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22. DenjungeMedandus
dem die beglaubigte Historie berichtet, daß er Kanonen in seinem beruf, der ihm höher dünkt als alle Menschlichkeiten; unerschüttert hübsche Dekoratione
Hause vergraben hielt, hat hier nur verbotene Landkarten versteckt durch Schicksalsschläge, tastet er sich durchs Leben, ein Blinder, einen stimmungsv#
und wird erschossen. Medardus hai ein neues Lebensziel: der nichts von der Welt sieht und nur den Weg fühlt.
Szenerie des Schlo
er will Napoleon, den Urheber aller Greuel, er¬
In diesem Stück mit dem Bunterlei von hundert Gestalten, szenen auf der Bas
morden, eine völkerbefreiende Tat
tun. Aber auch Kostümen, großen Worten, Taten und Herzensromanen fragt man Das Volk von
dieser Vorsatz wird ihm durchkrenzt. Die Prinzessin von selbstverständlich, ob Schnitzler, der Dichter, jenes Eigenste, was repräsentiert, die
Valois, die mit dem Haß ihres königlichen Geschlechtes den wir an ihm lieben und verehren, auch genügend zum Ausdruck bevölkerte das
Franzosenkaiser aus dem Wege räumen will, hat den Plan des bringt. Liest man das Buch, das noch viel umfangreicher als das waren unzählige R#
Medardus für ihre Zwecke zu nutzen gesucht. Indem sie ihn gespielte Drama ist, dann findet man manche feine Stelle darin, auch, die bloß vor
beredet, Napoleon zu töten, bricht sic seinen Willen; bis dahin manches Bildnis und Gleichnis, manches Profil, das eigenartige Einzelleistungen wag
stand er mit seiner Tat allein, nun sollte er ein Mordwerkzeug Züge verrät. Auch die Gedanken über Sterben und Vergehen können spielte Herr Gerasch
für andere sein. Die Prinzessin hatte selber die Ermordungschnitzlerisch sein. Betrachtet man das Stück ganz allgemein, das Stück war, und man k#
Napoleons beabsichtigt; eine zweite Judith, wollte sie ihn in vor allem, dann findet man, daß der Komödienmeister Schnitzler hier Persönliches er die
einer Umarmung töten. Aber sie wurde nur seine Geliebte. Das stärker war als der Dichter. Nurstärker, nichtstark. Denndiese Handlung sich bescheiden, den
bringt einen Sturm im Innern des jungen Medardus hervor. zerfällt in Bilder, die sich nach Belieben schieben lassen; es ist Bestreben, die knalg
Im Schloßhofe zu Schönbrunn, wo das Volk sich drängt, um kein komponiertes Gemälde, nur ein Panorama. Auch die Haupt= Gefühlsmomenten z
Napoleon zu sehen, hat sich auch Medardus eingesunden. Viel- siguren sind viel verschwommener als die Nebenfiguren; dieser schien wirklich nur
leicht wird er den Mordstahl doch in die Brust des Tyrannen Medardus ist ein robuster Vetter von Hamlet. Er faßt Ent= Worte im Munde
senken; da sieht er plötzlich die Prinzessin Helene die Treppe zu schlüsse, ohne sie auszuführen, seine Taten, die er tun will, sind scheiden, wann der
den Gemächern des Kaisers hinausschreiten, und sinnlos vor größer als er. An diesem inneren Zwiespalt scheitert er. schreckte. Unvergeßl
Eifersucht und Wut, tötet er sie. Er wird eingekerkert, doch es Wohl geht er zum Schluß in den Tod, trotzdem er sich von Valois, das
winkt ihm Befreiung: man hat Beweise dafür gefunden, daß durch ein Wort befreien könute. (Die Historie scheint dem herrlichkeit. Das gib
die Prinzessin gegen Napoleon einen Mord im Schilde führte, Dichter recht zu geben. Ein solcher junger Mensch existierte.) Helene wurde von
und indem Medardus sie tötete, ist er unbeabsichtigt der Retter des Aber dieses entschlossene Sterben hat nihts mehr zu besagen; im herben, adligen Kr#
Kaisers geworden. Der junge Mann aber weigert sich, Gnade zu Gegenteil: dem Charakter des Medardus schiene es fast ent= einflößt. Sieht man
empfangen; er brauchte nur zu sagen, daß er nie mehr nach sprechender, wenn er sich wieder besänne. Sein Sterben ist bloß wirkenden um, dan
Napoleons Leben trachten wolle, und kann in den Schoß der ein dramatischer Schlußpunkt. Der tragische Witz des Geschehens treuen Etzelt, den
Familie zurückkehren. Vergebens flehen ihn Mutter und Brüder gibt dem Stück das eigentliche Relief. Das ist Schnitzlers starker einer tiefen, verha
au: er will sein Wort nicht geben und muß nun sterben.
Einfall, daß dieser junge Medardus einen Napoleon töten wollte sam wirren,
Hier vertetten sich Schicksale, die scheinbar sernab von und, durch eine heiße Leidenschaft verwirrt, sein Retter wird. Er des Herrn Arndt, d
einander liegen, abe doch durch allerlei Fäden zusammengehalten hatte versucht, den Helden in einem Drama zu spielen, und kam Mutter des Medard
werden. Tat steht gegen Tat. Die Wirkungen und Spuren, die in ein fertiges Stück, wo ihm nur die Rolle eines Narren zufiel. bacher (Herr Valajth
das Stück Schnitzlers hinterläßt, sind nicht im bunten Aufputz zu Dieses Schicksal ist aus dem Melodram herauszuheben. Es Kauz (Herr Straßn
suchen, in dem Lärm, der Not und dem Jammer der Wiener hat Kraft genug, für sich allein zu stehen. Aber es ist eingebettet die Reihen der Jung
Franzosenzeit, sondern in dem wundersamen Zusammentressen
in eine Anzahl anderer Schicksale, die nur ein Ungefähr bedeuten.
Devrient, Heller, d
Man könnte also vieles in dem Werte Schnitzlers missen, zumal
zwischen der Prinzessin von Valois und dem jungen Bürgers¬
Es gibt viel
sohn, die beide von einem anderen Fühlen und einem anderen die Handlung nicht geradeaus ihren Höhenpunkten zustrebt,
Stück. Was zurückb
Wollen beherrscht sind und ihr Leben gegenseitig ausspielen. Das sondern immer wieder zurückfällt, immer von neuem einzusetzen
wöhnlich viel mehr
Schicksal des Medardus ist ein bürgerliches, das der Prinzessin scheint. Es wird gewissermaßen Illustrationsmaterial zusammen¬
Dichters mitgenomm
ein königliches. In ihr verkörpert sich der Zusammenbruch eines
getragen: ein Stück in Stücken.
tiefe Erkenntnis des
historischen Prinzips. Die wertvollste Figur des Dramas, die ein¬
geraten. Fünf Stu
drucksvollste und tiefste, ist der alte blinde Herzog von Valois,
Die ungemein schwierigen szenischen Aufgaben, die dieses Publikums auf eine
der ein Asyl in Wien gefunden hat und nun ##n dem Wahn be= Schauspiel der Bühne stellt, sind vom Burgtheater mit einem Massen- und rauschender Apy
fangen ist, seinem Geschlecht den Thron Frau#¬
der zu er= aufgebot von darstellerischen und technischen Mitteln gelöst worden. Aktschlüssen vor den
obern. Hier wird eine Welt für sich erschie
Träume, Die Drehbühne arbeitete prompt, und während fünf Stunden Erfolg war warm,un
sein Hoffen werden genährt, er hat den
#n Königs=wechselten die Schauplätze immer wieder. Man konnte einige wohnt, kam in diese
22. DenjungeMedandus
dem die beglaubigte Historie berichtet, daß er Kanonen in seinem beruf, der ihm höher dünkt als alle Menschlichkeiten; unerschüttert hübsche Dekoratione
Hause vergraben hielt, hat hier nur verbotene Landkarten versteckt durch Schicksalsschläge, tastet er sich durchs Leben, ein Blinder, einen stimmungsv#
und wird erschossen. Medardus hai ein neues Lebensziel: der nichts von der Welt sieht und nur den Weg fühlt.
Szenerie des Schlo
er will Napoleon, den Urheber aller Greuel, er¬
In diesem Stück mit dem Bunterlei von hundert Gestalten, szenen auf der Bas
morden, eine völkerbefreiende Tat
tun. Aber auch Kostümen, großen Worten, Taten und Herzensromanen fragt man Das Volk von
dieser Vorsatz wird ihm durchkrenzt. Die Prinzessin von selbstverständlich, ob Schnitzler, der Dichter, jenes Eigenste, was repräsentiert, die
Valois, die mit dem Haß ihres königlichen Geschlechtes den wir an ihm lieben und verehren, auch genügend zum Ausdruck bevölkerte das
Franzosenkaiser aus dem Wege räumen will, hat den Plan des bringt. Liest man das Buch, das noch viel umfangreicher als das waren unzählige R#
Medardus für ihre Zwecke zu nutzen gesucht. Indem sie ihn gespielte Drama ist, dann findet man manche feine Stelle darin, auch, die bloß vor
beredet, Napoleon zu töten, bricht sic seinen Willen; bis dahin manches Bildnis und Gleichnis, manches Profil, das eigenartige Einzelleistungen wag
stand er mit seiner Tat allein, nun sollte er ein Mordwerkzeug Züge verrät. Auch die Gedanken über Sterben und Vergehen können spielte Herr Gerasch
für andere sein. Die Prinzessin hatte selber die Ermordungschnitzlerisch sein. Betrachtet man das Stück ganz allgemein, das Stück war, und man k#
Napoleons beabsichtigt; eine zweite Judith, wollte sie ihn in vor allem, dann findet man, daß der Komödienmeister Schnitzler hier Persönliches er die
einer Umarmung töten. Aber sie wurde nur seine Geliebte. Das stärker war als der Dichter. Nurstärker, nichtstark. Denndiese Handlung sich bescheiden, den
bringt einen Sturm im Innern des jungen Medardus hervor. zerfällt in Bilder, die sich nach Belieben schieben lassen; es ist Bestreben, die knalg
Im Schloßhofe zu Schönbrunn, wo das Volk sich drängt, um kein komponiertes Gemälde, nur ein Panorama. Auch die Haupt= Gefühlsmomenten z
Napoleon zu sehen, hat sich auch Medardus eingesunden. Viel- siguren sind viel verschwommener als die Nebenfiguren; dieser schien wirklich nur
leicht wird er den Mordstahl doch in die Brust des Tyrannen Medardus ist ein robuster Vetter von Hamlet. Er faßt Ent= Worte im Munde
senken; da sieht er plötzlich die Prinzessin Helene die Treppe zu schlüsse, ohne sie auszuführen, seine Taten, die er tun will, sind scheiden, wann der
den Gemächern des Kaisers hinausschreiten, und sinnlos vor größer als er. An diesem inneren Zwiespalt scheitert er. schreckte. Unvergeßl
Eifersucht und Wut, tötet er sie. Er wird eingekerkert, doch es Wohl geht er zum Schluß in den Tod, trotzdem er sich von Valois, das
winkt ihm Befreiung: man hat Beweise dafür gefunden, daß durch ein Wort befreien könute. (Die Historie scheint dem herrlichkeit. Das gib
die Prinzessin gegen Napoleon einen Mord im Schilde führte, Dichter recht zu geben. Ein solcher junger Mensch existierte.) Helene wurde von
und indem Medardus sie tötete, ist er unbeabsichtigt der Retter des Aber dieses entschlossene Sterben hat nihts mehr zu besagen; im herben, adligen Kr#
Kaisers geworden. Der junge Mann aber weigert sich, Gnade zu Gegenteil: dem Charakter des Medardus schiene es fast ent= einflößt. Sieht man
empfangen; er brauchte nur zu sagen, daß er nie mehr nach sprechender, wenn er sich wieder besänne. Sein Sterben ist bloß wirkenden um, dan
Napoleons Leben trachten wolle, und kann in den Schoß der ein dramatischer Schlußpunkt. Der tragische Witz des Geschehens treuen Etzelt, den
Familie zurückkehren. Vergebens flehen ihn Mutter und Brüder gibt dem Stück das eigentliche Relief. Das ist Schnitzlers starker einer tiefen, verha
au: er will sein Wort nicht geben und muß nun sterben.
Einfall, daß dieser junge Medardus einen Napoleon töten wollte sam wirren,
Hier vertetten sich Schicksale, die scheinbar sernab von und, durch eine heiße Leidenschaft verwirrt, sein Retter wird. Er des Herrn Arndt, d
einander liegen, abe doch durch allerlei Fäden zusammengehalten hatte versucht, den Helden in einem Drama zu spielen, und kam Mutter des Medard
werden. Tat steht gegen Tat. Die Wirkungen und Spuren, die in ein fertiges Stück, wo ihm nur die Rolle eines Narren zufiel. bacher (Herr Valajth
das Stück Schnitzlers hinterläßt, sind nicht im bunten Aufputz zu Dieses Schicksal ist aus dem Melodram herauszuheben. Es Kauz (Herr Straßn
suchen, in dem Lärm, der Not und dem Jammer der Wiener hat Kraft genug, für sich allein zu stehen. Aber es ist eingebettet die Reihen der Jung
Franzosenzeit, sondern in dem wundersamen Zusammentressen
in eine Anzahl anderer Schicksale, die nur ein Ungefähr bedeuten.
Devrient, Heller, d
Man könnte also vieles in dem Werte Schnitzlers missen, zumal
zwischen der Prinzessin von Valois und dem jungen Bürgers¬
Es gibt viel
sohn, die beide von einem anderen Fühlen und einem anderen die Handlung nicht geradeaus ihren Höhenpunkten zustrebt,
Stück. Was zurückb
Wollen beherrscht sind und ihr Leben gegenseitig ausspielen. Das sondern immer wieder zurückfällt, immer von neuem einzusetzen
wöhnlich viel mehr
Schicksal des Medardus ist ein bürgerliches, das der Prinzessin scheint. Es wird gewissermaßen Illustrationsmaterial zusammen¬
Dichters mitgenomm
ein königliches. In ihr verkörpert sich der Zusammenbruch eines
getragen: ein Stück in Stücken.
tiefe Erkenntnis des
historischen Prinzips. Die wertvollste Figur des Dramas, die ein¬
geraten. Fünf Stu
drucksvollste und tiefste, ist der alte blinde Herzog von Valois,
Die ungemein schwierigen szenischen Aufgaben, die dieses Publikums auf eine
der ein Asyl in Wien gefunden hat und nun ##n dem Wahn be= Schauspiel der Bühne stellt, sind vom Burgtheater mit einem Massen- und rauschender Apy
fangen ist, seinem Geschlecht den Thron Frau#¬
der zu er= aufgebot von darstellerischen und technischen Mitteln gelöst worden. Aktschlüssen vor den
obern. Hier wird eine Welt für sich erschie
Träume, Die Drehbühne arbeitete prompt, und während fünf Stunden Erfolg war warm,un
sein Hoffen werden genährt, er hat den
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