Ausschnitt aus Ssae Aeczez,
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2Der Schleier der Pierrettee
Pantomime in drei Bildern von Arthm Schnitzler, Mulik
von Ernit von Dohnänyi erlebte am 22. Januar im
Königlichen Opernhaule zu Dresden mit großem Erfolge
die Uraufführung. Der Dichter hat die Handlung in
konzentrierter Form aus leiner Renaillance-Tragödie „Der
Schleier der Beatriceg (3., 4. und 5. Akt) gezogen, dabei
das Milien ins Altwienerilche übertragen. Hierdurch wurde
dem dekorativen Rahmen und der Koltinmerung ein eigen¬
artiger Reiz gegeben, der das Graulige des Stoffes mildern
half. An inneren poctilchen Werten ging jedoch in der
neuen Fallung manches verloren.
Die Handlung ist kurz
folgende: Pierrette (Fräulein
Tervani) loll’gegen ihren Willen
den verhaßten Harlekin (Herr
Trede) heiraten, während lie
den Pierrot (Herr Soot) licbt.
Dieler verbringt die Zeit in
Verzweillung und Sehnlucht. Da
lucht Pierrette ihn auf. Kurze
Liebestzene. Sie hat Gift mit¬
gebracht, iun mit dem Ge¬
liebten gemeinlam zu Iterben.
Während dieler bald darauf
tot hinlinkt, fehlt ihr im letzten
Augenblicke die Kraft.]
Schreckensbleich Rürzt lie von
dannen. Zweites Bild: die
Hochzeitsgeselllchaft ist ver¬
lammelt. Nur die Braut fehlt.
Durch Tanz und Spiel lichen
die Eltern den Bräutigam hin¬
zuhalten. Endlich naht die Ver¬
mißfte, doch ohne Schleier. Der
Geilt Pierrots erlcheint ihr
mehrfach. Um den Schleier
zu holen, eilt Pierrette davon.
Der Bräutigam folgt. Im
dritten Bilde zwingt Harlekin
leine Braut, dem toten Ge¬
liebten zuzutrinken, dann ichlicllt
er beide ein. Pierrette verfällt
in Wahnlinn und bricht nach
langem, überlangem Tammel¬
tanze an der Leiche zulammmen.
Dohndnyis Mulik besticht
weniger durch Originalität der
Erfindung (Bizet und Wagner
werden deutlich zitiert), als
durch lorgfältige Arbeit und
eine moderne Orchellerlprache voll Leidenlchaft und
trefflicherer Charakterilierung. Zweifellos bilden die
traglichen Momente den Schiwerpunkt des linfonilchen
Dramas, doch findet lich in den Tanzlzenen, belonders
in dem Hochzeitswalzer zwilchen dem ersten und zweiten
Bilde, auch viel Melodilch-Felleindes und Rhpthiniich-
Interellantes. Daneben fällt eine glückliche individuali¬
lierung einzelner Inktrimente auf, lo der Klarinette, deren
lpitze, lich überkugelnde Tonreihen die Sinnverwirrung
der Pierrette trefflich kennzeichnen. Die Aufführung,
einltudiert von Balletmeister Berger, mit Verve und
Elan geleitet von Generalmulikdirektor von Schuch
war mnit den beiten Kräften beletzt und tat viel für den
Erfolg. Nicht vergellen leien die von Herrn Profellor
Fanto gezeichneten Koltinne. Das Publikum rief mit den
Hauptdarltellern auch den Komponilten und mit Recht in
Rürmilcher Weile Herrn von Schuch. Dr. Schnitzler
wolmte der Uraufführung bei, überliel aber Herrn
von Dohndnyi die Ehren des Lorbeers. Von auswärtigen
Theater-Kapazitäten bemerkte man u. a. Herrn Direktor
Volkner aus Leipzig.
Heinr. Platzbecker
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2Der Schleier der Pierrettee
Pantomime in drei Bildern von Arthm Schnitzler, Mulik
von Ernit von Dohnänyi erlebte am 22. Januar im
Königlichen Opernhaule zu Dresden mit großem Erfolge
die Uraufführung. Der Dichter hat die Handlung in
konzentrierter Form aus leiner Renaillance-Tragödie „Der
Schleier der Beatriceg (3., 4. und 5. Akt) gezogen, dabei
das Milien ins Altwienerilche übertragen. Hierdurch wurde
dem dekorativen Rahmen und der Koltinmerung ein eigen¬
artiger Reiz gegeben, der das Graulige des Stoffes mildern
half. An inneren poctilchen Werten ging jedoch in der
neuen Fallung manches verloren.
Die Handlung ist kurz
folgende: Pierrette (Fräulein
Tervani) loll’gegen ihren Willen
den verhaßten Harlekin (Herr
Trede) heiraten, während lie
den Pierrot (Herr Soot) licbt.
Dieler verbringt die Zeit in
Verzweillung und Sehnlucht. Da
lucht Pierrette ihn auf. Kurze
Liebestzene. Sie hat Gift mit¬
gebracht, iun mit dem Ge¬
liebten gemeinlam zu Iterben.
Während dieler bald darauf
tot hinlinkt, fehlt ihr im letzten
Augenblicke die Kraft.]
Schreckensbleich Rürzt lie von
dannen. Zweites Bild: die
Hochzeitsgeselllchaft ist ver¬
lammelt. Nur die Braut fehlt.
Durch Tanz und Spiel lichen
die Eltern den Bräutigam hin¬
zuhalten. Endlich naht die Ver¬
mißfte, doch ohne Schleier. Der
Geilt Pierrots erlcheint ihr
mehrfach. Um den Schleier
zu holen, eilt Pierrette davon.
Der Bräutigam folgt. Im
dritten Bilde zwingt Harlekin
leine Braut, dem toten Ge¬
liebten zuzutrinken, dann ichlicllt
er beide ein. Pierrette verfällt
in Wahnlinn und bricht nach
langem, überlangem Tammel¬
tanze an der Leiche zulammmen.
Dohndnyis Mulik besticht
weniger durch Originalität der
Erfindung (Bizet und Wagner
werden deutlich zitiert), als
durch lorgfältige Arbeit und
eine moderne Orchellerlprache voll Leidenlchaft und
trefflicherer Charakterilierung. Zweifellos bilden die
traglichen Momente den Schiwerpunkt des linfonilchen
Dramas, doch findet lich in den Tanzlzenen, belonders
in dem Hochzeitswalzer zwilchen dem ersten und zweiten
Bilde, auch viel Melodilch-Felleindes und Rhpthiniich-
Interellantes. Daneben fällt eine glückliche individuali¬
lierung einzelner Inktrimente auf, lo der Klarinette, deren
lpitze, lich überkugelnde Tonreihen die Sinnverwirrung
der Pierrette trefflich kennzeichnen. Die Aufführung,
einltudiert von Balletmeister Berger, mit Verve und
Elan geleitet von Generalmulikdirektor von Schuch
war mnit den beiten Kräften beletzt und tat viel für den
Erfolg. Nicht vergellen leien die von Herrn Profellor
Fanto gezeichneten Koltinne. Das Publikum rief mit den
Hauptdarltellern auch den Komponilten und mit Recht in
Rürmilcher Weile Herrn von Schuch. Dr. Schnitzler
wolmte der Uraufführung bei, überliel aber Herrn
von Dohndnyi die Ehren des Lorbeers. Von auswärtigen
Theater-Kapazitäten bemerkte man u. a. Herrn Direktor
Volkner aus Leipzig.
Heinr. Platzbecker