II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 31

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23. Der Schleiender Pierrette
Telephon 12.801.
Di.
BSEHVER
z. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
t. Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
Bärid Mailand Minneapolte. Neu. V.
Francisco, Stockholm, St. Petersbe J.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
#fet9LOoyd, Budapest
Abendblate



zu einem neuen Drama. Die Handlung ist aus der Re¬
ist Schnitzler bisher der Musik nicht nähergetreten.
naissancezeit in das Wiener Biedermeiermilien verlegt
Höchstens, daß er in ein paar Romankapiteln ihr Wesen
uilleton.
ner
und die Hauptgestalten bekamen die Masken von Pierrot,
als Aesthet zu ergründen versuchte. Doch der Dichter hatte
Pierrette und Harletin. Zwei Akte des Originalentwur¬
nichts dagegen, daß die Musiker an ihn herantraten Es
ier der Pierrette.“
ses wurden radikal amputiert. Die Vorgäinge entwickeln
waren nun freilich nicht die Erlauchtesten aus dem Reiche
schnitzler und Dohnänyi,
sich nun wie folgt. An ihrem Hochzeitsabend geht
Polyhymnias, welche sich ihm näherten. Zuerst Oskar
en
Pierrette ihrem Bräutigam durch. Sie flieht zu ihrem
Strauß, der aus dem Puppenspiel „Der tapfere Cassian“,
Nicht wie sonst anläßlich eines
Geliebten Pierrot, ohne den das Leben für sie keinen
vielleicht wider Willen, eine banate Operette machte, dann
S.
Uraufführungen interessanter
Wert mehr hat. Kann sie mit ihm nicht mehr leben, so
der Frankfurter Opernkapellmeister Franz Neumann, der
: „Salome“ oder „Moloch“ gibt es
will sie im Tode mit ihm vereint sein. Das Gift hat
den sonderbaren Versuch unternommen hat, aus der
kion schweigt. Sie holt neuen Atem.
sie mitgebracht, Pierrot ist einverstanden und nimmt
„Liebelei“ ein Musildrama zu machen. Wie das Experiment
sind die großen Nummern fällig,
zuerst den Todestrank. Aber wie Pierrette ihren Gelieb¬
ausgefallen ist, wird man erfahren, wenn die Oper auch
eue Puccini. Bis dahin müssen
ten sterben sieht, erfaßt sie namenlose Angst. Sie ist
das Licht der Rampen erbtickt haben wird. Ihre Auf¬
duld fassen oder den Nachwuchs
nicht mehr imstande, ihren Entschluß auszuführen und
führung steht gleichfalls in Dresden bevor. Der dritte musi¬
der Nachwuchs streikt. Die Wiener
verläßt entsetzt das Gemach, ihren Schleier unversehens
kalische Schnitzleriauer ist nun der Ungar Ernst
fretten, die Münchner Schule hat
zurücklassend. Arlekino hat inzwischen die Abwesenheit
v. Dohnänyi. Seine Amezedentien sprechen nicht gegen
n d'Albert, auf den man einmal
der Braut bemerkt und an der Unordnung ihrer Kleider
ihn. Als Piani“ hat er sich schon in jungen Jahren
findet aus den Sümpfen des
erkennt er, daß etwas vorgefallen sein müsse. Pierrette
Weltruhm erworben, als Komponist mit einem Klavier¬
en Weg ins Freie. Die Sterilität
ist nicht imstande, ihre Verlegenheit zu bemänteln. Im
konzert den Beethovenpreis davongetragen, mit Kammer¬
res sicht aber die Leitung der
Tanze mit ihm versucht sie den Verdacht Harlekins ab¬
musik den Beweis geliefert, daß er Tüchtiges gelernt hat
kn. Melden sich auch die neuen
zulenken. Da verlöschen die Lichter im Saale und
und eine große, mehrfach aufgeführte Sinsonie zeigte
so weiß man sie zu finden. Kürz¬
Pierrot steht als Gespenst vor ihr, nur ihr sichtbar. Die
bereits Reife und Gediegenheit. Nun erfolgte der ent¬
kus Elbflorenz wieder einen neuen
Erscheinung verläßt sie nicht und alle Mittel sind ver¬
scheidende Schritt zum Theater. Aehnlich hat es vor ihm
En einer Oper. Bloß eine Pauto¬
gebens, sie zu bannen. Sie verläßt noch einmal den
Eugen d'Albert gemacht. Bleibt zu hoffen, daß sich
der letzten Woche den Beifall der
Tanzsaal und kehrt zurück ins Atelier. Harlekin ihr nach.
Dohnanyi länger oben halten wird.
Man hat dort die Sache nicht
Dort liegt noch immer Pierrot als Leiche. Der Betro¬
Es sind schon einige Jahre verstrichen, seit Artur
Pantomimen entstehen und ver¬
gene bemerkt das Giftfläschchen und errät den Zusam¬
Schnitzler sein fünfaktiges Drama „Der Schleier der
er der Pierrette“ scheint sich auf
menhang. Er nimmt gräßliche Rache. Nachdem er die
Beatrice“ vollendet hat. Der Dichter hatie kein Glück mit
Leiche vom Boden aufgehoben und sie in sitzende Stel¬
ten und gern nimmt der fahrende
diesem Werk. In Wien lehnte Dr. Paul Schleuther eine
ahr, sich die Sache näher zu besehen.
lung gebracht hat, zwingt er Pierrette, mit ihr anzu¬
Aufführung am Burgtheater rundweg ab, ein Versuch,
n Klang, welche der Theaterzetiel
dem Drama in Berlin zu seinem Recht zu verhelfen,
stoßen und zu trinken. Dann entfernt er sich. Krachend
n Geringerer als Artur Schnitzler
scheiterte an der Unzulänglichkeit der schauspielerischen
fällt die Tür ins Schloß. Pierrette, mit der Leiche
allein, wird wahnsinnig. Sie beginnt zu tanzen. Immer
und Ernst v. Dohnänyi ist der
Kräfte des Lessingtheaters, die für die Aufgaben des
Renaissancestückes nicht geeicht waren. Wollte der Dichter
kur Schnitzler ist ein homo novus
toller wird ihr Reigen, bis sie zusammenbricht. Pierrots
Freunde dringen gewaltsam ins Zimmer und finden
Eeine Neigungen zogen ihn schon
sein Werk für die Bühne reiten, so mußte er sich zu
ein gründlicher Kenner der Werte
einer gründlichen Umarbeitung entschließen. Es wurde
zwei Tote.
der „Schleier der Pierrette“ daraus. Die Pantomime ist
der Moderne. Bei keiner wichtigen
Zu dieser auf die Nerven gehenden Handlung hat
Wiener Konzertsaale oder Opern¬
wohl noch nicht die desinitive Form des veränderien
Ernst v. Dohnänyi eine ungemein interessante und nicht
Werles geworden, denn schwerlich dürfte Schnitzler ein
minder aufregende Musik geschrieben. Eine Musik, die
rische Wien mit Fug und Recht
allerdings nicht verleugnet, daß sie ihr Bestes von Vor¬
für allemal auf das Sprächliche, auf das er gerade in
Echenschaften außer sich war, die
diesem Werke sein ganzes Können konzentriert hat, gan¬
bildern genommen hat, aber die auch genügende eigene#
En, war Schnitzler einer der ersten,
Intention besitzt, um als starke Talentprobe gewertet wer
verzichten. Was wir vor uns haben und was Dohnänyi
zeichneten, der die kunstfeindliche
ollte. Aber als schaffender Künstler] zur Anregung seiner Komposition diente, ist das Gerüst den zu können. Berlioz, Wagner und Richard Stra#