II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 147

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23. Der Schleier der pierrette
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— „ODSLITVER
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(Qucllanangabe ohne Gewähr).
Aheinische Musik- u. Theiter¬
Ausschnitt aus:
Zeitung Köln a/Rh.
vom:# 4b
%Düsseldorf.
Am 28. Oktober fand im Stadttheater die Uraufführung der
Komischen Oper Die Kunst zu lieben“ von Fritz Volbach statt.
Dichtung und Musik des zwar in zwei Aufzüge zeifallenden aber
nur etwa eine Stunde in Anspruch nehmenden musikalischen Lust¬
spiels stammen vom Dichter-Komponisten Fritz Volbach. Die ldee
ist dem Schriftsteller Fiorentino entnommen, dieser wiederum lehnt
sich an Ovid an. der ja die Kunst zu lieben gelehrt und auch in
dem Stücke als Lehrer dieser Kunst im Mittelpunkt steht, d. h.
der Professor der Universität Bologna Nicolo fußt auf ihm und
bringt diese schöne Kunst unter die Leute und zwar zunächst
einmal an den Mann. Der Betreffende ist der Student Lorenzo,
der die Nichte des Protessore Ginlietta liebt und gewinnt dank
Poder trotz der oheimlichen Unterweisungen, obwohl dieser Magister
der Liebe sein Mündel eigentlich selber ehelichen will. Die Hand¬
lung, wenn wir bombastisch so sagen dürfen, kommt alle Tage
vor, man möchte also wenigstens von den professoralen Unter¬
weisungen in der Kunst zu lieben etwas haben, leider redet der
Herr Magister sehr trocken über diese selige Kunst und gibt
Weisheiten zum Besten die man eigentlich schon aus der Fibel
leinen kann. Es war also nicht allzuviel Unterlage für eine be¬
deutendere Komposition vorhanden, aber wenn schon die Wissenschaft
verspottet wird:
„Die Wissenschaft muß recht behalten
Und seilt die Welt dabei zu Grunde gehen“
so hätte wenigstens die Kunst groß sein müssen, aber auch
diese hielt sich froh und fröhlich an bekannte Muster. Wagners
Meistersinger erkennt man in der Paititur wieder: wo der junge
Lorenzo sich von Nicolo in der Kunst zu lieben unterrichten
1•ßt, geschieht es just in demselben Ton wie, da sich Walter Stol¬
zing von Hans Sichs in der Kunst zu singen unterweisen läßt,
und Giulietia lispelt und kost mit Lorenzo wie chedem Evchen
Sn Mlalter In der linden Mondnacht prügelt sich bologneser Volk
genau so wie droben die Nürnberger. Deutsche Gemütlichkeit und
Herzlichkeit sind der kleinen Oper nicht abzusprechen, es fehlt ihr
an der selbstherrlichen Gewandtheit — von dieser besitzt weit mehr
die auf Schnitzlerschem Text aufgebaute Wusikpantomime von
Dohnanyi „Der Schleier der Pierette“, ein Stück, von welchem in
den Spalten dieser Zeitschrift schon wiederholt die Rede war und
dessen Hauptschwäche ein gew'sses Ubergewicht der Musik (rein
äußerlich verstanden) über die Handlung scheint, insofern nicht
gerade viel Lärm um nichts, aber doch manchmal zu gel Lärm um
g und die
weniges gemacht wird. Der operettenartige Einsc
moderne Musikmalerei sichern diesem Werke aber Emerhin ein
weit stärkeres Interesse als dem Volbachschen Uber die Aus
führung der beiden Stücke sei soviel bemerkt, daß die Leitung des
Herrn Kapellmeisters Fröhlich das Ensemble sicher zusammen¬
hielt. Am vorzüglichsten war der Pierrot des Herrn Julius Barré.
Die Regie des Herrn Robert Leffler unterstützte die Handlung,
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vortrefflich.