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23. Der Schleiender- Pierreite
„. 47r2, Scr v.
hauer (3l. Lez.), der Schrager des Migebägennesterde berglich eingeladen, Giste witlonmen, Das Konzert besorat
Hoß, Kleiner (6. Bez.), Klaus (9.
Bez.)
die Kapelle der städtischen Straßenbahner.
Reininger (16 Bez.). Es ist wahrscheinlich, daß bei den
(Vorromäus=Bräu — dunkles Bier.) Nach Münchner Arl
nächsten Gemeinderatswahlen die deutschnationale Gruppe
erzeugt das Brauhaus der Stadt Wien dunkles Bier. Man ver¬
D
den offiziellen Kandidaten des Bürgerklubs in allen Be¬
lange in allen Gasthäusern dieses malzhältige nahrhafte Bräu.
girken Gegenkandidaten entgegen stellen wird.
(Trauriger Ausgang eines Scherzes.) In der optischen
6
Fabrik in der Sonnleithnergasse spielten gestern mehrere Lehr¬
jungen, indem sie zum Scherze rangen. Der Lehrling Ludwig
#
Eine Bluttat in Favoriten.
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Strnad hielt eine dreikantige spitze Feile dem 17jäh¬
*
rigen Mechanikerlehrling Gustav Fischer, Gudrunstraße 138
Im Hause Eugengasse 52 in Favoriten hat gestern
wohnhaft, entgegen, als sich dieser auf ihn stürzte. Die Feile
mittags der 25jährige Hilfsarbeiter Rudolf Koröler
bohrte sich dem Unglücklichen in die linke Brustseite und blieb
zwei Kinder, die seinem Verhältnis mit der mit ihm in
D
in der Gegend des Herzens stecken. Fischer brach gleich zu¬
gemeinsamem Haushalt lebenden Marie Kwas¬
sammen. Er wurde in sterbendem Zustande ins Kaiser Franz
Josef=Spital gebracht.
nitschka entsprungen waren, durch Revolverschüsse zu
töten versucht und sich sodann erschossen. Die Kinder sind
Letzte Nachrichten.
schwer verletzt. Er hat die Tat angeblich infolge eines
Streites mit seiner Geliebten begangen.
Die Teuerungskrawalle.
In später Abendstunde wurde uns gestern noch ge¬
meldet:
Revolutionäre Bewegung
In Ottakring ist alles ruhig.
in Spanien.
In Favoriten und im 15. Bezirk haben unreife
Verhängung des Ausnahmszustandes.
Jungen kl.: e Krawalle verursacht, doch flüchteten sie,
rasch beim Nahen der Sicherheitswache. In der Meisel¬
Außerordentlich ernste Nachrichten kommen aus
straße schlugen zwei Schuhmachergehilfen einem Greisler
Spanien. Im ganzen Lande macht sich eine revolu¬
die Fenster ein, sie „demonstrierten“ jedoch lediglich da¬
tionäre Bewegung geltend, die sich gegen die
gegen, weil ihnen der Greisler nichts mehr kreditieren
Teuerung und hauptsächlich gegen die Marokko¬
wollte.
Politik der Regierung richtet: Spanien hat nach
Aus dem Stephaniespital wird mitgeteilt, daß Hoff¬
Marokko, wo es in Wirklichkeit fast gar nichts zu ver.
nung besteht, die schwerverletzten Arbeiter Joachims¬
lieren hat, 70.000 Mann Militär entsendet, was für
thaler und Afrat am Leben zu erhalten.
das Land natürlich eine große Belastung bedeutet. In¬
folge der revolutionären Bewegung sind die Verfassungs¬
garantien aufgehoben worden; über ganz Spanien
Theaker und Kunst.
wurde der Ausnahmszustand verhängt.
Carusos erstes Austreten.
Aus Madrid traf hierüber gestern folgendes
Telegramm ein:
Eine neue Tanzdichtung.
Ein königliches Dekret hebt die Verfassungs¬
Enrico Caruso, der König aller Tenore, hat gestern!
garantien für ganz Spanien bis auf weiteres auf.
ein Wiedersehen mit seinen Wiener Enthusiasten gefeiert.
Der Allgemeine Arbeitsverband hat für ganz Spanien
Trotz vierfach erhöhter Preise war die Oper seit Tagen aus¬
den Generalstreik beschlossen. Der Tag der Arbeitsein¬
verkauft. Tausende Besteller von Billets mußten abgewiesen!
stellung wird in einem späteren Zeitpunkte bestimmt werden.
werden. Hunderte von Menschen, welche sich mit einem
In Cullera ermordeten Revolutionäre
Stebplatz begnügen wollten, hatten sich schon in der Mittags¬
den Richter und Gerichtsboten und verwundeten
stunde vor den Eingängen des Hoftheaters angesammelt. Als
mehrere Gerichtsbeumte schwer. Der Gerichtsschreiber ist seinen
die Kassen geöffnet wurden, begann ein beängstigender
Verwundungen erlegen.
Kampf um die Eintrittskarten. In wenigen Minuten waren
In Balencia haben die Truppen zwei Barri¬
alle Billets ausgegeben und wiederum mußten ungezählte
kaden genommen.
Leute enttäuscht abziehen. Sie werden wohl versuchen, für
In Alcira und Carcagente wurde die
das nächste Auftreten Carusos ein Plätzchen rechtzeitig zu
erwischen.
Kommune erklärt; in Aleirg wurden mehrere
Häuser und Nonnenklöster niedergebrannt,
Auch vor der Oper hatten sich viele Hunderte ange¬
Brücken gesprengt, Verbindungen unterbrochen, viele
sammelt, die den beängstigenden Kampf um die Kassen sich
Häuser geplündert, Polizei= und andere Beamte gefan¬
neugierig ansahen. Vor dem Operngebäude entwickelte sich
11
Teteleng. #und.
ein schwunghafter Handel mit Eintrittskarten. Große Gruppen
„Parblen!“ rief die Verschleierte. „Und wenn dies
umstanden die einzelnen Agioteure und es wurde buchstäblich
bei jedem Billet eine regelrechte Anktion veranstaltet. Es
wurden die abenteuerlichsten Preise gezahlt.
So eczielten
Stehplätze auf der vierten Galerie
— die
billigsten Karten, die an der Kasse 3 Kronen kosteten -
häufig 30 Kronen,
in
einem Falle sogar
150 Kronen. Und dabei ist noch zu berücksichtigen, daß
diejenigen, die zu so später Stunde sich eine solche Eintritts¬
karte kauften, selbstverständlich nicht die geringste Aussicht
hatten, von der Bühne irgend eiwas zu sehen.
Für Sitze
wurde ohne Widerrede bezahlt, was nur verlangt wurde;
Preise von 100 und 150 Kronen für einen
Sitz waren keine Seltenheit.
Kurz vor ½8 Uhr, dem Beginn der Vorstellung, nahm
das lebhafte Treiben vor der Oper plötzlich ein Ende: Jeder¬
mann hatte sich beeilt, rechtzeitig seinen Platz einzunehmen.ig
Nach Schluß der Vorstellung hatte sich beim „Bühnen¬
tür!“ eine vielhundertköpfige Menge angesammelt, welche die
einzelnen Künstler stürmisch begrüßte. Als letzter kam kurz der
11 Uhr Caruso. Es fiel auf, daß bis zu seinem
Automobil ein starker Polizeikordon den
Weg für den Künstler frei hielt, — ein am
Bühnentürl höchst ungewohnter Aublick. Trotz aller Hochrufe
und Begrüßungen trachtete Caruso eiligst in sein Automobil!
zu kommen, dem erst Sicherheitswache den Weg freimachen“
mußte, und fuhr dann in sein Hotel.
Ueber den Caruso=Abend in der Hofoper selbst berichtes
unser Musikreferent:
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23. Der Schleiender- Pierreite
„. 47r2, Scr v.
hauer (3l. Lez.), der Schrager des Migebägennesterde berglich eingeladen, Giste witlonmen, Das Konzert besorat
Hoß, Kleiner (6. Bez.), Klaus (9.
Bez.)
die Kapelle der städtischen Straßenbahner.
Reininger (16 Bez.). Es ist wahrscheinlich, daß bei den
(Vorromäus=Bräu — dunkles Bier.) Nach Münchner Arl
nächsten Gemeinderatswahlen die deutschnationale Gruppe
erzeugt das Brauhaus der Stadt Wien dunkles Bier. Man ver¬
D
den offiziellen Kandidaten des Bürgerklubs in allen Be¬
lange in allen Gasthäusern dieses malzhältige nahrhafte Bräu.
girken Gegenkandidaten entgegen stellen wird.
(Trauriger Ausgang eines Scherzes.) In der optischen
6
Fabrik in der Sonnleithnergasse spielten gestern mehrere Lehr¬
jungen, indem sie zum Scherze rangen. Der Lehrling Ludwig
#
Eine Bluttat in Favoriten.
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Strnad hielt eine dreikantige spitze Feile dem 17jäh¬
*
rigen Mechanikerlehrling Gustav Fischer, Gudrunstraße 138
Im Hause Eugengasse 52 in Favoriten hat gestern
wohnhaft, entgegen, als sich dieser auf ihn stürzte. Die Feile
mittags der 25jährige Hilfsarbeiter Rudolf Koröler
bohrte sich dem Unglücklichen in die linke Brustseite und blieb
zwei Kinder, die seinem Verhältnis mit der mit ihm in
D
in der Gegend des Herzens stecken. Fischer brach gleich zu¬
gemeinsamem Haushalt lebenden Marie Kwas¬
sammen. Er wurde in sterbendem Zustande ins Kaiser Franz
Josef=Spital gebracht.
nitschka entsprungen waren, durch Revolverschüsse zu
töten versucht und sich sodann erschossen. Die Kinder sind
Letzte Nachrichten.
schwer verletzt. Er hat die Tat angeblich infolge eines
Streites mit seiner Geliebten begangen.
Die Teuerungskrawalle.
In später Abendstunde wurde uns gestern noch ge¬
meldet:
Revolutionäre Bewegung
In Ottakring ist alles ruhig.
in Spanien.
In Favoriten und im 15. Bezirk haben unreife
Verhängung des Ausnahmszustandes.
Jungen kl.: e Krawalle verursacht, doch flüchteten sie,
rasch beim Nahen der Sicherheitswache. In der Meisel¬
Außerordentlich ernste Nachrichten kommen aus
straße schlugen zwei Schuhmachergehilfen einem Greisler
Spanien. Im ganzen Lande macht sich eine revolu¬
die Fenster ein, sie „demonstrierten“ jedoch lediglich da¬
tionäre Bewegung geltend, die sich gegen die
gegen, weil ihnen der Greisler nichts mehr kreditieren
Teuerung und hauptsächlich gegen die Marokko¬
wollte.
Politik der Regierung richtet: Spanien hat nach
Aus dem Stephaniespital wird mitgeteilt, daß Hoff¬
Marokko, wo es in Wirklichkeit fast gar nichts zu ver.
nung besteht, die schwerverletzten Arbeiter Joachims¬
lieren hat, 70.000 Mann Militär entsendet, was für
thaler und Afrat am Leben zu erhalten.
das Land natürlich eine große Belastung bedeutet. In¬
folge der revolutionären Bewegung sind die Verfassungs¬
garantien aufgehoben worden; über ganz Spanien
Theaker und Kunst.
wurde der Ausnahmszustand verhängt.
Carusos erstes Austreten.
Aus Madrid traf hierüber gestern folgendes
Telegramm ein:
Eine neue Tanzdichtung.
Ein königliches Dekret hebt die Verfassungs¬
Enrico Caruso, der König aller Tenore, hat gestern!
garantien für ganz Spanien bis auf weiteres auf.
ein Wiedersehen mit seinen Wiener Enthusiasten gefeiert.
Der Allgemeine Arbeitsverband hat für ganz Spanien
Trotz vierfach erhöhter Preise war die Oper seit Tagen aus¬
den Generalstreik beschlossen. Der Tag der Arbeitsein¬
verkauft. Tausende Besteller von Billets mußten abgewiesen!
stellung wird in einem späteren Zeitpunkte bestimmt werden.
werden. Hunderte von Menschen, welche sich mit einem
In Cullera ermordeten Revolutionäre
Stebplatz begnügen wollten, hatten sich schon in der Mittags¬
den Richter und Gerichtsboten und verwundeten
stunde vor den Eingängen des Hoftheaters angesammelt. Als
mehrere Gerichtsbeumte schwer. Der Gerichtsschreiber ist seinen
die Kassen geöffnet wurden, begann ein beängstigender
Verwundungen erlegen.
Kampf um die Eintrittskarten. In wenigen Minuten waren
In Balencia haben die Truppen zwei Barri¬
alle Billets ausgegeben und wiederum mußten ungezählte
kaden genommen.
Leute enttäuscht abziehen. Sie werden wohl versuchen, für
In Alcira und Carcagente wurde die
das nächste Auftreten Carusos ein Plätzchen rechtzeitig zu
erwischen.
Kommune erklärt; in Aleirg wurden mehrere
Häuser und Nonnenklöster niedergebrannt,
Auch vor der Oper hatten sich viele Hunderte ange¬
Brücken gesprengt, Verbindungen unterbrochen, viele
sammelt, die den beängstigenden Kampf um die Kassen sich
Häuser geplündert, Polizei= und andere Beamte gefan¬
neugierig ansahen. Vor dem Operngebäude entwickelte sich
11
Teteleng. #und.
ein schwunghafter Handel mit Eintrittskarten. Große Gruppen
„Parblen!“ rief die Verschleierte. „Und wenn dies
umstanden die einzelnen Agioteure und es wurde buchstäblich
bei jedem Billet eine regelrechte Anktion veranstaltet. Es
wurden die abenteuerlichsten Preise gezahlt.
So eczielten
Stehplätze auf der vierten Galerie
— die
billigsten Karten, die an der Kasse 3 Kronen kosteten -
häufig 30 Kronen,
in
einem Falle sogar
150 Kronen. Und dabei ist noch zu berücksichtigen, daß
diejenigen, die zu so später Stunde sich eine solche Eintritts¬
karte kauften, selbstverständlich nicht die geringste Aussicht
hatten, von der Bühne irgend eiwas zu sehen.
Für Sitze
wurde ohne Widerrede bezahlt, was nur verlangt wurde;
Preise von 100 und 150 Kronen für einen
Sitz waren keine Seltenheit.
Kurz vor ½8 Uhr, dem Beginn der Vorstellung, nahm
das lebhafte Treiben vor der Oper plötzlich ein Ende: Jeder¬
mann hatte sich beeilt, rechtzeitig seinen Platz einzunehmen.ig
Nach Schluß der Vorstellung hatte sich beim „Bühnen¬
tür!“ eine vielhundertköpfige Menge angesammelt, welche die
einzelnen Künstler stürmisch begrüßte. Als letzter kam kurz der
11 Uhr Caruso. Es fiel auf, daß bis zu seinem
Automobil ein starker Polizeikordon den
Weg für den Künstler frei hielt, — ein am
Bühnentürl höchst ungewohnter Aublick. Trotz aller Hochrufe
und Begrüßungen trachtete Caruso eiligst in sein Automobil!
zu kommen, dem erst Sicherheitswache den Weg freimachen“
mußte, und fuhr dann in sein Hotel.
Ueber den Caruso=Abend in der Hofoper selbst berichtes
unser Musikreferent:
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