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23. Der Schleiender- Pierrette
Paris, Rom, dan Francisco, otockhiolm, ot. Fetelsbelg.
GGSUATTTNTPFITSTNPs! Neue Zeitschrift.
Ausschnltt aus: Wochenblatt! für Musik,
17APR. 1973
Leipzig.
vom:
Rundschau
—.—
nervenkitzeind in den Lehnstuhl setzt und die arme Pierrette
darüber wahnsinnig wird: da haben wir ein Stück Psyche aus
t
dem Schinderhannes.
Im Deutschen Opernhause gab es einen Doh¬
Dohnanvi versucht in diesem Werk grösser zu erscheinen,
[Berin nanyi-Abend, mit „Tante Simonn- und dem
als er ist. Er wappnet sich mit Wagner, Brahms und einigen
„Schleier der Pierrette“ im Programm. Die bescheidene
Anderen, redet abwechselnd in deren Idiom und poliert das
„Tante Simona“ ist in der „Neuen Zeitschrift für Musik“
alles mit einer persönliche Noten aufweisenden Instrumentation
gelegentlich der Dresdner Uraufführung eingehend besprochen
über. Er trifft gelegentlich mit ziemlicher Sicherheit die
worden. Daher kann ich mich darüber kurz fassen. Es han¬
Situationen und kommt auch in den dramatischen Höhepunkten
delt sich um eine unverletzende Nettigkeit, ohne hohe An¬
des Buches fast immer mit. Aber er kann kein Letztes geben.
sprüche, ohne grosse Ziele für die Fortentwicklung der Spiel¬
Was das heisst, ist einem so recht klar geworden, als das rus¬
oper, auf die wir noch immer warten, und auch ohne beson¬
sische Ballett die prächtigen Pantomimen des jungen Igor
dere Durchschlagkraft beim Publikum. Ein paar Alberne
Stravinsky bei Kroll im Dezember aufführte. Die Darstellung
zischten sogar. Bei „Tante Simona“ — zischen!!! Aber Doh¬
des Deutschen Opernhauses war im allgemeinen befriedigend.
nanyi sollte sich etwas ernster mit der heiteren Oper beschäf¬
Mit den vorhandenen Mitteln konnte sie jedenfalls nicht besser
tigen. Manches klang aus seiner Musik heraus, wie wenn mit
gegeben werden. Elsa Galafrès mimte sehr geschickt, aber sie
einem besseren Buch auch er Treffliches geben könnte. Und
kann zu wenig tanzen. An solchen Punkten merkt man, dass
dann muss er sein Untergedächtnis von den prägnanten Mo¬
die Pantomime eben dem Ballett und nicht den Schauspielern
tiven, Themen und typischen Harmonisierungen seiner Olym¬
oder gar den Sängern gehört. Einar Linden (Pierrot) und
pier entlasten.
Edwin Heyer (Arlechino) „wären auch noch zu nennen. Die
Das bewies auch die Musik zu Schnitzlers Pantomime „Der
Regie Dr. Kaufmanns-fätte nicht besser sein können. Doh¬
Schleier der Pierrette“. Ein Gruselstück, Warum muss
nanyi selbst sas am Dirigentenpult und konnte am Schluss
man nur heutzutage im Opernhaus bei allen neuen Sachen
einen sehr-stärken Beifall entgegennehmen.
gegruselt, gegrobheitet, gesentimentalisiert, geroheitet, gehinter¬
II. W. Draher
treppelt und gekientoppt werden? Man hätte es dem sonst so
feinnervigen Schnitzler kaum zugetraut, dass er da mitmacht:
Auch Dohnanyi nicht. Aber vielleicht haben unsere Libret-7
tisten Recht? Das jauchzt auf nach dem Anhören, oder rich¬
tiger Anschen grausiger Szenen! — Marsehners Zeit für seinen
„Vampyr“ ist gekommen! Er griff allen Kollegen weit voraus
jerzt erst lebt sein Publikum! —
Dass ein Sehnitzler sein Buch immerhin geschickter aus
führt wie die sonstigen Opernbuchsehreiber, ist selbstverständlich.
Aber was nützt schliesslich die allerherrlichste Mache, wenk
der Stoff widerlich ist? Die Sache füngt so an, dass man sich
sagt: gut. Theater; lässt sich ertragen. Im zweiten Bild wirds
eine Gespenstergeschichte. Und im dritten, wenn Arlechino
den durch Selbstmord in Gegenvart der Geliebten, Pierrette,
gestorbenen Pierrot über die Bühre geschleift und so recht
23. Der Schleiender- Pierrette
Paris, Rom, dan Francisco, otockhiolm, ot. Fetelsbelg.
GGSUATTTNTPFITSTNPs! Neue Zeitschrift.
Ausschnltt aus: Wochenblatt! für Musik,
17APR. 1973
Leipzig.
vom:
Rundschau
—.—
nervenkitzeind in den Lehnstuhl setzt und die arme Pierrette
darüber wahnsinnig wird: da haben wir ein Stück Psyche aus
t
dem Schinderhannes.
Im Deutschen Opernhause gab es einen Doh¬
Dohnanvi versucht in diesem Werk grösser zu erscheinen,
[Berin nanyi-Abend, mit „Tante Simonn- und dem
als er ist. Er wappnet sich mit Wagner, Brahms und einigen
„Schleier der Pierrette“ im Programm. Die bescheidene
Anderen, redet abwechselnd in deren Idiom und poliert das
„Tante Simona“ ist in der „Neuen Zeitschrift für Musik“
alles mit einer persönliche Noten aufweisenden Instrumentation
gelegentlich der Dresdner Uraufführung eingehend besprochen
über. Er trifft gelegentlich mit ziemlicher Sicherheit die
worden. Daher kann ich mich darüber kurz fassen. Es han¬
Situationen und kommt auch in den dramatischen Höhepunkten
delt sich um eine unverletzende Nettigkeit, ohne hohe An¬
des Buches fast immer mit. Aber er kann kein Letztes geben.
sprüche, ohne grosse Ziele für die Fortentwicklung der Spiel¬
Was das heisst, ist einem so recht klar geworden, als das rus¬
oper, auf die wir noch immer warten, und auch ohne beson¬
sische Ballett die prächtigen Pantomimen des jungen Igor
dere Durchschlagkraft beim Publikum. Ein paar Alberne
Stravinsky bei Kroll im Dezember aufführte. Die Darstellung
zischten sogar. Bei „Tante Simona“ — zischen!!! Aber Doh¬
des Deutschen Opernhauses war im allgemeinen befriedigend.
nanyi sollte sich etwas ernster mit der heiteren Oper beschäf¬
Mit den vorhandenen Mitteln konnte sie jedenfalls nicht besser
tigen. Manches klang aus seiner Musik heraus, wie wenn mit
gegeben werden. Elsa Galafrès mimte sehr geschickt, aber sie
einem besseren Buch auch er Treffliches geben könnte. Und
kann zu wenig tanzen. An solchen Punkten merkt man, dass
dann muss er sein Untergedächtnis von den prägnanten Mo¬
die Pantomime eben dem Ballett und nicht den Schauspielern
tiven, Themen und typischen Harmonisierungen seiner Olym¬
oder gar den Sängern gehört. Einar Linden (Pierrot) und
pier entlasten.
Edwin Heyer (Arlechino) „wären auch noch zu nennen. Die
Das bewies auch die Musik zu Schnitzlers Pantomime „Der
Regie Dr. Kaufmanns-fätte nicht besser sein können. Doh¬
Schleier der Pierrette“. Ein Gruselstück, Warum muss
nanyi selbst sas am Dirigentenpult und konnte am Schluss
man nur heutzutage im Opernhaus bei allen neuen Sachen
einen sehr-stärken Beifall entgegennehmen.
gegruselt, gegrobheitet, gesentimentalisiert, geroheitet, gehinter¬
II. W. Draher
treppelt und gekientoppt werden? Man hätte es dem sonst so
feinnervigen Schnitzler kaum zugetraut, dass er da mitmacht:
Auch Dohnanyi nicht. Aber vielleicht haben unsere Libret-7
tisten Recht? Das jauchzt auf nach dem Anhören, oder rich¬
tiger Anschen grausiger Szenen! — Marsehners Zeit für seinen
„Vampyr“ ist gekommen! Er griff allen Kollegen weit voraus
jerzt erst lebt sein Publikum! —
Dass ein Sehnitzler sein Buch immerhin geschickter aus
führt wie die sonstigen Opernbuchsehreiber, ist selbstverständlich.
Aber was nützt schliesslich die allerherrlichste Mache, wenk
der Stoff widerlich ist? Die Sache füngt so an, dass man sich
sagt: gut. Theater; lässt sich ertragen. Im zweiten Bild wirds
eine Gespenstergeschichte. Und im dritten, wenn Arlechino
den durch Selbstmord in Gegenvart der Geliebten, Pierrette,
gestorbenen Pierrot über die Bühre geschleift und so recht