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22. Der junge Ledandus
ie ernsten Anseinandersetzungen eines Gespriches und geben ihm fauf die Zeitgenossn nicht wirte und gerabe seht seine glückiche
Auferstohung erlebt.
Pikanterie und Abwechslung des Tones. Dinge, in die sein Wirken
„Man hat auch von literarischen Cliquen gesprochen. Wann
ind sein tieferes Interesse nicht hineinreichen, lehnt er von der
sind die mit irgendeinem Unternehmen, einer Tat hervorgetreten?
onversationellen Behandlung ab, obgleich Schnitzler so wenig von
Ich glaube, das, was man als Cliquen bezeichnet, das sind
er Einseitigkeit des Metiermenschen an sich hat.
An einem Abend der letzten Tage saß ich ihm in dem Gemeinschaften von Schaffenden, die von einem gleichen Ideal,
einer künstlerischen Anschauung zusammengeführt werden. Das
Arbeitszimmer seines neuen Heims in der Sternwartestraße wieder
ist ein ziemlich natürlicher Vorgang. Aber man könnte mit einem
gegenüber. Das Haus, das nun in seinen Besitz übergegangen
ist, war ehemaliges Eigentum des Ehepaares Römpler=Bleibtreu.vielleicht seltsamen, aber doch nicht unwahren Parodoxon die
Von der mit wenigen Bildern und Statuetten geschmückten Cliquen als eine Gruppe von Menschen bezeichnen, die sich im
geheimen am stärksten hassen. Im übrigen leben die Schrift¬
Arbeitsstube im ersten Stockwerk bietet sich ein Ausblick nach der
jetzt herbstlichen, von Schleiern umwobenen Wiener Landschaft, steller gerade jetzt sehr isoliert, worüber Wedekend ja unlängst
zu den sanften Hügeln und Geländen, die Schnitzler so sehr Klage geführt hat. Aber das ist eine Vereinsamung, die für die
liebt und die er namentlich in seinen Erzählungen in so zarter,persönliche Entwicklung notwendig ist. Vielfache falsche Auf¬
fassungen entstehen aus der Kluft, von welcher Schaffende und
lyxisch abgetönter Stimmung und Plastik wiedergegeben hat. Das
Kritiker getrennt sind. Das ist nicht ein Gegensatz von Neid
gänze Gespräch wird zu einem „Weg ins Freie“ aus herrschenden
und verletzter Eitelkeit, sondern sie liegt in der Verschiedenartigkeit
Vorurteilen und irrtümlichen Auffassungen.
Ich finde Schnitzler nach einer Rückkehr aus einer Probeder Optik, des ganzen Verhältnisses zum Werke.“
So schloß dieses kurze, in einer Herbstabendstunde geführte
zur Aufführung des „Jungen Medardus“, und ich frage ihn,
Gespräch, in welchem Artur Schnitzler mir über sein Verhältnis
welche Bedeutung er der Mitwirkung eines Autors an der Regie
1
zu künstlerischen=Frägen Aufschluß gab.
seines Stückes beimißt.
Er erwidert, daß diese Mitwirkung des Dramatikers schon
mit den szenischen Anmerkungen zu seinem Stücke beginnt und
daß er ja wohl am besten Aufschlüsse darüber geben kann, wie er
sich ins Wirkliche umgesetzt eine Inszenierung gedacht. Ueber das
rein Technische noch hinaus ist sein Rat und seine Aufklärung
über den ideellen Gehalt einer Stelle von größter Wichtigkeit.
Schnitzler berichtet über ein interessantes Vorkommnis mit
Bassermann gelegentlich der Berliner Proben zum „Ein¬
die ihm zuge¬
samen Weg". Bassermann fand, daß
dachte Rolle ihm nicht liege, und er sträubte sich bei
die sich ergab. Gelegentlich einer
jeder Schwierigkeit,
kleinen Dialogstelle, die er mit dem Dichter besprach, sprang
Bassermann mit einem freudigen Heureka auf. Er hatte nun aus
einem winzigen Teil den tieferen Sinn des Ganzen erfaßt und
die Gestalt erschloß sich ihm ganz, die er dann in so meister¬
hafter Weise darstellte.
„Interessant“, meinte Schnitzler, „ist die innere Umwandlung
des Autors während der Proben. Es geschieht da manchmal, daß
man trotz der stärksten literarischen Ambitionen zum Publikum
wird und genau wie dieses an das eigene Stück die rein thea¬
tralische Forderung stellt. Damit ändert sich die ganze Optik.
Dinge, die ihm früher lebendig warm, erscheinen ihm nun nicht
belebt genug und zu ihrer stärksten Wirkung nicht gebracht. Das
ist keine Objektivierung, sondern die erste Probe auf die Gesetze der
Bühne vom Standpunkt eines Zuschauers aus. Da kann der Autor
noch eingreifen und schon aus diesem Grunde ist seine Mitwirkung
von Belang. Wie der vollendende, vorbereitende Abschluß einer
Aufführung vor sich geht, ist schwer zu sagen. Das verbessert
FrRa!
oder verschlechtert sich wie in einer Wellenbewegung. Es geschieht,
daß die Darstellung eine Vollendung erhält, ohne daß ihr irgend¬
eine bewußte Arbeit vorangegangen. So auch ein Verfall ohne
Vernachlässigung. Ob der Dichter nach Abschluß eines Werkes
oder während der ersten Aufführung, der Umsetzung ins Wirliche,
aleiten.
eine Desillusion erlebt? Jeder Schaffende geht schon von vorn¬
herein mit der Resignation ans Werk, daß er hinter der Schönheit
seines ersten Erlebnisses zurückbleiben und nie das hervorbringen
Schnitzler.
+
wird, was ihm als Ideal vorschwebte. Die Aufführung eines
Stückes enttäuscht ihn, wenn die Darsteller schwächer sind als seine
Gestalten. Dies ist glücklicherweise nicht immer der Fall, zuweilen
Menkes.
das Gegenteil. Freilich gibt es in einem Theater nie so viele
ir Schnitzler gewinnt einen be¬
gute Darsteller, als ein Stück es manchmal erfordert. Das sind
m Gespräch berührten Dinge
die Enttäuschungen, die man empfindet.“
in ganz eigener Weise zu be¬
Ich befrage Schnitzler um die Entstehung des „Jungen
Ein langes, freundliches Ver¬
Medardus“, der demnächst im Burgtheater aufgeführt wird.
mir ermöglichte mir oft das
„Historische Stücke sind eine frühe Liebe von mir gewesen,
Mancher Einblick in die Ge¬
der ich treu blieb. Die historische Stimmung meines neuen
Entstehung seiner Werke wurde
Dramas verdichtete sich allmählich in mir zu der einer bestimmten
unbedeutsames Ereignis, das
Zeit. Es war kleine bloße Flucht in die Vergangenheit, in die
Bekannten oder Jugendfreund,
man sich manchmal begibt, wenn Geschehnisse und Gestalten etwas
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22. Der junge Ledandus
ie ernsten Anseinandersetzungen eines Gespriches und geben ihm fauf die Zeitgenossn nicht wirte und gerabe seht seine glückiche
Auferstohung erlebt.
Pikanterie und Abwechslung des Tones. Dinge, in die sein Wirken
„Man hat auch von literarischen Cliquen gesprochen. Wann
ind sein tieferes Interesse nicht hineinreichen, lehnt er von der
sind die mit irgendeinem Unternehmen, einer Tat hervorgetreten?
onversationellen Behandlung ab, obgleich Schnitzler so wenig von
Ich glaube, das, was man als Cliquen bezeichnet, das sind
er Einseitigkeit des Metiermenschen an sich hat.
An einem Abend der letzten Tage saß ich ihm in dem Gemeinschaften von Schaffenden, die von einem gleichen Ideal,
einer künstlerischen Anschauung zusammengeführt werden. Das
Arbeitszimmer seines neuen Heims in der Sternwartestraße wieder
ist ein ziemlich natürlicher Vorgang. Aber man könnte mit einem
gegenüber. Das Haus, das nun in seinen Besitz übergegangen
ist, war ehemaliges Eigentum des Ehepaares Römpler=Bleibtreu.vielleicht seltsamen, aber doch nicht unwahren Parodoxon die
Von der mit wenigen Bildern und Statuetten geschmückten Cliquen als eine Gruppe von Menschen bezeichnen, die sich im
geheimen am stärksten hassen. Im übrigen leben die Schrift¬
Arbeitsstube im ersten Stockwerk bietet sich ein Ausblick nach der
jetzt herbstlichen, von Schleiern umwobenen Wiener Landschaft, steller gerade jetzt sehr isoliert, worüber Wedekend ja unlängst
zu den sanften Hügeln und Geländen, die Schnitzler so sehr Klage geführt hat. Aber das ist eine Vereinsamung, die für die
liebt und die er namentlich in seinen Erzählungen in so zarter,persönliche Entwicklung notwendig ist. Vielfache falsche Auf¬
fassungen entstehen aus der Kluft, von welcher Schaffende und
lyxisch abgetönter Stimmung und Plastik wiedergegeben hat. Das
Kritiker getrennt sind. Das ist nicht ein Gegensatz von Neid
gänze Gespräch wird zu einem „Weg ins Freie“ aus herrschenden
und verletzter Eitelkeit, sondern sie liegt in der Verschiedenartigkeit
Vorurteilen und irrtümlichen Auffassungen.
Ich finde Schnitzler nach einer Rückkehr aus einer Probeder Optik, des ganzen Verhältnisses zum Werke.“
So schloß dieses kurze, in einer Herbstabendstunde geführte
zur Aufführung des „Jungen Medardus“, und ich frage ihn,
Gespräch, in welchem Artur Schnitzler mir über sein Verhältnis
welche Bedeutung er der Mitwirkung eines Autors an der Regie
1
zu künstlerischen=Frägen Aufschluß gab.
seines Stückes beimißt.
Er erwidert, daß diese Mitwirkung des Dramatikers schon
mit den szenischen Anmerkungen zu seinem Stücke beginnt und
daß er ja wohl am besten Aufschlüsse darüber geben kann, wie er
sich ins Wirkliche umgesetzt eine Inszenierung gedacht. Ueber das
rein Technische noch hinaus ist sein Rat und seine Aufklärung
über den ideellen Gehalt einer Stelle von größter Wichtigkeit.
Schnitzler berichtet über ein interessantes Vorkommnis mit
Bassermann gelegentlich der Berliner Proben zum „Ein¬
die ihm zuge¬
samen Weg". Bassermann fand, daß
dachte Rolle ihm nicht liege, und er sträubte sich bei
die sich ergab. Gelegentlich einer
jeder Schwierigkeit,
kleinen Dialogstelle, die er mit dem Dichter besprach, sprang
Bassermann mit einem freudigen Heureka auf. Er hatte nun aus
einem winzigen Teil den tieferen Sinn des Ganzen erfaßt und
die Gestalt erschloß sich ihm ganz, die er dann in so meister¬
hafter Weise darstellte.
„Interessant“, meinte Schnitzler, „ist die innere Umwandlung
des Autors während der Proben. Es geschieht da manchmal, daß
man trotz der stärksten literarischen Ambitionen zum Publikum
wird und genau wie dieses an das eigene Stück die rein thea¬
tralische Forderung stellt. Damit ändert sich die ganze Optik.
Dinge, die ihm früher lebendig warm, erscheinen ihm nun nicht
belebt genug und zu ihrer stärksten Wirkung nicht gebracht. Das
ist keine Objektivierung, sondern die erste Probe auf die Gesetze der
Bühne vom Standpunkt eines Zuschauers aus. Da kann der Autor
noch eingreifen und schon aus diesem Grunde ist seine Mitwirkung
von Belang. Wie der vollendende, vorbereitende Abschluß einer
Aufführung vor sich geht, ist schwer zu sagen. Das verbessert
FrRa!
oder verschlechtert sich wie in einer Wellenbewegung. Es geschieht,
daß die Darstellung eine Vollendung erhält, ohne daß ihr irgend¬
eine bewußte Arbeit vorangegangen. So auch ein Verfall ohne
Vernachlässigung. Ob der Dichter nach Abschluß eines Werkes
oder während der ersten Aufführung, der Umsetzung ins Wirliche,
aleiten.
eine Desillusion erlebt? Jeder Schaffende geht schon von vorn¬
herein mit der Resignation ans Werk, daß er hinter der Schönheit
seines ersten Erlebnisses zurückbleiben und nie das hervorbringen
Schnitzler.
+
wird, was ihm als Ideal vorschwebte. Die Aufführung eines
Stückes enttäuscht ihn, wenn die Darsteller schwächer sind als seine
Gestalten. Dies ist glücklicherweise nicht immer der Fall, zuweilen
Menkes.
das Gegenteil. Freilich gibt es in einem Theater nie so viele
ir Schnitzler gewinnt einen be¬
gute Darsteller, als ein Stück es manchmal erfordert. Das sind
m Gespräch berührten Dinge
die Enttäuschungen, die man empfindet.“
in ganz eigener Weise zu be¬
Ich befrage Schnitzler um die Entstehung des „Jungen
Ein langes, freundliches Ver¬
Medardus“, der demnächst im Burgtheater aufgeführt wird.
mir ermöglichte mir oft das
„Historische Stücke sind eine frühe Liebe von mir gewesen,
Mancher Einblick in die Ge¬
der ich treu blieb. Die historische Stimmung meines neuen
Entstehung seiner Werke wurde
Dramas verdichtete sich allmählich in mir zu der einer bestimmten
unbedeutsames Ereignis, das
Zeit. Es war kleine bloße Flucht in die Vergangenheit, in die
Bekannten oder Jugendfreund,
man sich manchmal begibt, wenn Geschehnisse und Gestalten etwas