23. Der- Schlefelder-Pierrette
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spiel=Spielzeit kündigt sich unverkennbar durch die Gattung der
und Hekuba, denn von deren Geschicken gibt es immer noch
zur Aufführung gelangenden Stücke an. Es ist leichte und
einen Weg, der direkt zu unserm Herzen führt, wogegen Artur
allerleichteste Ware. Der etwas verspätet zu uns gelangten
Schnitzlers Pierrot und Pierrette uns ewig fremd bleiben,
rheinischen Karnevalsposse „Sein Sündenregister“ folgte am
und der Tonmeister müßte noch geboren werden, der uns das
Samstag die sogenannte Groteske „Gelbstern“ von J.
Leid und die Schmerzen dieser nur schemenhafter, am Schreib¬
Burg und W. Turszinsky. Die Bezeichnung Groteske
tisch erklügelter Gestalten als die unsrigen empfinden zu lehren
besagt wohl schon genug; bezeichnet sie doch in der modernen
vermöchte.
Bühnensprache nicht das, was eigentlich unter dem Worte ge¬
Es war daher kein Wunder, wenn trotz der Mühe, die sich
meint ist, nicht ein Werk, in dem das Niedrig=Komische in
Generalmusikdirektor Schillings und Oberregisseur Ger¬
seiner Abart des Abenteuerlich=Seltsamen vorwaltet, sondern
häuser um die musikalische und szenische Leitung der Vor¬
ein Stück, das für sich jede Freiheit beansprucht, u. a. auch
stellung gaben, die letztere nur abstoßend auf die große Masse
die, sich von allem zu emanzipieren, was an irgend einen
des Publikums wirken konnte. Die Rolle der Pierette wurde
künstlerischen Regelzwang erinnern könnte. Das Letztere gilt
von Frl. Hötzel mit bewundernswertem künstlerischem Ge¬
hervorragend von dem Werke, das uns am Samstag zum
schick wiedergegeben, und wenn zum Schluß hier und da der
erstenmale entgegentrat. Es nimmt vor allem das Vorrecht
Versuch zum Beifallspenden gemacht wurde, waren dieselben,
für sich in Anspruch, der Bühne alles fernzuhalten, was man
wie schon gesagt, in erster Linie als ein Zeichen der Anerken¬
gemeinhin eine dramatische Handlung nennt. Was es uns
ung für diese Künstlerin aufzufassen, die offenbar bestrebt
bietet, ist nur Schilderung und diese Schilderung erstreckt sich
gewesen war, ihr bestes zu geben. Sonst waren zur Dar¬
ausschließlich auf das interne Leben in einem modernen Ber¬
stellung, abgesehen von der Besetzung einiger ganz kleinen
liner Konfektionshause. Daher der Name des Stückes, der
Partien, Herren und Damen von der Oper herangezogen
einem Nichteingeweihten vielleicht auffallen könnte; unter dem
worden, so die Herren van Erpecum und Swoboda
Namen „Gelbstern“ soll nämlich das innere Getriebe eines
für die höchst undankbaren Partien des Pierrot und des
modernen Konfektionshauses symbolisiert werden, weil in den
Bräutigams. Wir irren wohl nicht, daß es vorwiegend Teil¬
Geschäften dieser Art mit einem gelben Stern, mit zwei gelben
nehmer an den Dal Croze'schen Kursen waren. In diesem
Sternen, mit einem roten Stern und mit drei gelben Sternen
Falle können wir die bis jetzt erzielten Ergebnisse dieser Kurse
die vier gangbarsten Größenverhältnisse der Konfektionswaren
nicht als allzu hohe veranschlagen. Einen wie angenehmen
für Damen ausgezeichnet werden. Uns über den Inhalt des
und beruhigenden Eindruck machte es beispielsweise, sich Hrn.
Stücks näher zu verbreiten, geht nicht wohl an und das aus
Burger in seiner ganz kleinen Rolle über die Bühne be¬
dem einfachen Grund, weil es einen eigentlichen Inhalt kaum
wegen zu sehen. Auch die von Frl. Steinwender ein¬
besitzt. Die Personen und Verhältnisse, wie sie uns in den
studierten Tänze machten wohl den Eindruck des Anmutigen
beiden ersten Akten entgegentreten, sind zum Teil gut und
und Gefälligen, gingen aber über das nicht hinaus, was unter
richtig gesehen, aber auch nur zum Teil denn sonst müßte ein
der bisherigen Ballettleitung geleistet worden ist.
modernes Berliner Konfektionshaus, soweit seine Personal¬
Stuttgarter Schauspielhaus.
verhältnisse in Betracht kommen, das ziemlich genaue Gegen¬
9 Stuttgart 25. Apr. Der bevorstehende Schluß der Schau= stück eines orientalischen Serails und aller seiner wesentlichen
Elemente mit alleiniger Ausnahme
Inhaber so etwas wie ein türkische
dürfte denn doch mit der Wirklichke
Gegen die Fränze Schott, die erste Kon
J. C. Bernius, würde die selige Fati
an den Mufti und so immer weiter i
der reine Unschuldsengel sein; noch
ist, daß ein so geriebener und raffinie
der Inhaber der genannten Firma, sich
muster, das es gleichzeitig mit ih
mit seinem Prokuristen und dan
den gehalten hat, gegen eine
30 000 vom Halse schafft.
J. C. Bernius nicht, auch dann n
schmetternde Entdeckung, daß seine ei
tour mit einem Chauffeur gemacht h
Urteil etwas getrübt hat. Je seich
vorzüglicher war seine Wiedergabe.
Hr. Suchanek und Hr. Bauer
kuristen Dörrwald und des Reisenden
ihrer tollen Laune nach Herzenslust
konnten. Charakteristisch gaben auch
C. Bernius und Frau Rosner di
Ein ergötzliches Charakterbildchen stel
in dem Lehrling Moritz Rosalowicz his
Eigen den Einschlag von wirklich
Rührseligem), das die komische Cha
alten Agenten Bergmann hat, in kün
hervortreten ließ. Da Frau v. Berl
stellung erkrankt war, brachte Frl. Bl
stückchen fertig, uns im ersten Akt di
und im letzten die Zimmervermieter
anschaulichen, und zwar beide mit
Naturtreue.
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spiel=Spielzeit kündigt sich unverkennbar durch die Gattung der
und Hekuba, denn von deren Geschicken gibt es immer noch
zur Aufführung gelangenden Stücke an. Es ist leichte und
einen Weg, der direkt zu unserm Herzen führt, wogegen Artur
allerleichteste Ware. Der etwas verspätet zu uns gelangten
Schnitzlers Pierrot und Pierrette uns ewig fremd bleiben,
rheinischen Karnevalsposse „Sein Sündenregister“ folgte am
und der Tonmeister müßte noch geboren werden, der uns das
Samstag die sogenannte Groteske „Gelbstern“ von J.
Leid und die Schmerzen dieser nur schemenhafter, am Schreib¬
Burg und W. Turszinsky. Die Bezeichnung Groteske
tisch erklügelter Gestalten als die unsrigen empfinden zu lehren
besagt wohl schon genug; bezeichnet sie doch in der modernen
vermöchte.
Bühnensprache nicht das, was eigentlich unter dem Worte ge¬
Es war daher kein Wunder, wenn trotz der Mühe, die sich
meint ist, nicht ein Werk, in dem das Niedrig=Komische in
Generalmusikdirektor Schillings und Oberregisseur Ger¬
seiner Abart des Abenteuerlich=Seltsamen vorwaltet, sondern
häuser um die musikalische und szenische Leitung der Vor¬
ein Stück, das für sich jede Freiheit beansprucht, u. a. auch
stellung gaben, die letztere nur abstoßend auf die große Masse
die, sich von allem zu emanzipieren, was an irgend einen
des Publikums wirken konnte. Die Rolle der Pierette wurde
künstlerischen Regelzwang erinnern könnte. Das Letztere gilt
von Frl. Hötzel mit bewundernswertem künstlerischem Ge¬
hervorragend von dem Werke, das uns am Samstag zum
schick wiedergegeben, und wenn zum Schluß hier und da der
erstenmale entgegentrat. Es nimmt vor allem das Vorrecht
Versuch zum Beifallspenden gemacht wurde, waren dieselben,
für sich in Anspruch, der Bühne alles fernzuhalten, was man
wie schon gesagt, in erster Linie als ein Zeichen der Anerken¬
gemeinhin eine dramatische Handlung nennt. Was es uns
ung für diese Künstlerin aufzufassen, die offenbar bestrebt
bietet, ist nur Schilderung und diese Schilderung erstreckt sich
gewesen war, ihr bestes zu geben. Sonst waren zur Dar¬
ausschließlich auf das interne Leben in einem modernen Ber¬
stellung, abgesehen von der Besetzung einiger ganz kleinen
liner Konfektionshause. Daher der Name des Stückes, der
Partien, Herren und Damen von der Oper herangezogen
einem Nichteingeweihten vielleicht auffallen könnte; unter dem
worden, so die Herren van Erpecum und Swoboda
Namen „Gelbstern“ soll nämlich das innere Getriebe eines
für die höchst undankbaren Partien des Pierrot und des
modernen Konfektionshauses symbolisiert werden, weil in den
Bräutigams. Wir irren wohl nicht, daß es vorwiegend Teil¬
Geschäften dieser Art mit einem gelben Stern, mit zwei gelben
nehmer an den Dal Croze'schen Kursen waren. In diesem
Sternen, mit einem roten Stern und mit drei gelben Sternen
Falle können wir die bis jetzt erzielten Ergebnisse dieser Kurse
die vier gangbarsten Größenverhältnisse der Konfektionswaren
nicht als allzu hohe veranschlagen. Einen wie angenehmen
für Damen ausgezeichnet werden. Uns über den Inhalt des
und beruhigenden Eindruck machte es beispielsweise, sich Hrn.
Stücks näher zu verbreiten, geht nicht wohl an und das aus
Burger in seiner ganz kleinen Rolle über die Bühne be¬
dem einfachen Grund, weil es einen eigentlichen Inhalt kaum
wegen zu sehen. Auch die von Frl. Steinwender ein¬
besitzt. Die Personen und Verhältnisse, wie sie uns in den
studierten Tänze machten wohl den Eindruck des Anmutigen
beiden ersten Akten entgegentreten, sind zum Teil gut und
und Gefälligen, gingen aber über das nicht hinaus, was unter
richtig gesehen, aber auch nur zum Teil denn sonst müßte ein
der bisherigen Ballettleitung geleistet worden ist.
modernes Berliner Konfektionshaus, soweit seine Personal¬
Stuttgarter Schauspielhaus.
verhältnisse in Betracht kommen, das ziemlich genaue Gegen¬
9 Stuttgart 25. Apr. Der bevorstehende Schluß der Schau= stück eines orientalischen Serails und aller seiner wesentlichen
Elemente mit alleiniger Ausnahme
Inhaber so etwas wie ein türkische
dürfte denn doch mit der Wirklichke
Gegen die Fränze Schott, die erste Kon
J. C. Bernius, würde die selige Fati
an den Mufti und so immer weiter i
der reine Unschuldsengel sein; noch
ist, daß ein so geriebener und raffinie
der Inhaber der genannten Firma, sich
muster, das es gleichzeitig mit ih
mit seinem Prokuristen und dan
den gehalten hat, gegen eine
30 000 vom Halse schafft.
J. C. Bernius nicht, auch dann n
schmetternde Entdeckung, daß seine ei
tour mit einem Chauffeur gemacht h
Urteil etwas getrübt hat. Je seich
vorzüglicher war seine Wiedergabe.
Hr. Suchanek und Hr. Bauer
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ihrer tollen Laune nach Herzenslust
konnten. Charakteristisch gaben auch
C. Bernius und Frau Rosner di
Ein ergötzliches Charakterbildchen stel
in dem Lehrling Moritz Rosalowicz his
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Rührseligem), das die komische Cha
alten Agenten Bergmann hat, in kün
hervortreten ließ. Da Frau v. Berl
stellung erkrankt war, brachte Frl. Bl
stückchen fertig, uns im ersten Akt di
und im letzten die Zimmervermieter
anschaulichen, und zwar beide mit
Naturtreue.