box 28/1
23. Der Schleiender Pierrette
Ertappen wir
ichtiger eine gruselige. Die Argwohn Arlechino geforscht, Pierrette muß sich ihn immer ein klein wenig herabzieht. ...
en Poeten beliebt; sie ist das
zurückholen. Wie gebannt folgt sie der Erscheinung, uns übrigens nicht wiederholt im „Schleier der Pierrette“
hterkreisen trägt. Ein Flirt mit
Arlechino an der Seite. Das dritte Bild zeigt beide in bei der Erwartung, Pierrot sei gar nicht tot, spiele nur
) der Dichter, der das Wort
zum Spaß den Toten? Die Pantomime mit aus der
der Behausung des Toten. Arlechino faßt die Leiche,
ben brauchte. Das von einer
Commedia dell' arte geholten Typen, mit ihrer Ge¬
trägt sie auf den Diwan, „in die vordere Ecke“. Zwingt
Wort Schnitzlers — wie gut
bärdensprache, die zur übertreibenden Verdeutlichung neigt,
„mit teuflischem Lächeln" Pierrette an den Tisch, tafelt
per! Weniger eifrig würden wir
begünstigt das Komische vor dem Tragischen. Auf dem
mit ihr, wird zärtlich. Der Tote lehnt auf seinem Diwan,
der Pantomime abspenstig
Gebiete eier Empfindungen berühren die einfachen,
in der vorderen Ecke. Für Zweifler sei nochmals be¬
hrt sich allerdings der „Schleier
rührenden weit wahrhaftiger im pantomimischen
kräftigt,
daß diese Szene wirklich von Artur Schnitzler
nig mit Schnitzlers Dramatik,
Ausdruck, als hochgespannte Affekte, die die Gefahr der
herrührt. Dann entfernt sich der angenehme Arlechino
hhrher. Der Schleier der Pierrette
Verzerrung laufen.
und läßt Pierrette in versperrtem Zimmer mit dem
trice, flatterte nun aus dem
Leichnam allein. Das Entsetzen macht sie wahnsinnig
Der Musiker wäre der letzte, den grelle Affekte und
ins Operntheater. Allerdings
und im Wahnsinn beginnt sie zu tanzen, wie die
Kontraste schrecken würden. Einen Neuling auf drama¬
nur den Schleier und eine
Heldinnen der Koloratur zu trillern pflegen. Tanzt, bis
tischem Gebiete, wie Ernst v. Dohnanyi, mochten sie
me ab: die Geliebte stiehlt sich
sie tot hinfällt,
geradezu locken. Diese Pantomime ist sein erster, durch die
den
Liebhaber. Auf
Elektras Leichentanz hat seine Vorgeschichte, krönt
Fußangeln dramatischen Gesanges nicht gefährdeter
tuation, ein Anatol=Abenteuer.
gleichsam nur das Phänomen der Hysterie. Pierrette
Bühnenschritt. Dohnanyi braucht in Wien, das den Klavier¬
ahren, daß diese Situation
jedoch, mit keinerlei dramatisch vorbereitenden oder er¬
spieler verhätschelt, nicht vorgestellt zu werden. Die wachsende
das Drama „Der Schleier der
klärenden Charaktermerkmalen beschwert, ist nichts als
Kühle gegen sein Instrument hat er mit d'Albert
tatsächlich als heitere, vollends
Pierrette. Allenfalls noch Wiener Hausherrnstochter, soweit
gemein; der ehrgeizig aufstrebende Komponist in ihm
acht war. So daß der Dichter
ihr bürgerliches Nationale in Betracht kommt. Sie sind
ringt gleichsam den begabten Pianisten nieder. d'Albert
Dramas schließlich zu seiner
nämlich alle aus Wien, Pierrette wie Pierrot und
hatte vielleicht noch mehr zu verlieren als Dohnanyi, hat
wäre, auf die nun das Drama,
Arlechino, zudem aus Altwien, dem sonst mit allem
aber auch bereits — ein starker Theatererfolg wie „Tief¬
bte.
üblichen Inventar der Gemütlichkeit ausgestatteten Milieu
land“ zählt — Erheblicheres eingetauscht. Dohnanyi be¬
dieser ungemütlichen Geschehnisse. Artur Schnitzler, der
sich folgendermaßen: Pierrot
baute bislang das Feld der Konzertmusik, wobei er von
feine Poet des Sterbens, spielt grausam mit dem Tode
der ungetreuen Pierrette nach.
Brahms ausging, um das in dessen Schule Erworbene
in dieser Pantomime. Er hat uns verwöhnt; gerade durch
bst, in Myrtenkranz und Braut¬
als Ungar mit einigem nationalen und auch internatio¬
die auffällig krasse Stofflichkeit der Handlung gestachelt,
im Gürtel, der vom un¬
nalen Esprit zu würzen. Wien hat das meiste zu hören
forschen wir deren tieferen Absichten nach. Allein es hat
zu werden droht. Pierrot soll
bekommen; Kammermusik, Klavier= und Orchestersachen.
den Anschein, daß man sich mit der jüngstens wiederholt
t das Gift; sie verliert den
Auch darin zeigt sich Dohnanyi d'Albert, der der Be¬
hervortretenden Vorliebe des Dichters für das Seltsam¬
lselbstmordverträge, bei denen
gabtere und Wandlungsfähigere ist, verwandt, daß
Abenteuerliche zu bescheiden hat. Die Gruselpantomime
blick zurücktritt. Von Entsetzen
Bildung und Geist stärker in ihm sind als Ursprünglich¬
gehört zu den letzten Pariser Moden. Von ihren Wirkungen
der Nähe des Toten. Flieht
keit, Eigenart und Tiefe. In jungen Jahren schon fiel
bestochen zu sein, darf man Schnitzler nicht zumuten.
wo der wütende Arlechino ihr
ihm die Zustimmung der guten Musiker in den Schoß,?
Eher mag die spielerische Ironie des Dichters, der sich
Sie will nicht sagen, woher
er war die liebevoll gehegte Hoffnung, hat die Zünftigen
sonst meisterlich in feinschmeckerischer Psychologie ergeht,
Mitten im Tanze — Erscheinung
nie herausgefordert, ihr Ohr nie beunruhigt. Vielleicht
auch einmal an dem gewürzten Bühnen¬
sich
penst schenkt der Erschauernden
wäre ihm einige aufrührerische Neuerersucht, einige Be¬
effekt als solchem habe vergnügen wollen. Zumal
hill, und es lockt mit dem Schleier,
bhnung des Geliebten zurück= da er unwillkürlich mit der Mitwirkung des Musikers ziehung zur modernsten Nervenmusik gerade bei seiner.
esem Schleier hat in rasendem rechnete, dieses Musikers, dessen Gesellschaft die Dichter! Pantomime zu statten gekommen.
—.—
23. Der Schleiender Pierrette
Ertappen wir
ichtiger eine gruselige. Die Argwohn Arlechino geforscht, Pierrette muß sich ihn immer ein klein wenig herabzieht. ...
en Poeten beliebt; sie ist das
zurückholen. Wie gebannt folgt sie der Erscheinung, uns übrigens nicht wiederholt im „Schleier der Pierrette“
hterkreisen trägt. Ein Flirt mit
Arlechino an der Seite. Das dritte Bild zeigt beide in bei der Erwartung, Pierrot sei gar nicht tot, spiele nur
) der Dichter, der das Wort
zum Spaß den Toten? Die Pantomime mit aus der
der Behausung des Toten. Arlechino faßt die Leiche,
ben brauchte. Das von einer
Commedia dell' arte geholten Typen, mit ihrer Ge¬
trägt sie auf den Diwan, „in die vordere Ecke“. Zwingt
Wort Schnitzlers — wie gut
bärdensprache, die zur übertreibenden Verdeutlichung neigt,
„mit teuflischem Lächeln" Pierrette an den Tisch, tafelt
per! Weniger eifrig würden wir
begünstigt das Komische vor dem Tragischen. Auf dem
mit ihr, wird zärtlich. Der Tote lehnt auf seinem Diwan,
der Pantomime abspenstig
Gebiete eier Empfindungen berühren die einfachen,
in der vorderen Ecke. Für Zweifler sei nochmals be¬
hrt sich allerdings der „Schleier
rührenden weit wahrhaftiger im pantomimischen
kräftigt,
daß diese Szene wirklich von Artur Schnitzler
nig mit Schnitzlers Dramatik,
Ausdruck, als hochgespannte Affekte, die die Gefahr der
herrührt. Dann entfernt sich der angenehme Arlechino
hhrher. Der Schleier der Pierrette
Verzerrung laufen.
und läßt Pierrette in versperrtem Zimmer mit dem
trice, flatterte nun aus dem
Leichnam allein. Das Entsetzen macht sie wahnsinnig
Der Musiker wäre der letzte, den grelle Affekte und
ins Operntheater. Allerdings
und im Wahnsinn beginnt sie zu tanzen, wie die
Kontraste schrecken würden. Einen Neuling auf drama¬
nur den Schleier und eine
Heldinnen der Koloratur zu trillern pflegen. Tanzt, bis
tischem Gebiete, wie Ernst v. Dohnanyi, mochten sie
me ab: die Geliebte stiehlt sich
sie tot hinfällt,
geradezu locken. Diese Pantomime ist sein erster, durch die
den
Liebhaber. Auf
Elektras Leichentanz hat seine Vorgeschichte, krönt
Fußangeln dramatischen Gesanges nicht gefährdeter
tuation, ein Anatol=Abenteuer.
gleichsam nur das Phänomen der Hysterie. Pierrette
Bühnenschritt. Dohnanyi braucht in Wien, das den Klavier¬
ahren, daß diese Situation
jedoch, mit keinerlei dramatisch vorbereitenden oder er¬
spieler verhätschelt, nicht vorgestellt zu werden. Die wachsende
das Drama „Der Schleier der
klärenden Charaktermerkmalen beschwert, ist nichts als
Kühle gegen sein Instrument hat er mit d'Albert
tatsächlich als heitere, vollends
Pierrette. Allenfalls noch Wiener Hausherrnstochter, soweit
gemein; der ehrgeizig aufstrebende Komponist in ihm
acht war. So daß der Dichter
ihr bürgerliches Nationale in Betracht kommt. Sie sind
ringt gleichsam den begabten Pianisten nieder. d'Albert
Dramas schließlich zu seiner
nämlich alle aus Wien, Pierrette wie Pierrot und
hatte vielleicht noch mehr zu verlieren als Dohnanyi, hat
wäre, auf die nun das Drama,
Arlechino, zudem aus Altwien, dem sonst mit allem
aber auch bereits — ein starker Theatererfolg wie „Tief¬
bte.
üblichen Inventar der Gemütlichkeit ausgestatteten Milieu
land“ zählt — Erheblicheres eingetauscht. Dohnanyi be¬
dieser ungemütlichen Geschehnisse. Artur Schnitzler, der
sich folgendermaßen: Pierrot
baute bislang das Feld der Konzertmusik, wobei er von
feine Poet des Sterbens, spielt grausam mit dem Tode
der ungetreuen Pierrette nach.
Brahms ausging, um das in dessen Schule Erworbene
in dieser Pantomime. Er hat uns verwöhnt; gerade durch
bst, in Myrtenkranz und Braut¬
als Ungar mit einigem nationalen und auch internatio¬
die auffällig krasse Stofflichkeit der Handlung gestachelt,
im Gürtel, der vom un¬
nalen Esprit zu würzen. Wien hat das meiste zu hören
forschen wir deren tieferen Absichten nach. Allein es hat
zu werden droht. Pierrot soll
bekommen; Kammermusik, Klavier= und Orchestersachen.
den Anschein, daß man sich mit der jüngstens wiederholt
t das Gift; sie verliert den
Auch darin zeigt sich Dohnanyi d'Albert, der der Be¬
hervortretenden Vorliebe des Dichters für das Seltsam¬
lselbstmordverträge, bei denen
gabtere und Wandlungsfähigere ist, verwandt, daß
Abenteuerliche zu bescheiden hat. Die Gruselpantomime
blick zurücktritt. Von Entsetzen
Bildung und Geist stärker in ihm sind als Ursprünglich¬
gehört zu den letzten Pariser Moden. Von ihren Wirkungen
der Nähe des Toten. Flieht
keit, Eigenart und Tiefe. In jungen Jahren schon fiel
bestochen zu sein, darf man Schnitzler nicht zumuten.
wo der wütende Arlechino ihr
ihm die Zustimmung der guten Musiker in den Schoß,?
Eher mag die spielerische Ironie des Dichters, der sich
Sie will nicht sagen, woher
er war die liebevoll gehegte Hoffnung, hat die Zünftigen
sonst meisterlich in feinschmeckerischer Psychologie ergeht,
Mitten im Tanze — Erscheinung
nie herausgefordert, ihr Ohr nie beunruhigt. Vielleicht
auch einmal an dem gewürzten Bühnen¬
sich
penst schenkt der Erschauernden
wäre ihm einige aufrührerische Neuerersucht, einige Be¬
effekt als solchem habe vergnügen wollen. Zumal
hill, und es lockt mit dem Schleier,
bhnung des Geliebten zurück= da er unwillkürlich mit der Mitwirkung des Musikers ziehung zur modernsten Nervenmusik gerade bei seiner.
esem Schleier hat in rasendem rechnete, dieses Musikers, dessen Gesellschaft die Dichter! Pantomime zu statten gekommen.
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