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22. Der junge Ledandus
box 26,5
so lebhaftes Hin und Her der Figuren und der Hand=] mußte als die erste Schöpfung des Ganzen, beendet hatte
und wieder zum Direktor kam, war Berger Direktor
lung fordert den breiten Raum und den beweglichen
Feuilleton. %%
und übernahm — wer weiß wie ungern — das „Erb¬
Aufbau des Romans, nicht die Enge des Theaters.
stück“ seines Vorgängers. Nun ward der Abend des
77
Auch Artur Schnitzler, dessen Name allerdings einen
24. November zu seinem Ehrenabend und zu dem des
guten Klang hat, würde als der Verfasser eines solchen
Der junge Medardus.
Dichters. Wer wagt, gewinnt. Und vielleicht sagt sich
Stückes die Gefahr des Versuches nicht geringer er¬
Berger von heute an: mit echter Dichtung, in welche
Von
scheinen lassen. In seinen schönsten Werken und beinahe
Form sie sich kleiden wolle, und mit den richtig ver¬
immer war er Novellist und Lyriker, reich an Ideen und
Max Morold.
wendeten Kräften meines Burgtheaters kann ich alles
an Stimmungen, an Feinheit und Tiefsinn, aber kein
wagen.
Wien, 25. November.
aufrechter Dramatiker. Und was laden kleineren Formen
Schnitzler ist seiner Art auch diesmal nicht untreu
und bei der engeren, beschaulichen Anlage des Lustspiels
ron Berger hat einmal das böse Wort ge¬
geworden; aber selten noch hat sie einen so reinen,
und der Gesellschaftstragödie dem Erfolg nicht allzu
, er könne sich nicht auf Versuche einlassen;
edlen Ausdruck gefunden. Schnitzler pflegt die Schwäche
hinderlich sein mochte, das macht ein großes welt¬
sicher gehen; das sei er seinem Rufe und —
und Haltlosigkeit moderner Menschen zu schildern und
geschichtliches Drama im Stile Shakespeares oder
katerkasse schuldig. „Wer wagt, gewinnt“ scheint
zugleich sogenannte starke Stücke zu schreiben; aber
Grabbes schier unmöglich. Trotzdem hat es Berger mit
t der Wahlspruch Bergers zu sein. Er hat nicht
wenn seine Helden sonst manchmal wider seinen Willen
dem Jungen Medardus von Schnitzler gewagt und —
geiz, als der Napoleon der deutschen Bühne zu
schwach erschienen und eher eine Schwäche seiner Ge¬
dabei gewonnen. Sein Mut und sein Verdienst wären
Wenn einer ein Stück schreibt, das fünf Stun¬
staltungskraft als ihre eigene verrieten, so war diesmal
noch höher anzuschlagen, wenn wir nicht wüßten, daß
ert, fünfzehn Verwandlungen aufweist und 79
die Tragödie der Unentschlossenheit das Ziel und die
schon sein — mit Recht und Unrecht — vielgeschmähter
ich angeführte Personen zählt, so wird er es
Absicht, und wenn sonst die gewaltsamen und phan¬
Vorgänger das Stück zur Aufführung bringen wollte.
erger kaum ins Burgtheater bringen und wenn
tastischen Vorgänge, an denen Schnitzler Gefallen findet,
Schlenther ließ sich durch den abenteuerlichen Um¬
kespear scher Zug in seinen Gestalten lebt. Denn
sich nicht stets natürlich mit den zarten Seelenstunden,
fang der ersten Fassung, die sogar eine Zeitdauer von
fführung eines solchen Stückes wäre zweisellos
in denen er Meister ist, verbunden zeigten, so bot dies¬
sieben Stunden beansprucht haben würde, in der Er¬
ksuch: es erfordert einen Aufwand an Kosten
mal der Stoff selbst jeden erwünschten Anlaß zu theatra¬
kenntnis nicht beirren, daß diese bedeutende Dichtung
sihe, der sich selbst bei gut besuchtem Hause kaum
lischer Aufregung und poetischer Erschütterung.
kein Buchdrama bleiben dürfe und daß einzig und allein
kann und dabei sind Erfolg und gut besuchtes
Wien im Jahre 1809! Die Schlacht von Aspern;
das Burgtheater mit seinen reichen Mitteln imstande sei,
on vornherein mehr als fraglich; gerade die
Napolcon in Schönbrunn. Politische Begeisterung und
eine würdige und wirksame Uraufführung zu bewerkstel¬
und Buntheit des dramatischen Verlaufes, die
Niedergeschlagenheit, blutige Kämpfe, Liebesränke,
ligen. Er verhandelte mit dem Dichter und dieser war
n im häufigen Szenenwechsel und in der großen
Attentate, Hinrichtungen. Aber, trotz aller äußeren Be¬
nicht eigensinnig. Ganze Auftritte mußten fallen, ein
er Personen ankündigt, verspricht zwar ein ge¬
wegung keine innerlich große Zeit. Eine Zeit, in der
starkes Drittel des Buches wurde beseitigt. Der Dichter
AAufsehen, läßt aber auch vermuten, daß dieser
Napoleon seine militärischen und diplomatischen Trümpfe
waltete wie ein kluger, unerbittlicher Regisseur und als
tische“ Verlauf — epischer Natur sein werde —
lange Reihe von Gesprächen und Bildern, ein er diese Arbeit, die ihm schwerer von der Hand gehen] und Triumphe mehr noch der Kraftlosigkeit
Gn
22. Der junge Ledandus
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so lebhaftes Hin und Her der Figuren und der Hand=] mußte als die erste Schöpfung des Ganzen, beendet hatte
und wieder zum Direktor kam, war Berger Direktor
lung fordert den breiten Raum und den beweglichen
Feuilleton. %%
und übernahm — wer weiß wie ungern — das „Erb¬
Aufbau des Romans, nicht die Enge des Theaters.
stück“ seines Vorgängers. Nun ward der Abend des
77
Auch Artur Schnitzler, dessen Name allerdings einen
24. November zu seinem Ehrenabend und zu dem des
guten Klang hat, würde als der Verfasser eines solchen
Der junge Medardus.
Dichters. Wer wagt, gewinnt. Und vielleicht sagt sich
Stückes die Gefahr des Versuches nicht geringer er¬
Berger von heute an: mit echter Dichtung, in welche
Von
scheinen lassen. In seinen schönsten Werken und beinahe
Form sie sich kleiden wolle, und mit den richtig ver¬
immer war er Novellist und Lyriker, reich an Ideen und
Max Morold.
wendeten Kräften meines Burgtheaters kann ich alles
an Stimmungen, an Feinheit und Tiefsinn, aber kein
wagen.
Wien, 25. November.
aufrechter Dramatiker. Und was laden kleineren Formen
Schnitzler ist seiner Art auch diesmal nicht untreu
und bei der engeren, beschaulichen Anlage des Lustspiels
ron Berger hat einmal das böse Wort ge¬
geworden; aber selten noch hat sie einen so reinen,
und der Gesellschaftstragödie dem Erfolg nicht allzu
, er könne sich nicht auf Versuche einlassen;
edlen Ausdruck gefunden. Schnitzler pflegt die Schwäche
hinderlich sein mochte, das macht ein großes welt¬
sicher gehen; das sei er seinem Rufe und —
und Haltlosigkeit moderner Menschen zu schildern und
geschichtliches Drama im Stile Shakespeares oder
katerkasse schuldig. „Wer wagt, gewinnt“ scheint
zugleich sogenannte starke Stücke zu schreiben; aber
Grabbes schier unmöglich. Trotzdem hat es Berger mit
t der Wahlspruch Bergers zu sein. Er hat nicht
wenn seine Helden sonst manchmal wider seinen Willen
dem Jungen Medardus von Schnitzler gewagt und —
geiz, als der Napoleon der deutschen Bühne zu
schwach erschienen und eher eine Schwäche seiner Ge¬
dabei gewonnen. Sein Mut und sein Verdienst wären
Wenn einer ein Stück schreibt, das fünf Stun¬
staltungskraft als ihre eigene verrieten, so war diesmal
noch höher anzuschlagen, wenn wir nicht wüßten, daß
ert, fünfzehn Verwandlungen aufweist und 79
die Tragödie der Unentschlossenheit das Ziel und die
schon sein — mit Recht und Unrecht — vielgeschmähter
ich angeführte Personen zählt, so wird er es
Absicht, und wenn sonst die gewaltsamen und phan¬
Vorgänger das Stück zur Aufführung bringen wollte.
erger kaum ins Burgtheater bringen und wenn
tastischen Vorgänge, an denen Schnitzler Gefallen findet,
Schlenther ließ sich durch den abenteuerlichen Um¬
kespear scher Zug in seinen Gestalten lebt. Denn
sich nicht stets natürlich mit den zarten Seelenstunden,
fang der ersten Fassung, die sogar eine Zeitdauer von
fführung eines solchen Stückes wäre zweisellos
in denen er Meister ist, verbunden zeigten, so bot dies¬
sieben Stunden beansprucht haben würde, in der Er¬
ksuch: es erfordert einen Aufwand an Kosten
mal der Stoff selbst jeden erwünschten Anlaß zu theatra¬
kenntnis nicht beirren, daß diese bedeutende Dichtung
sihe, der sich selbst bei gut besuchtem Hause kaum
lischer Aufregung und poetischer Erschütterung.
kein Buchdrama bleiben dürfe und daß einzig und allein
kann und dabei sind Erfolg und gut besuchtes
Wien im Jahre 1809! Die Schlacht von Aspern;
das Burgtheater mit seinen reichen Mitteln imstande sei,
on vornherein mehr als fraglich; gerade die
Napolcon in Schönbrunn. Politische Begeisterung und
eine würdige und wirksame Uraufführung zu bewerkstel¬
und Buntheit des dramatischen Verlaufes, die
Niedergeschlagenheit, blutige Kämpfe, Liebesränke,
ligen. Er verhandelte mit dem Dichter und dieser war
n im häufigen Szenenwechsel und in der großen
Attentate, Hinrichtungen. Aber, trotz aller äußeren Be¬
nicht eigensinnig. Ganze Auftritte mußten fallen, ein
er Personen ankündigt, verspricht zwar ein ge¬
wegung keine innerlich große Zeit. Eine Zeit, in der
starkes Drittel des Buches wurde beseitigt. Der Dichter
AAufsehen, läßt aber auch vermuten, daß dieser
Napoleon seine militärischen und diplomatischen Trümpfe
waltete wie ein kluger, unerbittlicher Regisseur und als
tische“ Verlauf — epischer Natur sein werde —
lange Reihe von Gesprächen und Bildern, ein er diese Arbeit, die ihm schwerer von der Hand gehen] und Triumphe mehr noch der Kraftlosigkeit
Gn