II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 77

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22. DenjungeMedandus
übernommen. Sie fühlt sich als die Erbin des uralt gibt. Was bedeuten ihm, der bei Marengo gesiegt und
königlichen Geschlechtes, aber mit souveräner Rücksichts¬
bei Trafalgar seine herrlichsten Hoffnungen scheitern ge¬
losigkeit schreitet sie ihren einsamen Weg. Voll südlichen
sehen, die Sorgen der Wiener Bürger, die Freiheitslieder
Feuers schließt sie ihren geliebten Medardus, den sie einst

töten gewollt, in die Arme, alles gibt sie ihm in ver¬
der Landwehrmänner, was die Konspirationen des land=Thereitungen, welche Italiens We
flüchtigen blinden Herzogs von Valois? Ein Fedeistrich
schwiegener Stille hin, nur nicht ihr Höchstes, Letztes,
beseitigt den unbequemen Trotz einer törichten Bürger=KOstgrenze sehr verstärken?
ihren Herrscherwillen. Ihre überraschenden Entschlüsse
In
schaft, nützt durch heilsamen Schrecken, ein Federzug durch= das Territorialsystem eingeführt wi
übersetzen weite Gebiete der Möglichkeiten. Die Gestalt
schneidet die dünnen Fäden der legitimistischen Verschwörer, Mobilisation rasch stattfinden kann;
Helenens bedarf, um glaubhaft zu werden, des Ver¬
Federzüge, das Werk weniger Augenblicke, denn der Riese dislozierten Truppen gegen Oester
ständnisses einer hochbegabten Darstellerin. Die Burg be¬
denkt und träumt in ferne Gegenden hinaus. Endlose vorbereitet. Nicht ohne Grund war
sitzt sie in Fräulein Wohlgemuth. Ihre Leistung
Armeekolonnen kreisen die Welt ein und verzagt blickt
war ein wichtiges Ereignis des gestrigen Abends. Die
auf der Freiheit des Hafens von A
das Handelsvolk jenseits des Aermelkanals auf seine ver¬
Burg weiß sich nun im Besitze eines jungen Talents,
Auch in Montenegro wird vie
ödeten Magazine. Endlose Kolonnen marschieren gegen
das uns die Kunst hohen Stils zu bieten verspricht.
arbeitet. Weiß es Baronin Suttner
den Osten und Süden, um die Macht des Inselvolkes
Neben dieser Helene nahm sich der Medardus des Herrn
da, wo Oesterreich=Ungarn sich vorb
tödlich zu treffen. Aus der einsamen Höhe solcher Ent¬
Gerasch recht ärmlich aus. Noch im Vorspiele vermochte
würfe blickt er auf das Getümmel der winzigen Mensch¬
das schnell! Die Eile ist sehr wi
er freundliche Sympathien anzuregen. Dann wurde es
lein herab, was bedeutet ihm deren Schicksal? Wir hören
schleunigung ihres Marsches siegten
immer schlechter und schlechter. Es fehlte dem Darsteller
von dem Riesenmenschen Napoleon, er erscheint nicht auf
Slivnica!
an der selbständigen Kraft, für das unstele Wesen des
der Bühne. Doch ist er die wichtigste Person des Stückes.
Jünglings Teilnahme zu erwirken.
Deutschtschechische Ausgleichskouf
Daß seine Größe uns augenfällig wird, dafür hat die
In drei Gruppen gliedern sich die zahlreichen Bilder.
Bildnerkunst Schnitzlers gesorgt. Der Behelf jedoch, den
Aus informierten deutschböhmi
Neben den Szenen im Wiener Bürgerhause und im Emi¬
er sich zurecht gemacht, um sich das Auftreten des Ge¬
lautet:
grautenschlößchen tritt uns ein Gesamtbild der Creignisse
waltigen zu ersparen, stellt das empfindlichste Gebrechen
um die Tage von Aspern herum entgegen. Schnitzler hat
„Die Nachrichten, wonach es
des Stückes zur Schau. Ein herrlich ausstaffierter General¬
seinen Stoff mit ehrlicher Liebe umfaßt. Er bietet uns
adjutant muß wiederholt auf der Bühne erscheinen, um
kürzester Zeit zu einer Fortsetzung
trefflich aufgebaute und wirksame Schilderungen. Die warme
den Willen Sr. Majestät des Kaisers den gespannt lauschen¬
gleichsverhandlungen, und zwar au
Stimmung des vielverheißenden Frühlings, das herbe
den Menschen zu verkünden. Mit schmerzlichem Ersstaunen
kommen werde, sind dahin zu rektifiz
Leid der Enttänschung spricht aus dem Menschengewühl,
gewahrt man, wie ein Dramatiker, der seiner Technik so
Konferenzen zwischen Deutschen und 2
das der Dichter auf der Bühne agieren läßt. Hier hat
sicher ist wie Schnitzler, mit solch armseligem Auskunfts¬
geplant sind, daß diese aber nicht un
das Burgtheater den Reichtum, der ihm zur Verfügung
mittel sich da begnügt, wo eigentlich das Höchste seiner
stehenden Kräfte und die vornehme Tradition auserlesenen
Materie der Prager Ausgleichsver
Kunst erwartet werden darf.
Zusammenspiels gezeigt. In epischer Breite und Langsam¬
sammenhängen. Es wird sich vielmeh
Doch damit soll dem vielen Schönen und Wirksamen,
keit bewegt sich die Handlung einher. Vielleicht würde so¬
ferenzen in der Hauptsache um die
das der junge Medardus bietet, kein Eintrag geschehen
gar unser Interesse an den Vorgängen gänzlich erlahmen,
Aktion handeln, die im heurigen Früh
und auch der großen Leistung des Burgtheaters soll ihr
wenn wir nicht gewahrten, daß alle Menschen, die da an
Fürstenberg angebahnt wurden und i
uns vorüberwandeln, mit gebanntem Blick nach einer
Erfolg nicht verkümmert werden. Daß die Novität trotz führung eines Einvernehmens zwische
der Notwendigkeit eines übergroßen Apparats, trotz der
Richtung hinschauen. Die Augen sprechen von wilden
unglücklichen Art, mit der der Text verkürzt worden ist,
Tschechen hinsichtlich der Behandlu
Schrecken, von bangen Hoffnungen, sie künden Haß und
einen sichtlichen starken Eindruck gemacht, das wird der
im Abgeordnetenhause eingebrachten n
scheue Bewunderung. So schauen diese Menschlein, so
Dichter gerne der liebevollen Darstellung zu verdanken
Regierungsvorlagen betreffend die
horchen sie nach Schönbrunn hinaus, wo zur Stunde der haben.
Sprachengebrauches bei den staatlich
mächtigste Mann der Welt seine Entschlüsse faßt und kund¬
— F. 2w.
Böhmen und betreffend die Erricht
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