II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 34

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22. ber junge-nedandus
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einem „behend, heiter, oberflächlich“ und wir haben den morden, fällt aber einer Emigrantin, einer Valois in bisweilen schon allzusehr nach
Wiener. Die ziehen an uns vorbei, immer spaßend oder die Arme, buhlt mit ihr, vergißt seine Tat, wird ein Aufzügen, zwölf verschiedenen
schimpfend, sich aus dem Krieg eine Hetz, aus! Ball der Ereignisse, sieht wie sein Onkel von den Fran=srollen (das ganze männliche:
der Belagerung ein Schauspiel machend, immer neu=zosen füsiliert wird, noch einmal erhebt er sich, aber des alten Baumeister ist besch
gierig immer schaulustig, heute in Aspern, umlaus dem Rächer seines Vaterlandes (der er zu seinl schweren Stand. Wenn alles
der Schlacht von einem Dach aus zuzusehen, morgenglaubt) wird ein Mörder. im Solde der Valois; wieder wir schon zufrieden sein. Der
in Schönbrunn, um den Napoleon ganz aus der Nähe kann er die Tat nicht tun, als er aber erfährt, sie, seine] Herr Gerasch ganz so wie 9
zu betrachten, jetzt ganz traurig, weil einer erschossen! Helem von Valois, sei die Geliebte Napoleons gewor¬
„Wahrhaftig, er hatte einen
wird, den sie geschätzt und geehrt, und gleich darauf den, ersticht er sie auf der Schönbrunner Schloßtreppe, und eine fast einwandfreie Ha#
irgendwohin laufend, wo es was Blitzendes zu sehen schlägt die Gnade Napoleons, der jetzt die Ränke der ich ja beides nicht. Aber er
gibt. Und neben Windbeutelei Biedersinn, neben Krie¬
Ermordeten erkannt hat, aus, läßt sich erschießen mit der Rolle. Und er sieht aus,
gerei aufrechte Standfestigkeit neben Gesinnungslumperei
dem Glauben an sein Heldentum, in Wirklichkeit ein den Degen zu führen.“ Daß
Ehrlichkeit, Männlichkeit. Medardus ist ein Sohn die=farmer Junge, der mit seiner Kraft und Jugend nichtstheil anrichten könne, dachte
ses Volkes und muß vielleicht nur darum in einen sosanzufangen gewußt. Aber ich frage: War sie wirklich
sieht nur so aus. Helene Val
läppischen Tod gehen. Seine Jugend hebt ihn darüberj notwendig, diese dämonische Frau und ihre exotische Her=sgemuth mit einem großen
hinaus, aber nicht das versteende Wissen seines Freiin=lkunft und ihre Emigrantenumgebung, um diesen Jüng=llich abseits von dieser Rolle g
des Etzelt und auch nicht die grimmige Ironie des Onkelsling zu entwurzeln? Die Erfindung Schnitzlers ist hier Sinnliche fehlt ihr. Sehrg
Eschenbacher. Und hier weitert sich seine Tragödie zur Tra=schwach und svielerisch. Der Aufwand an abgebrauchter[Bleibtreu als die Mutten
gödie eines Volkes, einer Stadt, die für ihre Kraft, für Romantik, ja Hintertreppenromantik, lenkt vom Schick= Kleinbürgerlichkeit, groß Her
ihre Jugend kein Ziel zu finden weiß, ebensowenig wiel sal des Medardus ab, statt darauf hinzulenken. Schnitz=zog von Valois in der ganze
Medardus. Der große Aufwand an Personen, an Zeiteler dekoriert hier die alle dämonische Stube zwar äußerst eines Emigranten, Herr Tre
schilderungen scheint mir so eine tiefe Notwendigkeit zu geschmackvoll, aber mit alten Dekorationen. Der blinde stehender“, dessen Liebe, bev#
sein, in dem er zeigen soll, daß dieser Jüngling irgend=salte Herzog, der Königshof hält, die Prinzessin mit den durch den Kopf gegangen ist
wie im Wienerischen verankert ist, daß er zu wählen mörderischen Fingern und kalt buhlerischem Herzen, seins als unglücklich Liebende, die
hat zwischen dem Helden, den Mann, den sein Onkeli Neffe und Eidam, Aristokrat und Fechter, die treuen! Bräutigam verneint wird. Her
Eschenbacher vorstellt und der auch so stirbt, und zwi= Diener ich meine: Puppensviel, Arabeske, Ornament bacher ist mir zu trocken, mehr
schen den Wiener Narren, Müßiggängern und Plau=jund unnotwendig. Es ist der schwächste Teil der Dich=IArndt, Herr Devriant,
derern, die die Bacheien und Straßen bevölkern. Aberltung, er enthüllt, was Schnitzler immer gefehlt hat, die[ Reimers huschen durch das
der junge Medardus bleibt auch hier nur jung, daß er
große Leidenschaft, die alles verzehrende Flamme, erssie nicht. Aus der Menge der
nicht wählt, sich nicht entscheidet, sondern seinen eigenen
setzt dafür Theater ein. Und dann könnte und wirdlben sich scharf der schuftig gen
Tod stirbt, seinen falschen, schlecht aufgeputzten Tod
mancher glauben, Medardus gehe an dem dämonischen Wachshuber des Herrn Kor
eines verblendeten Jünglings.
Weibe zu Grunde; aber genau das Gegenteil will Schnitz=liche und zappelnde Föderl d
Das ist schön und vollendet. Weniger vollendetsler, Medardus geht an sich selbst zu Grunde.
der besten an diesem Abend)
scheint mir das „Wie“ das, was Medardus dem Unter¬
Die Aufführung breitet über diesen Schaden der Herrn Straßni, der es
gang entgegentreibt. Der Stoß kommt von außen, nicht Dichtung die dichte Geschehnishülle, die das Drama
Leute sterben, und er selber ni
aus dem Innern des Medardus. Er will irgend eine manchmal wirklich zu einem echten und schönen Volks¬
Oska
große Tat tun, denkt vielleicht daran, Napoleon zu er= schauspiel macht. Das Burgtheater spielt es so, vielleicht!