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Viele Jahre finds wohl gewesen, in denen sich übermäßig viel zu tun haben. Die Direktion sah
Arthur Schnitzler mit seiner „dramatischen Historie“ die Verzweiflung der Inspizienten ein, hob ihren
„Der junge Medardus“ beschäftigt hat, der Dienst fur die Darsteller gänzlich auf und bestimmte,
er langwierige und emsige Studien, geschichtliche daß sämtliche Schauspieler, ohne wie bisher ge¬
und kulturgeschichtliche Forschungen gewidmet hat. bräuchlich von den Inspizienten gerufen zu werden,
Wir können nicht glauben, daß Schnitzter, als diese selbst, wenn die Reihe an sie käme, die Bühne zu
umfassende Arbeit allmählich unter seiner Feder betreten hätten. Mit dem gemütlichen Ausruhen
entstand, je daran gedacht hat, sie einmal in voller und Plaudern in den Garderoben und Konversa¬
Lebendigkeit auf dem Theater zu sehen. Schnitzler tienssälen wird es also beim „jungen Medardus“
ist ein zu gewiegter Dramatiker und kennt die For¬
nichts sein. Daß diese literarische Sensation ihre
derungen und die Technik der Bühne zu genau, um
Kreise auch außerhalb unserer Stadt zieht, beweist
sich dessen nicht klar geworden zu sein, daß das
die Anmeldung einer Reihe von Direktoren und
Theater in seiner heutigen Gestalt dem von ihm ge¬ Kritikern deutscher Blätter. Unter diesen wird sich
dachten iungen Medardus“ ein Dasein nicht geben
die Aufmerksamkeit besonders auf eine markante
könne. Und nun ist das Wunder doch geschehen!
Persönlichkeit konzentrierten, den Referenten des
„Donnerstag wird man „den jungen Medar¬
„Berliner Tageblatt“ und vormaligen Burgtheater¬
dus“ im Burgtheater kennen lernen. Freilich
Frekton Paul Schlenther.
nicht den, der Schnitzler ursprünglich vorgeschweb
hat, sondern einen bedeutend verkürzten. In der
ursprünglichen Gestalt würde „der junge Medar##
dus“ eine Spielzeit von sicherlich sieben Stunden
umfaßt haben. Paul Schleuther schon, der das
Manuskript in seinem Original zu lesen bekam, em¬
pfahl dem Dichter eine eingreifende Operation, und
dieser nahm eine gründliche Umarbeitung vor, welche
wieder die Arbeit eines Jahres in Anspruch nahm.
Ein einziges Werk hat an das Burgtheater bisher
fast ebenso große Schwierigkeiten gestellt wie die
Schnitzlersche Arbeit: der zweite Teil von „Faust.“
Seit vielen Wochen wird im Burgtheater an
dem Stücke gearbeitet, und zweimal mußte der Ter¬
min der Aufführung hinausgeschoben werden. Das
Personenverzeichnis ist auf drei Oktavseiten ge¬
druckt. 78 Einzelpersonen kommen vor, außerdem
eine Menge von Volk. Alles was Beine hat, muß
im Burgtheater mittun und selbst diese personalge¬
segnete Bühne kann sich nur helfen, indem einzelne
Schauspieler zwei zeitlich von einander getrennte
Rollen darstellen. Damit die Aufführung überhaupt
möglich sei, mußte sich Baron Berger dazu verstehen,
sich mit einer alten Feindin auszusöhnen: der Dreh¬
bühne. Und jetzt ist er ihr sehr dankbar, denn. —
so meint er — würde sie nicht schon existieren, so
hätte man sie für dieses Werk erfinden müssen.
Dichter, Direktor und Regisseur Thimig leiten
die anstrengenden Proben, die das gesamte Künst¬
lerpersonal und die Bediensteten von zehn Uhr vor¬
mittags bis in die späten Nachmittagsstunden bei¬
sammen halten. Einige Tage waren nur für die
Ausstattungskünsiler bestimmt. Als man nun vor
einigen Tagen das Stück in etwas mehr als vier¬
einhalb Stunden durchgespielt hatte, war man über¬
selig, denn man glaubte, daß bei dem raschesten
Tempo doch gute fünf Stunden nötig seien.
„Der junge Medardus“ besteht aus einem
Vorspiel in zwei Abteilungen und fünf Aufzügen
mit siebzehn Verwandlungen. Die Bühnenbilder
wiederholen sich allerdings, man wird ein reizvolles
Stück des inneren und äußeren Altwien vom Jahre
1809 schauen, stilvolle bürgerliche Interieurs, mit
Luxus ausgestattete Salons und Damenzimmer der
herzoglichen Familie von Valois, deren gartenum¬
säumtes Palais, ein kleines Wirtshaus in den Do¬
nanduen, vor dem die Leichen der ertrunkenen Lie¬
bespaare angeschwemmt werden, eine Straßenkreu¬
zung in der Vorstadt, die Burglastei mit dem Burg¬
tor, das Glacis, einen Buchhändlerlaben, den
Schloßhof von Schönbrunn mit der Front des Lust¬
schlosses im Hintergrund, eine Gefängniszelle und
schließlich auch zweimal einen Friedhof, auf dem Be¬
erdigungen vor den Augen des Publikums statt¬
finden.
Nervöse Damen mögen sich vom „jungen Me¬
dardus“ klüglich fern halten. Gewehrgeknatter, Ka¬
nonendonner, Salven wechseln mit dem Flammen¬
schein in die Luft gesprengter Häuser. Elf Perso¬
nen des Stückes sierben, die meisten auf gewaltsame
Weise, und an verschiedenen Todesarten ist kein
Mangel. Ein unglückliches Liebespaar geht ins
Wasser, die Ertrunkenen werden auf die Szene ge¬
bracht, einer stirbt am Fieber, eine edle Samari¬
terin holt sich den Tod bei der Pflege der Kriegs¬
verwundeten, ein kleines Mädchen wird durch einen
Granatsplitter getroffen, zwei Offiziere durch
Schüsse, drei Personen werden standrechtlich er¬
schossen, wobei noch eine Reihe von Bürgergardisten
und Soldaten hingemetzelt werden. Zwei Leute
werden im Duell verwundet, eine der Einzelperso¬
nen in der Schlacht. Auch an körperlichen Gebre¬
chen ist kein Mangel. Durch das Stück laufen eins!
Blinder und ein Buckliger.
Viele Jahre finds wohl gewesen, in denen sich übermäßig viel zu tun haben. Die Direktion sah
Arthur Schnitzler mit seiner „dramatischen Historie“ die Verzweiflung der Inspizienten ein, hob ihren
„Der junge Medardus“ beschäftigt hat, der Dienst fur die Darsteller gänzlich auf und bestimmte,
er langwierige und emsige Studien, geschichtliche daß sämtliche Schauspieler, ohne wie bisher ge¬
und kulturgeschichtliche Forschungen gewidmet hat. bräuchlich von den Inspizienten gerufen zu werden,
Wir können nicht glauben, daß Schnitzter, als diese selbst, wenn die Reihe an sie käme, die Bühne zu
umfassende Arbeit allmählich unter seiner Feder betreten hätten. Mit dem gemütlichen Ausruhen
entstand, je daran gedacht hat, sie einmal in voller und Plaudern in den Garderoben und Konversa¬
Lebendigkeit auf dem Theater zu sehen. Schnitzler tienssälen wird es also beim „jungen Medardus“
ist ein zu gewiegter Dramatiker und kennt die For¬
nichts sein. Daß diese literarische Sensation ihre
derungen und die Technik der Bühne zu genau, um
Kreise auch außerhalb unserer Stadt zieht, beweist
sich dessen nicht klar geworden zu sein, daß das
die Anmeldung einer Reihe von Direktoren und
Theater in seiner heutigen Gestalt dem von ihm ge¬ Kritikern deutscher Blätter. Unter diesen wird sich
dachten iungen Medardus“ ein Dasein nicht geben
die Aufmerksamkeit besonders auf eine markante
könne. Und nun ist das Wunder doch geschehen!
Persönlichkeit konzentrierten, den Referenten des
„Donnerstag wird man „den jungen Medar¬
„Berliner Tageblatt“ und vormaligen Burgtheater¬
dus“ im Burgtheater kennen lernen. Freilich
Frekton Paul Schlenther.
nicht den, der Schnitzler ursprünglich vorgeschweb
hat, sondern einen bedeutend verkürzten. In der
ursprünglichen Gestalt würde „der junge Medar##
dus“ eine Spielzeit von sicherlich sieben Stunden
umfaßt haben. Paul Schleuther schon, der das
Manuskript in seinem Original zu lesen bekam, em¬
pfahl dem Dichter eine eingreifende Operation, und
dieser nahm eine gründliche Umarbeitung vor, welche
wieder die Arbeit eines Jahres in Anspruch nahm.
Ein einziges Werk hat an das Burgtheater bisher
fast ebenso große Schwierigkeiten gestellt wie die
Schnitzlersche Arbeit: der zweite Teil von „Faust.“
Seit vielen Wochen wird im Burgtheater an
dem Stücke gearbeitet, und zweimal mußte der Ter¬
min der Aufführung hinausgeschoben werden. Das
Personenverzeichnis ist auf drei Oktavseiten ge¬
druckt. 78 Einzelpersonen kommen vor, außerdem
eine Menge von Volk. Alles was Beine hat, muß
im Burgtheater mittun und selbst diese personalge¬
segnete Bühne kann sich nur helfen, indem einzelne
Schauspieler zwei zeitlich von einander getrennte
Rollen darstellen. Damit die Aufführung überhaupt
möglich sei, mußte sich Baron Berger dazu verstehen,
sich mit einer alten Feindin auszusöhnen: der Dreh¬
bühne. Und jetzt ist er ihr sehr dankbar, denn. —
so meint er — würde sie nicht schon existieren, so
hätte man sie für dieses Werk erfinden müssen.
Dichter, Direktor und Regisseur Thimig leiten
die anstrengenden Proben, die das gesamte Künst¬
lerpersonal und die Bediensteten von zehn Uhr vor¬
mittags bis in die späten Nachmittagsstunden bei¬
sammen halten. Einige Tage waren nur für die
Ausstattungskünsiler bestimmt. Als man nun vor
einigen Tagen das Stück in etwas mehr als vier¬
einhalb Stunden durchgespielt hatte, war man über¬
selig, denn man glaubte, daß bei dem raschesten
Tempo doch gute fünf Stunden nötig seien.
„Der junge Medardus“ besteht aus einem
Vorspiel in zwei Abteilungen und fünf Aufzügen
mit siebzehn Verwandlungen. Die Bühnenbilder
wiederholen sich allerdings, man wird ein reizvolles
Stück des inneren und äußeren Altwien vom Jahre
1809 schauen, stilvolle bürgerliche Interieurs, mit
Luxus ausgestattete Salons und Damenzimmer der
herzoglichen Familie von Valois, deren gartenum¬
säumtes Palais, ein kleines Wirtshaus in den Do¬
nanduen, vor dem die Leichen der ertrunkenen Lie¬
bespaare angeschwemmt werden, eine Straßenkreu¬
zung in der Vorstadt, die Burglastei mit dem Burg¬
tor, das Glacis, einen Buchhändlerlaben, den
Schloßhof von Schönbrunn mit der Front des Lust¬
schlosses im Hintergrund, eine Gefängniszelle und
schließlich auch zweimal einen Friedhof, auf dem Be¬
erdigungen vor den Augen des Publikums statt¬
finden.
Nervöse Damen mögen sich vom „jungen Me¬
dardus“ klüglich fern halten. Gewehrgeknatter, Ka¬
nonendonner, Salven wechseln mit dem Flammen¬
schein in die Luft gesprengter Häuser. Elf Perso¬
nen des Stückes sierben, die meisten auf gewaltsame
Weise, und an verschiedenen Todesarten ist kein
Mangel. Ein unglückliches Liebespaar geht ins
Wasser, die Ertrunkenen werden auf die Szene ge¬
bracht, einer stirbt am Fieber, eine edle Samari¬
terin holt sich den Tod bei der Pflege der Kriegs¬
verwundeten, ein kleines Mädchen wird durch einen
Granatsplitter getroffen, zwei Offiziere durch
Schüsse, drei Personen werden standrechtlich er¬
schossen, wobei noch eine Reihe von Bürgergardisten
und Soldaten hingemetzelt werden. Zwei Leute
werden im Duell verwundet, eine der Einzelperso¬
nen in der Schlacht. Auch an körperlichen Gebre¬
chen ist kein Mangel. Durch das Stück laufen eins!
Blinder und ein Buckliger.