II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 236

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23. Der Schleiender- Bierrette
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Telephon 12.801.
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„OBSERVER
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„OBSLNVEI
Wien, I., Conoordiaplats 4.
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in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Wien, I., Konkordiaplatz 4.
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minnenpolis,
Vertretungen
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
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Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
Ausschnitt aus:
burg, Toronto.
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r.1 OKT. 1911
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vom:
NR
Ausschnitt aus:
musikalische Welt
ROKTAETT
Berlin
vom:
Dom Theater.
Caruso ist auch so ein italienischer
Musikbrief aus Wien.
(Eroberer. Er geht nicht auf Tripolis los, sondern
„Schon sendet nach dem Säumigen der Gral“, so hiess es für
sgleich auf Wien und hat hier auch einen siegreichen
Wien,
die Wiener kritischen Gralshüter diesmal schon Mitte Septem¬
26. September
Feldzug geführt, der ihm eine enorme Kriegs¬
ber, während sonst die ersten Ereignisse auf dem Gebiete der
entschädigung gebracht hat (15000 Kronen pro
Oper Anfang Oktober fielen. Der Referent der „Signale“ jedoch findet vielleicht
Abend). Leider schloß sich an das Caruso¬
um einer Auslandsreise willen Verzeihung für sein verspätetes Einrücken und
Gastspiel auch eine Pantomime der „Schleier der
dessen Folge, dass er von den bisherigen Vorgängen nur nach Berichten ver¬
Pierrette“, in welcher sich der geistvolle
lässlicher Fachleute und Liebhaber erzählen kann.
Arthur Schnitzler schrecklich vergriffen hat. Dem
Die Hofoper öffnete ihre Pforten wie immer am 18. August, brachte aber
verfehlten Stück konme=Dohnanyis Musik,nicht
schon am 14. September als Novität W. Kleefeld’s Einrichtung von Donizetti's.
mehr aufhelfen, auch wenn sie besser und charaf¬
teristischer gewesen wäre.
„Don Pasquale“ heraus. Das Lever de rideau zu dieser reizenden Buffooper bildete
der Konflikt Direktor Gregor’s mit Fräulein Forst, der mit Entlassung der letzteren
endete. Sicherem Vernehmen nach sind beide Parteien einige Schwebungen
unter dem guten Ton geblieben. Wenn auch Primadonnenübermut und Direk¬
torengrobheit kaum aussterben werden, solange es Operntheater gibt, ist doch
der Verlust einer so tüchtigen Künstlerin nicht erfreulich. Es entbehrte nicht
einer gewissen Pikanterie, dass als Retterin in der Not Fräulein Francillo-Kauf¬
mann erschien, die Direktor Gregor gleichfalls etwas zu leichten Herzens hatte
ziehen lassen.
Der „Don Pasquale“ scheint durch den gewaltsamen Humor der Regie
nicht gewonnen zu haben. Italienische Buffoopern in deutscher Sprache lassen
sich nur vom musikalischen Teil aus wirksam inszenieren, wie man das an
Mahler’s unvergesslichen Leistungen (Cosi fan tutte, Falstaff) erlebt hat. All¬
gemein scheint der Gesindechor in der jetzigen Einstudierung des Pasquale ge¬
fallen zu haben. Herrn Mantler (Pasquale) leuchtet die Gunst des Publikums
jetzt mehr als bei seinem ersten Engagement an der Hofoper.
Ausser einem Ballet „Nippes“ (Text von Pantasi, Musik von Josef Bayer),
das von einer aristokratischen Wohltätigkeitsvorstellung mühelos den Weg auf die
Hofbühne fand, gab es eine neue Pantomime mit zwei berühmten Autorennamen:
Text von Arthur Schnitzler.-Musik von Ernst von Dohnänyi, die aber auch diese
Namen nicht vor einem Misserfolg retten konnten. „Der Schleier der Pierette“
enthält eine Szene von unerhörter Grausigkeil: der Gatte zwingt Pierette nach
dem Selbstmord ihres Geliebten mit der Leiche zu tafeln. Von der Murik hörte
man vielfach bedauernd sagen, ein so ausgezeichneter Künstler wie Dohnányi hätte
ein Werk mit derartig handgreiflichen Reminiszenzen an Wagner und Richard
Strauss im Pult behalten sollen. Zu allem Unglück hatte man noch die Panto¬
mime vor dem Bajazzo (mit Caruso) angesetzt.
Der Kammersänger Caruso, von dem jeder Ton diesmal fünfzehn Kronen
kostete — ein fanatischer Statistiker hats ausgerechnet — sang noch den Herzog
von Mantua und Don José mit seinem gewohnten Sensationserfolg.
In der Volksoper debutierte Frau Minna Leffer, die Gattin des Ausstattungs¬
chefs der Hlofopeer und Professors der Kunstakademie, unter günstigen Auspizien
als Pamina.
Von der Konzertsaison gibt es vorerst nur Versprechungen. Auch ein
neues Wiener Konzertorchester kündigt sich an, der Name des Dirigenten Ferdi¬
nand Hellmesberger (ein Sprössling der allbekannten Wiener Musikerfamilic) ist ein
gutes Omen. Bebaut soll hauptsächlich der überaus fruchtbare Boden der Po¬
Dr. Josef Schneider.
bularisierung guter Musik werden.