II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 320

23.
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Schnitzlers Pantomime „Der Schleier der Pierrette“ in den
ahrnehtnucge Graftien Gassiet „Kitimerc)
In rührselige Melancholie getauchte Sinnlichkeit, das ist
das Kennzeichen dieser Pantomime, die mehr noch als die anderen
Stücke des Dichters dessen Mangel an dramatischer Gestaltungs¬
kraft verrät. Kinoartig die Idee, kinoartig der Aufbau und ent¬
sprechend die Wirkung auf das Publikum. Dennoch kam der Bei¬
fall nicht nur auf das Konto dieser z. Zt. so beliebten „Kunst¬
gattung“ sondern gebührte im wesentlichen wohl den russischen
Künstlern, die in abgerundeter und von Dohnanyis blutvoll
sinnlicher Musik förmlich durchtränkter Darstellung vielfach Bilder
von großer Schönheit und nervenaufpeitschendem Sinnenreiz
schufen. Schade, daß der Darstellerin der Pierrette in ihrem letzten
Todestanz die Steigerungsmöglichkeit des Ausdrucks versagt
blieb. Auf diese Weise verpuffte der Haupteffekt des Stückes ein
wenig. Und das ist gerade darum zu bedauern, weil in dieser
Szene dem Gedanken nach wirklich ein wenig dramatische Kraft
zu spüren ist. Aber in den Händen der Russen verschwand auch
dieser Rest in einem Sichselbstaufgeben sinnlich=seiger Natuzen.
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49 SEP. 922
Kikimora.“
*. Die Berliner russische Kolonie feierte gestern, wie
sso oft schoy in ihrem neuen Asyl, die Rückkehr oder
Wiederkehr=desrüssischen Balletts, präziser und klarer,
das Aufexstehen der Pantomime. Man machte aber
auch einem westlichen Publikum wesentliche Zugeständ¬
nisse, gab ein Werk des Wieners Schnitzler mit der
Musik des Ungarn Dohnanyi und krößdem war die
sicher reichlich aufgewandte Mühe zweck= und nutzlos.
Stärkere Wirkungen wurden niemals erzielt.
Das Werkchen selbst, das Schnitzler jetzt, wie man
großartig verkündet, zu verfilmen gedenkt, ist eigentlich
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Kabarett amf Kole

Conference:
Direktion:
Pauf oblige Siemarckstr. 110 Fritz Rethe


Fritz Rotha
Rezitation eigener Schöpfungen
Eimn Bauer
die pikante Chansionière
5

25
S
Rienard Bellack
der Ur -Charlottenburger
Lotte Reineken
vom Thalla-Theater
Ernst Meiners
Tilly und Hans Bernhard
Gesangs- und Tanz-Duo
Nach dem Kabarett GESELLIGKEIT
5
In
Silliimunmmninnnnminmnmnumgmmmnngnmnnmnnmmmgmmmmmfe
schon so matt, daß Wirkungen nur von wirklichen Größen
zu erzielen gewesen. Die aber sind leider nicht da.
Dafür macht sich eine Mitelmäßigkeit breit, die meist
dann, wenn sie tragische Effekte zu erzielen wünscht,
grotesk, oder noch schlimmer, lächerlich wirkt. Erst ganz
zuletzt, wenn die Primadonna der Truppe allein die
Bühne beherrscht, merkt man gelegentlich menschliches
Erleben und menschliche Gestaltung.
Es ist die alte Geschichte vom Pierrot, den seine
Pierrette verläßt, um dem Herlekin zu folgen. An
ihrem Hochzeitstage muß sie noch einmal zu ihrem
Pierrot, den sie noch immer liebt. Ihr Zusammensein
erweckt in beiden den Wunsch, gemeinsam zu sterben.
Pierrot vergiftet sich, Pierrette aber ist zu feige und ent¬
flieht, ihr Brautschleier aber bleibt in den Händen des
toten Pierrot. Pierrette stürzt zurück, wo die Hochzeits¬
gesellschaft und Harlekin ungeduldig ihrer warten Sie