II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 148

Dei
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23. Dr Schleien der pierrette
liegenden Form unannehmbar. Jeder Satz ei¬ guter Kern.
bei mehr a
allerbeste Leistungen ausgeworfenen Staats¬
pakter wird, als die Posannen zu ihr treten
man sucht
preis, der aus so und soviel Tausend Franken
und, allerdings ohne besondere Originalität, auf
Pierrot
für eine italienische Reise besteht. Das war im
den Chorgesang instrumentalen Glanz werfen.
ein Quid
Jahre 1884. Debussy kam damals aus Italien
Die Regie hatte für ein stimmungsvolles
wenn auch
selbst als verlorener Sohn zurück, denn seine
morgenländisches Bild gesorgt; im Hintergrunde
die Fabel
italienischen Manuskripte waren der Akademie
lag Jerusalem oder eine andere „hochgebaute
Zwingende
zu modern und wurden von ihr nicht auf¬
Stadt“. Den Vater Simeon gab v. Ulmann
dem Eind
geführt. Mittlerweile hat sich dieser Komponist
in guter Charakteristik, nur mit zu erschröcklich
suchte.
zu einem Musik=Impressionisten ausgewachsen,
großer Nase. J. Göllrich war unermüdlich, die
Im Gr
der seinem Vaterlande manches Rätsel zu Inacken
Feinheiten der Partitur vor den Augen der Zu¬
eine große
gibt und dessen Manuskript=Oper „Tristan
hörer auszubreiten, das Werkchen erntete in¬
„Der Geis#
und Isolde“ deutsche Neugier erregen dürfte.
dessen nur einen Achtungserfolg.
liebt den#
Jüngst hat man sich nun jenseits der
Auch nach dem „Schleier der Pierrette“
Arlechino
Vogesen wieder auf dies Werk Debussys
war er ner wenig größer. Eine Welt trennt
Im Braut
aus dem vorigen Jahrhundert besonnen
beide Stücke von einander. Dort als Grund¬
fort und
das war wohl auch der Grund, der unseren
lage das Bibelbuch, hier ein Text — Artur
sehr unglü
Kapellmeister J. Göllrich bewog, es dem
Telephon 12.801.
nißlers Dort eine Ideallandschaft, hier ein
sich
deutschen Verständnis näher zu bringen. Nun#
Wohnzimmer in Alt=Wien, die Höhle
Todesbeche
das Experiment gelang, aber es dürfte kaum
eines Pierrots, der im Prater seine Künste
schleier zu
viel Nachahmer finden. Dafür ist das Werk
zeigt. Dort der schwerfüßige Takt andächtiger
lucht
ihre
„OBSERVER“
Debussys zu unbedeutend. Nicht einmal ein
Stimmung, hier der flinke, leichtfüßige eines
Operchen, ein lyrisches Szenchen, mehr eine
Wiener Walzers.
österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Krher
Cantate mit zwei Solostimmen und Schlußchor,
Ausschnitte und Bibliographie.
Es handelt sich im „Schleier der Pierrette“
ins Todes
die man für die Bühne inszeniert hat und die
um eine lang ausgedehnte Pantomime. Dies ist
zieht sie sch
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
diese Personifizierung ihrer Gestalten nicht ver¬
und bleibt eine Kunstgattung mit immer nur
Todes, ger
trägt. Die biblische Mutter klagt über ihr
Vertretungen
halber Wirkung, die sich so lange nicht zum
sinn und
Kind, das ihr vor Jahren entlief. Der Ver¬
BBerlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Ganzen schließen wird, als ihre Schöpser nicht
kehrende
nf, Kopenhagen, London. Madrid, Mailand, Minneapolis,
lorene kehrt als Verelendeter zurück und sinkt
verstehen, die Gedanken ihrer Zuschauer zu uni¬
Leichen vor
w. Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
ohnmächtig auf heimischer Flur nieder.
Die
formieren. Das aber ist eine Unmöglich¬
Indem
burg, Toronto.
Mutter kommt und erkennt den Armen. Auch
keit. Die Opernliteratur kennt nur zwei
lung in die
(Quellenangabs ohne Gewähr.)
der Vater verzeiht und der Chor lobt Jehova
Werke, die die Pantomime ganz in den Dienst
komödieg
den Herrn.
höchster Kunst stellen. Das eine steht in der
sschnitt aus:
maßen und
—1. Olsz. 1919
Das ist für einen Bühnenvorgang zu wenig;
„Fledermaus“ von Joh. Strauß und betrifft
Gelegenheit
die Gestalten führen nur ein Schattendasein;
die stumme Szene des Gefängnisdirektors im
einer Pien
FR
in:
zumal Debussy das alles in den Mantel weicher
sche Zeitung
letzten Akt, das zweite, gewagtere, in den
MARRE BUFGES
B
piychologisch
Harmonien hüllt. Sehnsüchtige Melodien er¬
„Meistersingern“ Rich. Wagners: es schildert
Sie erschie
#klingen, die von der letzten Epoche Verdis

Beckmessers Gefühle in Sachsens Werkstatt.
gabten Mu
leise beeinflußt sind. Seine Instrumentationskunst
Das Verständnis dieser beiden Pantomimen er¬
diesen Pier
baut Maximen Bizets vom Eigenleben der Holz¬
leichtern aber die vorangegangenen Ereignisse

nachzubilden
blasinstrumente weiter aus. Das flammt in den
und die ihnen zugrunde gelegten musikalischen
die Kunst
Stadttheater.
Harsen auf wie Goldblättchen, die herniederfallen,
Motive. Schnitzler und Dohnänyi setzten da¬
Gebote steh
klagt in den Klarinetten, seufzt in den Fagotten,
gegen den Zuhörer in eine ihm gänzlich unbe¬
„Der verlorene Sohn“ von Debussy. — „Der
des Anfang
wird fromm in den Flöten, andächtig in den
kannte Welt. Wie das dann immer so ist:
Schleier der Pierrette“ von Dohnanyi.
charakteristi
Bläsern, aber das alles immer mehr andeutungs¬
man erwischt vielfach eine andere Deutung der
festgehaltene
Die Direktion unseres Stadttheaters lud
weise, ohne daß sich festgeschlossene Bögen der
Vorgänge und ein paar Augenblicke später muß
und halten
gestern, Dienstag abend, gleich zu zwei Erst¬
Stimmungen wölben.
Höchstens im Duett
man sich korrigieren. So sieht man, wie ein
pantomimen
aufführungen ein. Frankreich hatte ein Werk
zwischen Lia und Azael — Mutter und Sohn —
Pierrot an den Folgen einer unglücklichen Liebe
zu ihnen z
hergesandt, Oesterreich=Ungarn ein zweites —
weitet sich die musikalische Szene, dem eine
leidet. Er zieht einen Kommodenkasten auf, in
Hause Pier
Deutschland hielt sich in der Mitte, dirigierte,
ziemliche Schwungkraft innewohnt. Leider
dem allerlei Kleinkram liegt, erwischt ein Band
c-dur), die 9
inszenierte, führte auf, gab sich nach langer
war Frau Gutheim=Poensgen (Lia),
(oder einen Strick?), und man glaubt, er wolle
die Galoppa
Arbeit alle mögliche Mühe, mit deu beiden
die wohl die Erstaufführung nicht
in
sich aufhängen. Schließlich zieht er ein ver¬
selbst, in d
Nachbarnationen eine musikalische Entente cordiale
Frage stellen wollte, indisponiert, und markierte
welktes Bukett hervor und drückt es an seine
förmlich auf
zu bilden. Das erste Werk und sein Verfasser
nur die gesanglichen Höhenpunkte des Duetts.
Brust. Aha! von seiner Flamme! Oder eine
Totentanz
war einst ein Rompreis. Das heißt: Claude
Das Organ Struensees (Azaël) legte sich
lustige Gesellschaft gerät etwas später in sein
ermüdet die
Debussy gewann mit diesem „Verlorenen
viel zu schwer auf diese weitgewobenen Maschen
Zimmer. Sie vernimmt ein unbestimmtes Ge¬
Pantomime
r1 Sohne“ den vom Pariser Konservatorium für] der Instrumentation, die nur zum Schlusse kom= räusch und leuchtet in alle Ecken herum. Aha! für die stärk