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23. Der Schleiender- Pierrette
1. Belblatt
Redaktion und Expedition: Berlin SW 68
ng
Im Zeichen der Befreiung stehen die Frühlingstage, die uns
jetzt beschieden sind. Die Erde hat die Bande des Winters ab¬
geworfen, und das deutsche Volk begeht freudig die hundertjährige
Wiederkehr jener Tage, an denen das Werk der Befreiung vom
Joch des Eroberers begonnen und glücklich fortgeführt wurde. Man
mag sich in diesem Zusammenhang eines guten Geistes erinnern,
auch eines Befreiers, der die Sorgen und die Kümmernisse des
Alltaglebens freundlich zu bannen weiß: des deutschen Humors. Er
hat in den „Meggendorfer=Blättern“ die von altersher
zu den Lieblingsblättern der deutschen Fomilie gehören, eine Stätte
gefunden, wo er sein lustiges Amt ausüben kann; wer sich die
„Meggendorfer=Blätter“ verschafft, wird immer den Spuren seines
Wesens begegnen. Das Quartalsabonnement kostet ohne Porto nur
Mk. 3.— und kann bei allen Buchhandlungen, allen Postanstalten
und eventuell auch direkt beim Verlag in Eßlingen a. N. bestellt
werden.
Die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz, Berlin,
begeht am 12. April ihr 25jähriges Stiftungsfest. Der Militär¬
inspektor der freiwilligen Krankenpflege und Vertreter fast aller
Organisationen vom Roten Krenz haben ihr Erscheinen zugesagt.
Hochherzige Freunde und Gönner des Roten Kreuzes haben aus
Anlaß des Jubiläums dem Vorsitzenden Sanitätsrat Dr. Schultze¬
Berlin namhafte Beträge zu einem Fonds für die um das Ge¬
meinwohl Berlins hochverdiente Kolonne überwiesen.
Polizei und Bericht
Das Urteil im Prozeß Stallmann
Spielerprozeß Stallmann und Gen. wurde
Im
Donnerstag nachmittag das Urteil verkündet. Es werden
verurteilt Stallmann wegen Betruges zu einem
Jahre Gefängnis unter Anrechnung von neun
Monaten der Untersuchungshaft, sowie drei Jahren Ehr¬
verlust. Kramer wegen versuchter Erpressung
zu drei Jahren Gefängnis, fünf Jahren Ehr¬
verlust, unter Anrechnung von drei Monaten der erlittenen
Untersuchungshaft. Der Angeklagte Niemela wird frei¬
gesprochen.
Zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Der Tagelöhner
Kuhberg, der am 28. November vorigen Jahres den Gefängnis¬
aufseher Schick im Landgerichtsgefängnis zu Mannheim überfallen
und mit einem Hammer zu Boden geschlagen hatte, wurde Mittwoch
vom Mannheimer Schwurgericht zu lebenslänglichem
Zuchthaus verurteilt. Außerdem erhielt Kuhberg wegen Ein¬
bruchdiebstahls im Krankenhause zu Sandhofen drei Jahre Zuchthaus. —
Todesurteil gegen einen Gattenmörder. Das Schwurgericht in
Göttingen sprach den Polizeibeamten Romahn der wegen
vorsätzlicher Tötung seiner Frau angeklagt war, des Mordes —
schuldig und verurteilte ihn zum Tode.
Kunst und Wissenschaft
Deutsches Opernhaus
Mittwoch zum ersten Male: „Tante Simona“ Spielopen
in einem Akt von Viktor Heindel, Musik von E. v. Dohnanyi
und „Der Schleier der Pierrette“ Pantomime in drei
Bildern von Artur Schnitzler, Musik von E. v. Dohnänyi.
Die beiden Novitäten rühren von demselben Komponisten her.
Wer es nicht auf dem Theaterzettel lesen würde, der würde es kaum
glauben, so verschiedenartig ist ihr Charatter, auch der rein musi¬
kalische. „Tante Simona“ ist ein allzu harmloses Lustspiel aus längsts'
vergangener Zeit. Diese alte Jungfer, die, weil sie selbst einmal ∆
Unglück in der Liebe gehabt hat, ihre schöne Nichte ängstlich von der „
Berührung mit Männern fernhält, ist ein uraltes Inventarstück,
Und schon, nachdem die Herrschaften auf der Bühne drei Worte ge¬
sprochen haben, weiß man, wie die Sache ausgehen wird: die Nichte
Schicksal seinen Lauf nehmen! Da fiel ihr Blick auf den Brief,
der angefangen auf dem Schreibtisch lag. Sie ließ die Hände
von den Ohren sinken und wollte ihn ergreifen. Plötzlich
aber kam ihr ein Gedanke, und sie warf rasch einen Blick nach
hov
S —
23. Der Schleiender- Pierrette
1. Belblatt
Redaktion und Expedition: Berlin SW 68
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Im Zeichen der Befreiung stehen die Frühlingstage, die uns
jetzt beschieden sind. Die Erde hat die Bande des Winters ab¬
geworfen, und das deutsche Volk begeht freudig die hundertjährige
Wiederkehr jener Tage, an denen das Werk der Befreiung vom
Joch des Eroberers begonnen und glücklich fortgeführt wurde. Man
mag sich in diesem Zusammenhang eines guten Geistes erinnern,
auch eines Befreiers, der die Sorgen und die Kümmernisse des
Alltaglebens freundlich zu bannen weiß: des deutschen Humors. Er
hat in den „Meggendorfer=Blättern“ die von altersher
zu den Lieblingsblättern der deutschen Fomilie gehören, eine Stätte
gefunden, wo er sein lustiges Amt ausüben kann; wer sich die
„Meggendorfer=Blätter“ verschafft, wird immer den Spuren seines
Wesens begegnen. Das Quartalsabonnement kostet ohne Porto nur
Mk. 3.— und kann bei allen Buchhandlungen, allen Postanstalten
und eventuell auch direkt beim Verlag in Eßlingen a. N. bestellt
werden.
Die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz, Berlin,
begeht am 12. April ihr 25jähriges Stiftungsfest. Der Militär¬
inspektor der freiwilligen Krankenpflege und Vertreter fast aller
Organisationen vom Roten Krenz haben ihr Erscheinen zugesagt.
Hochherzige Freunde und Gönner des Roten Kreuzes haben aus
Anlaß des Jubiläums dem Vorsitzenden Sanitätsrat Dr. Schultze¬
Berlin namhafte Beträge zu einem Fonds für die um das Ge¬
meinwohl Berlins hochverdiente Kolonne überwiesen.
Polizei und Bericht
Das Urteil im Prozeß Stallmann
Spielerprozeß Stallmann und Gen. wurde
Im
Donnerstag nachmittag das Urteil verkündet. Es werden
verurteilt Stallmann wegen Betruges zu einem
Jahre Gefängnis unter Anrechnung von neun
Monaten der Untersuchungshaft, sowie drei Jahren Ehr¬
verlust. Kramer wegen versuchter Erpressung
zu drei Jahren Gefängnis, fünf Jahren Ehr¬
verlust, unter Anrechnung von drei Monaten der erlittenen
Untersuchungshaft. Der Angeklagte Niemela wird frei¬
gesprochen.
Zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Der Tagelöhner
Kuhberg, der am 28. November vorigen Jahres den Gefängnis¬
aufseher Schick im Landgerichtsgefängnis zu Mannheim überfallen
und mit einem Hammer zu Boden geschlagen hatte, wurde Mittwoch
vom Mannheimer Schwurgericht zu lebenslänglichem
Zuchthaus verurteilt. Außerdem erhielt Kuhberg wegen Ein¬
bruchdiebstahls im Krankenhause zu Sandhofen drei Jahre Zuchthaus. —
Todesurteil gegen einen Gattenmörder. Das Schwurgericht in
Göttingen sprach den Polizeibeamten Romahn der wegen
vorsätzlicher Tötung seiner Frau angeklagt war, des Mordes —
schuldig und verurteilte ihn zum Tode.
Kunst und Wissenschaft
Deutsches Opernhaus
Mittwoch zum ersten Male: „Tante Simona“ Spielopen
in einem Akt von Viktor Heindel, Musik von E. v. Dohnanyi
und „Der Schleier der Pierrette“ Pantomime in drei
Bildern von Artur Schnitzler, Musik von E. v. Dohnänyi.
Die beiden Novitäten rühren von demselben Komponisten her.
Wer es nicht auf dem Theaterzettel lesen würde, der würde es kaum
glauben, so verschiedenartig ist ihr Charatter, auch der rein musi¬
kalische. „Tante Simona“ ist ein allzu harmloses Lustspiel aus längsts'
vergangener Zeit. Diese alte Jungfer, die, weil sie selbst einmal ∆
Unglück in der Liebe gehabt hat, ihre schöne Nichte ängstlich von der „
Berührung mit Männern fernhält, ist ein uraltes Inventarstück,
Und schon, nachdem die Herrschaften auf der Bühne drei Worte ge¬
sprochen haben, weiß man, wie die Sache ausgehen wird: die Nichte
Schicksal seinen Lauf nehmen! Da fiel ihr Blick auf den Brief,
der angefangen auf dem Schreibtisch lag. Sie ließ die Hände
von den Ohren sinken und wollte ihn ergreifen. Plötzlich
aber kam ihr ein Gedanke, und sie warf rasch einen Blick nach
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