23. Der Schleiender- Pierrette
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Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. kennen gelernt hat. Es ist eine Fülle origineller, Vorerst einiges über die Pantomime, die von vorn¬
allerliebster Melodik in seinem neuesten Werke, die herein schon deshalb besonderem Interesse begegnete,
NGr
Melodien haben alle Qualitäten, um rasch populärweil ihrer Handlung die Idee zu Grunde liegt, auf
Feuilleton.
zu werden. Erfreulicherweise hat Nedbal in Bernauer die sich Schnitzlers Drama „Der Schleier der Beatrice"
Aleuss
und Jakobson zwei geschickte Librettisten gefunden, das aufbaut. Aber die Bearbeitung für die Opernbühne.
WVTI
Terthuch bringt eine wirklich amüsante Handlung, der hat aus dieser Dichtung lediglich die rein äußerliche
16
Prager Brief.
es aich an effektvollen szenischen Bildern nicht man¬
Idee, das Moment des verräterischen Schleiers, über¬
noch des Beweises V'väfük bedurft hätte,
nommen. Aus dem Schauplatze, dem Fürstenhofe des
dem besten Wege sind, eine führende
nahme einer Bill durchgesetzt, die jeden, der ein Mäd¬
mittelalterlichen Italien, ist nun das vormärzliche Wien
zu werden, so ist er nunmehr erbracht
chen kompromittiert, verpflichtet, es zu heiraten — als
geworden, und die leidenschaftlichen Gestalien des
beginnt zu Prager Premieren zu pil¬
er durch einen launigen Zufall in die Schlafstube
Dramas haben sich in die bereits abgebrauchten,
ien holt sich von uns seine Operetten¬
der anmutigen Wirtstochter Barbara gerät und so
wesenlosen Figuren eines Pierrot, einer Pierrette und
Das heißt, vorläufig darf man nur in
eines Arlechino verwandelt. Nichtsdestoweniger hat
als Erster die Härte seines Gesetzes zu fühlen be¬
sprechen: von Nedbals Operette „Die
kommt. Trotzden er die hübsche, kluge Barbara liebt,
sich die Pantomime als äußerst bühnenwirksam er¬
arbara“ („Cudná Barbora“), deren
ist der Lord von dieser Zwangsehe nichts weniger als
wiesen, da sie reich an starken dramatischen Effekten
in der verflossenen Woche an der
entzückt, und es bedarf erst eines Intrigenspiels und
ist und eine Reihe ungemein malerischer und stim¬
serer großen Bühnen, dem Wein¬
mungsvoller Szenen bringt. Um die Handlung kurz
der Eifersucht, um ihn mit Lady Barbara endlich
öhmischen Stadttheater, mit
zusammenzuführen. Da sich zu diesen beiden Haupt¬
zu skizzieren: Pierrette, die gegen ihren Willen eben
nZeichen eines ansehnlichen Bühnen¬
partien noch eine Reihe weiterer, gut gezeichneter, dank¬
Arlechino angetraut worden, schleicht sich vom Hoch¬
r sich gegangen ist. Es gab ein schon
zeitsmale, eilt in das Heim des trauernden Pierrot,
barer Figuren gesellt und der pointenreiche Dialog sich
her ausverkauftes, überaus festliches Haus,
auf einem vornehmeren Schwankniveau hält, dürfte
dem sie ihr Herz geschenkt hat, und beschwört den
enpulte hatte sich der Komponist einge¬
dem Werke wohl überall ein gleich unbestrittener und
Geliebten, gemeinsam mit ihr in den Tod zu gehen.
sah erwartungsvolle Theatergewaltige
nachhaltiger Erfolg beschieden sein, wie er ihm auf
Pierrot ist hiezu bereit und mischt einen tödlichen
Wiener und Berliner Kritiker. Also
Trank. Als er ihn aber Pierretten kredenzt, zaudert sie.
der Prager Bühne geworden ist.
Premierenbild, die richtige Premieren¬
Von den weiteren Ereignissen der neuen Theater¬
Da leert Pierrot unter wehem Hohnlachen den Becher
und schließlich denn auch eine richtige,
saison sei vor allem zweier Novitäten gedacht, die an
und stürzt entseelt zu Boden. Pierrette aber flieht,
und ehrliche Premierenbegeisterung. Denn
beiden Landesbühnen fast gleichzeitig zur Aufführung
von Verzweiflung und Entsetzen ergriffen, unter Zu¬
sich nun auch in seiner Operette „Die
gelangten und die auch Wien im Laufe dieser Spiel¬
rücklassung ihres Schleiers, wieder in das Hochzeits¬
ara“ wieder als der ideenreiche und ge¬
zeit kennen lernen soll. Es sind dies Dolmanyis
haus, wo man nach ihr bereits geforscht hat. Der
Musiker von starker Eigenart erwiesen, als Ballettpantomime „Der Schleier der Pier¬
argwöhnische Arlechino empfängt sie mit forschenden
hu bereits in seinen Ballettpantomimen hrette“ und Wolf=Ferraris einaktige Oper „Su=] Blicken, doch sie beschwichtigt ihn und er führt sie zum
Tanze. Während sich nun Pierrette in den Armen
Hans“ und „Von Märchen zu Märchenf lsannens Geheimnis“.
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Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. kennen gelernt hat. Es ist eine Fülle origineller, Vorerst einiges über die Pantomime, die von vorn¬
allerliebster Melodik in seinem neuesten Werke, die herein schon deshalb besonderem Interesse begegnete,
NGr
Melodien haben alle Qualitäten, um rasch populärweil ihrer Handlung die Idee zu Grunde liegt, auf
Feuilleton.
zu werden. Erfreulicherweise hat Nedbal in Bernauer die sich Schnitzlers Drama „Der Schleier der Beatrice"
Aleuss
und Jakobson zwei geschickte Librettisten gefunden, das aufbaut. Aber die Bearbeitung für die Opernbühne.
WVTI
Terthuch bringt eine wirklich amüsante Handlung, der hat aus dieser Dichtung lediglich die rein äußerliche
16
Prager Brief.
es aich an effektvollen szenischen Bildern nicht man¬
Idee, das Moment des verräterischen Schleiers, über¬
noch des Beweises V'väfük bedurft hätte,
nommen. Aus dem Schauplatze, dem Fürstenhofe des
dem besten Wege sind, eine führende
nahme einer Bill durchgesetzt, die jeden, der ein Mäd¬
mittelalterlichen Italien, ist nun das vormärzliche Wien
zu werden, so ist er nunmehr erbracht
chen kompromittiert, verpflichtet, es zu heiraten — als
geworden, und die leidenschaftlichen Gestalien des
beginnt zu Prager Premieren zu pil¬
er durch einen launigen Zufall in die Schlafstube
Dramas haben sich in die bereits abgebrauchten,
ien holt sich von uns seine Operetten¬
der anmutigen Wirtstochter Barbara gerät und so
wesenlosen Figuren eines Pierrot, einer Pierrette und
Das heißt, vorläufig darf man nur in
eines Arlechino verwandelt. Nichtsdestoweniger hat
als Erster die Härte seines Gesetzes zu fühlen be¬
sprechen: von Nedbals Operette „Die
kommt. Trotzden er die hübsche, kluge Barbara liebt,
sich die Pantomime als äußerst bühnenwirksam er¬
arbara“ („Cudná Barbora“), deren
ist der Lord von dieser Zwangsehe nichts weniger als
wiesen, da sie reich an starken dramatischen Effekten
in der verflossenen Woche an der
entzückt, und es bedarf erst eines Intrigenspiels und
ist und eine Reihe ungemein malerischer und stim¬
serer großen Bühnen, dem Wein¬
mungsvoller Szenen bringt. Um die Handlung kurz
der Eifersucht, um ihn mit Lady Barbara endlich
öhmischen Stadttheater, mit
zusammenzuführen. Da sich zu diesen beiden Haupt¬
zu skizzieren: Pierrette, die gegen ihren Willen eben
nZeichen eines ansehnlichen Bühnen¬
partien noch eine Reihe weiterer, gut gezeichneter, dank¬
Arlechino angetraut worden, schleicht sich vom Hoch¬
r sich gegangen ist. Es gab ein schon
zeitsmale, eilt in das Heim des trauernden Pierrot,
barer Figuren gesellt und der pointenreiche Dialog sich
her ausverkauftes, überaus festliches Haus,
auf einem vornehmeren Schwankniveau hält, dürfte
dem sie ihr Herz geschenkt hat, und beschwört den
enpulte hatte sich der Komponist einge¬
dem Werke wohl überall ein gleich unbestrittener und
Geliebten, gemeinsam mit ihr in den Tod zu gehen.
sah erwartungsvolle Theatergewaltige
nachhaltiger Erfolg beschieden sein, wie er ihm auf
Pierrot ist hiezu bereit und mischt einen tödlichen
Wiener und Berliner Kritiker. Also
Trank. Als er ihn aber Pierretten kredenzt, zaudert sie.
der Prager Bühne geworden ist.
Premierenbild, die richtige Premieren¬
Von den weiteren Ereignissen der neuen Theater¬
Da leert Pierrot unter wehem Hohnlachen den Becher
und schließlich denn auch eine richtige,
saison sei vor allem zweier Novitäten gedacht, die an
und stürzt entseelt zu Boden. Pierrette aber flieht,
und ehrliche Premierenbegeisterung. Denn
beiden Landesbühnen fast gleichzeitig zur Aufführung
von Verzweiflung und Entsetzen ergriffen, unter Zu¬
sich nun auch in seiner Operette „Die
gelangten und die auch Wien im Laufe dieser Spiel¬
rücklassung ihres Schleiers, wieder in das Hochzeits¬
ara“ wieder als der ideenreiche und ge¬
zeit kennen lernen soll. Es sind dies Dolmanyis
haus, wo man nach ihr bereits geforscht hat. Der
Musiker von starker Eigenart erwiesen, als Ballettpantomime „Der Schleier der Pier¬
argwöhnische Arlechino empfängt sie mit forschenden
hu bereits in seinen Ballettpantomimen hrette“ und Wolf=Ferraris einaktige Oper „Su=] Blicken, doch sie beschwichtigt ihn und er führt sie zum
Tanze. Während sich nun Pierrette in den Armen
Hans“ und „Von Märchen zu Märchenf lsannens Geheimnis“.