II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 48

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23. Der Schleiender- Bierrette
Gtd
brachen sich; aber Schmock hatte
rasende Leidenschaft Canios sofort freigab), eine Gestalt, die man so
raurige Ergebnis ist, daß Fräu¬
wenig wie eine Zeichnung E. T. A. Hoffmanns je vergessen kann. Wel¬
überall verwendbare Sängerin,
cher Jammer, daß alles das vor einen Pöbel geworfen wird, den nicht
muß auf Ordnung achten; aber
Caruso, sondern Carusos Preise locken, und der sich von gefälligen
gen, ob es nicht klüger gewesen
Leuten „Gesellschaft' nennen läßt. Sie trampeln, brüllen mitten hinein
des Friedens willen, aber auch
und sind dabei gewesen.
sitzenden Sängerin trällern zu
Weiter, weiter, der Kalender ist dicht beschrieben. Am gleichen
Abend begrub die obbemeldete Gesellschaft Dohnänyis „Schleier der
un lag, wie ihr geheißen war,
Pierrette', eine Pantomime, die Schnitzler aus seinem bologneser
re Munterkeit und ihr neckisches
Schleierstück altwienerisch zurechtgezimmert hat. Die harmonisch seine,
en sagt, geschaffte Arbeit. Wie
nur wenig lebendige Musik hätte Besseres erwarten dürfen. Aber
großen Haus! Wie kalt blieb,
alles dachte, bei dreifach erhöhten Preisen, an Caruso, dessen Bajazzo
einst! Die Regie war vorzüg¬
um halb Neun kommen würde. Einwände gegen die Pantomime: sie
rechnete mit willfährigen Ver¬
ist zu dramatisch, also ohne Worte nur Eingeweihten verständlich.
r gewissermaßen zu beizen. Ach,
Einwand gegen die Regie: sie trieb das Grausig=Gespenstische nicht
angen die Leute Gemüt, Natur,
hervor, sondern wurde mit breitem Behagen „ungemütlich“. Mußten
hbgelebt und nicht nachgewachsen
sie' das erleben, bei dreifach erhöhten Preisen? Schade!
tortheater! Ja, die Italiener!
Und schon am nächsten Tage „Fidelio“ — wie verkündet wurde:
ner Gast=Aufführung des „Don
in Mahlers Inszenierung. Welch ein Augenblick, als man die drei
e. Sie hatten sicher keinen Kopf
Jahre lang einer Marotte geopferten Wunderbilder wieder sah! Das
nen niemand etwas gezeigt und,
heißt: den Gesängnishof nicht, der war in irgend einem Magazin ver¬
hemacht. Aber dem schlechtesten
dorben, und der „liebenswürdige', heitere“ von Anno Weingartner paßte
kanieren angeboren; jeder Knei¬
schlecht in den heroischen Rahmen. Auch waren manche Mätzchen jener
komische Person auf der Bühne.
Episode geblieben; war das Licht, war manche Bewegung recht wenig
fihren, hat Spiel und Musik ein
im Sinne Mahlers. Und doch, wie sehr muß man Gregor danken!
n, tollen Feuern, indes man bei
Er gibt drei von den sibyllinischen Büchern, da man, als es noch Zeit
der immerzu Streichhölzer an¬
war, die ganzen neun nicht gewollt hat. Er kündigt Mahlers Mozart¬
Wollen und Können der Regie
Inszenierungen an. Das werden rote Tage im Kalender sein. Ein
1) — vor der musikalischen Lei¬
Direktor, der Mozart aufführt, und nicht pastorenhafte Feuilletons
Respekt. War er verschüchtert
über den Göttlichen schreibt, das eigene Unvermögen zu verhüllen!
Ist er einer von den deutschen
Man hofft. Man darf hoffen.
icht dirigieren können? Genug,
erbaum gedient hatte, kam nicht
dern, wenn nächstens ein Sta¬
Die Rigolboche
Pasquale berechnet.
Opern singt, zeigte — welcher
von Irma Schneider=Schönfeld
ls Bajazzo. Leoncavallo nur,
abent sua fata — und wenn Bücher ihre Schicksale haben,
... Aber dieser „Tenor“!
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warum sollten sie nicht auch ihre Jubiläen feiern dürfen?
flutenden, hell aufrauschen¬
Genau ein halbes Jahrhundert ist der kleine Memoiren¬
erständlichen Spiel, das den
band alt, in dem ich eben geblättert habe. (Mémoires de Rigolboche.
u einem erschütternden
Paris, Racon et Comp., 1861.) Er hat keinerlei bibliophilen Neu¬
hreckhaften Komik seiner
druck erlebt, und ich bezweifle aus verschiedenen Gründen, daß jemand
gestalt schuf, mit starren
ine Pierrotgewand für die
es der Mühe wert gesunden hat, ihm aus seinem kecken Französisch
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