und keinen Fiesko, aber dafür werden wir einen
ferner, als seine treiben¬
Schweinkerl ... Er verbittert seiner Frau das Dasein,ausgezeichneten Hofreiter haben und Künstlerinnen, die
zu analysieren, aus der er kennt weder Freundschaftsrespekt, noch das Recht der
mit einem stadtbekannten Verhältnis paradieren, sich
t machen zu wollen. Wie jugendlichen Unverdorbenheit; er schießt auch den Lieb¬
somit für halbe Jungfrauen ausgezeichnet eiqnen. Das
eser Bankier Natter und haber seiner Frau nieder, angeblich, weil der seine Burgtheater wird immer besser; Baron Berger, als
ingfrau, die wiederum in Jugend zeigte. Wie diese unkomplizierte Wüstlingsnatur Retter gerufen, wird das gute Burgtheater vollends zu
dem „verwöhnten“ Lieb=der Held einer Tragikomödie sein soll, bleibt unerfindlich, Tode retten.
orschwebt. Ein Wiener noch unerfindlicher, wie der Mann eine Wiener Type
Soweit wären wir ja schon, daß man im Burg¬
ft sich vielleicht auch ge-darbieten soll. Nebenbei wird noch geschmackloserweiseltheater wirklich echte Portiers zu verkörpern sucht. Und
gelnden Halbjungfrauen, ein alpenländischer Kraftmensch als interessante Spe=daß man mit derartigen Mätzchen Reklame machen
teraturfnob, der gewalt=zialität hingestellt. Die anderen handelnden Personen muß. Und daß die kleine Reinhold aus diesem Ensemble
seine angefaulte Morall sind nur da, dem Helden das Piedestal abzugeben. Ueberl wie eine alte Burgtheatersäule herausragt, weil sie eine
Theatercouloirs und indas Ganze ist die pikante Sauce eines bekannten land=Sprechweise hat, die sich gegen das Geschnofle der
Die heutige Zummer umfaßt 12 Seiten.