II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 62

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22. Derjunge Medandus
ades Nomans „Mudeif Arbagger“¬
Schwarz, zu viel Blätter mit Trauerrand. Gleich das Vor¬
jedoch sehr wenigen historischen Namen. Der General
ybefindet sich auf Seite 23.
spiel bringt einen Doppelselbstmovd, und der erste Akt
Rapp taucht ein paarmal auf, und bedeutender tritt jener
beginnt mit einem Doppelbegräbnis, der zweite damit,
Eschenbach oder Eschenbacher hervor, der brave Sattler¬
daß der junge Medardus halbtot aus einem Duell heim¬
illeton.
meister, der zwei Kanonen — sie verwandeln sich
gebracht wird. Später sollte uns sogar ein zweites
Landkarten bei Schnitzler — in seinem Hofe vergraben
Begräbnis beschert werden, was aber zum Glück vom
urgtheater. #####
hatte und deshalb dort, wo heute die Eschenbachgasse
Rotstift verhindert wurde, und weiterhin müssen allerhand
seinen Namen verewigt, von den Franzosen erschossen
n allerdings sehr neutraler Natur,
Leute, junge und alte, vor unseren Augen ihr Leben
wurde. Auf diese zwei beschränkt sich in dem Stücke die
kündend, wird niemand dem
lassen, bis ganz zuletzt die Heldin des Stückes erdolcht
Zahl der historischen Persönlichkeiten. Weder Napoleon
ktur Schnitzler, vorenthalten.
und der Held standrechtlich erschossen wird. Täuschen wir
noch der Kaiser Franz tritt auf, und selbst der Herr von
ardus“ ist das umfangreichste
uns nicht, so war es ein Berliner Kritiker, der einmal
Wohlleben, Wiens Bürgermeister, wagt sich nur als Statist
Jahrzehnten geschrieben worden,
von Schnitzler sagte, bei ihm gehe Liebelei und Sterbelei
aus der Coulisse hervor. Der Dichter überläßt eben die großen
nenverzeichnis läßt ein Bataillon
immer Hand in Hand. Das Wort, so richtig als witzig,
Männer, die berühmten Leute dem Geschichtsschreiber und
arschieren; über siebzig Namen
will diesmal nicht passen, diesmal handelt es sich nicht
sieht nach einem bewährten Ausspruch seine Aufgabe
nd ihnen folgt, bunt gemustert
um ein bißchen Tod. Nicht ein kleines, feines, sondern ein
darin, die Geschichte derer zu schreiben, die keine Geschichte
Heerschar der Namenlosen, der
großes Sterben geht durch dieses Stück: sämtliche Todes¬
haben. Verschollene Zeitstimmungen sucht er wieder zum
n. Nach der Einteilung des ge¬
arten werden ausgenützt, und unter den Knochenfincern
Klingen zu bringen, die Kleinen, die Unbekannten, die
das Werk in sechs Akte, wovon
des Klappergespenstes ertönt die mörderische Orgel in allen
Ruhmlosen ruft er ins Leben zurück. Eine Hauptrolle in
in mehrere Bilder. Im ganzen
Registern. Freilich, die Zeit ist auch danach. 1809! Die
dem Stück spielt das Volk, die Wiener Bürgerschaft. Sie
gezählt, und manches darunter
Franzosen zum zweitenmal in Wien! Jetzt nicht, wie
teilt sich in vielerlei Abarten, Schafe und Böcke, brave
chsenen Akte gleich. Siebzehn
anno fünf, als interessante, fast ein wenig willkommene
Leute und gemeine Kerle. Der Dichter schmeichelt den
wvovon nur zwei für die Auf¬
Gäste, jetzt als wildes Kriegsvolk, das die Stadt mit
Wienern nicht, und das sei ihm besonders hoch an¬
en, so stellt sich die Rechnung.
Feuer und Schwert heimsucht, Not und Tod durch alle
gerechnet. Das Großmaul, der Leisetreter, der Hasenfuß
sich, daß gerade Schnitzler, der
Gassen jagt. Zwei große Schlachten wurden in Wiens
eilen vorüber, jeder von der stürmischen Zeit im Gleich¬
n Feinkunst, den Mut und die
unmittelbarster Nähe geschlagen, die Weltgeschichte
gewicht gestört, aus seiner Alltäglichkeit verdrängt. Den
ebirgsmassen über die Bretter zu
donnerte furchtbar an die Tore der Stadt. Den Wienern
echten und den falschen Patrioten lernt man kennen. In
ben Ungetüm künstlerische Form
muß die Erinnerung an dieses schreckliche Jahr lange
einer eigenen Szene ertönen Collins Wehrmannslieder.
nachgegangen sein. Was sie vorher schon Schlimmes und
Studenten singen sie an der Donaulände in einer Kneipe,
eine „dramatische Historie“. Was
Arges hatten erdulden müssen, sammelte sich ihnen später
die an Auerbachs Keller, noch mehr an Schillers Räuber¬
ns auf historischem Hintergrund
unter diesem einen schicksalsschweren Datum, trug zuletzt
schänke erinnern könnte, wenn nicht die Roserl, die Marie
ist es, das ihm diesen Prospekt
alles diese Jahreszahl. Grillparzer in seiner Selbst¬
und die Elisabeth dabei wären das süße Mädel in mehr¬
s Jahres 1809. So vollständig,
biographie belastet das Jahr 1809 sogar mit dem Pre߬
sachem Abzug. Auch hier hat der Patriotismus die richtige
in keinem Theaterstücke lebendig
burger Frieden, der doch schon 1805 abgeschlossen wurde
Farbe. 1809 ist nicht mehr 1805, wo noch jede Art von
e alten Gassen, sieht die Bastei
und Oesterreich teuer genug zu stehen kam. Dieses
Vaterlandsliebe den Behörden verdächtig schien. Jetzt hat
an ahnt das Paradeisgartl, sieht
Neunerjahr sollte schließlich für alles erlittene Unheil
man nicht bloß die Wehrkraft, man hat auch geistige
der Szene ragt sozusagen der
Schuld und Verantwortung tragen.
Potenzen mobil gemacht, Energien der Volksseele und
k leiht ihr das besondere Kolorit,
Auch der junge Grillparzer erfüllte damals seine
des Volksgemütes. Ein deutsches Nationalgefühl regt sich,
Der alte Steffel habe das Stück
Bürgerpflicht. Er trat dem Studentenkorps bei und
aber zunächst doch nur ganz schüchtern und lautlos. Das
einahe behaupten. Er hat es
führte, wenngleich mit gedämpftem Enthusiasmus, seinen
Wort „deutsch“ wird in den Wehrmannsliedern von
unterzeichnet, würde er nicht doch
Schießprügel auf der Bastei spazieren. Eigentlich hätte er
Collin gar nicht, in denen von Castelli kaum mehr als
Kopf geschüttelt haben. Vor allem
ein Recht darauf in dem neuen Stück ein wenig mit¬
einmal ausgesprochen. Unter den Studenten der Donau¬
ikle Stellen, zu viel schwärzestes zutun. In dieser dramatischen Historie begegnet man! kneipe ist einer, der noch ganz wie ein Landsknecht in