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22. Denjunge Medandus
05
L.öst
K0
für Zeitung anashrichten
Konkordiaplatz 4
Neuigkeits Weltblatt, Wier.
v. 7 NCV 1910
rung aufs höchste gestiegen sind, werden die Leichen
zweier Ertrunkenen gebracht. Medardus erkennt in ihnen
Theater, Kunst und Musik.
seine Schwester und Frangois und errät den entsetzlichen!
KE
Wien, 26. November 1910.
Zusammenhang. Seine Begeisterung für den Krieg ist
dahin — er denkt nur an Rache. Darum geht er nicht
## Der junge Medardus.
%
zum Heer ab, sondern läßt sich durch einen Freund
Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen
ersetzen, während er selbst als Milizpflichtiger in Wien
(15 Bildern) von Arthur Schnialer. Zum erstenmal aufgeführt
bleibt.
im Burgtheattk am 24. Rgbember 1910.
Das unglückliche Liebespaar ist in einem gemeinsamen
Wir haben schon gestern kurz über den starken äußeren
Grab bestattet worden. Die Schwester Frangois', Helene
und inneren Erfolg berichtet, den Schnitzler mit
(Frl. Wohlgemuth), erscheint und legt frische
seiner neuen Dichtung errungen hat. Es war ein Erfolg,
Blumen auf den Hügel; Medardus zwingt sie, den
der in dem schönen Werk selbst fest begründet ist und
Strauß wieder wegzunehmen und beleidigt sie, weshalb
der durch die wahrhaft meisterhafte Darstellung und die
er vom Marquis von Valois (Herr Devrient)
glänzende, uns Wiener ganz besonders anheimelnde
zum Zweikampf gefordert wird. Er wird schwer ver¬
Ausstattung derart gesteigert wurde, daß man ihn, ohne
wundet. Als Helene dies erfährt, sendet sie durch ihr
sich der Uebertreibung schuldig zu machen, als ein
Kammermädchen Nerina (Frl. Hofteufel) dem ver¬
Sensationsereignis bezeichnen kann. Dichter und Dar¬
meintlich Sterbenden — die Blumen, die sie nicht aufs
steller heimsten große und wohlverdiente Ehren ein und
Grab legen durfte. Da lodert in Medardus die aus
die Kassa des Burgtheaters wird den donnerstägigen
Haß, Rachsucht und — Liebe gemischte Leidenschaft in
Erfolg auch in einer für sie sehr erfreulichen Weise zu
wilden Flammen hoch empor. Er springt vom Lager
spüren bekommen.
auf, verläßt fiebertaumelnd die Wohnung und eilt
Mit dieser dramatischen Historie bietet Schnitzler
nach dem herzoglichen Schloß, wo er nach Uebersteigung
einen bilder= und farbenreichen Ausschnitt aus dem
der Mauer im Garten Helenen überschwenglichen
Jahre 1809, aus den bewegten Tagen, wo die Wiener¬
Dank für die Blumenspende sagt. Als Leute kommen,
stadt sich abermals den Franzosen übergeben hat. Daher
läßt ihn die Prinzessin in ihrem Zimmer verbergen.
gibt es in dem Stück kriegerisches Leben, ernste und
Es folgt eine heiße — Liebesnacht, deren Wonnerausch
traurige Szenen in reicher Abwechslung. An die Nerven
Medardus' Rachegedanken: Helene zu entehren und
und Sinne werden in dieser Dichtung überhaupt große
ihre Schande öffentlich bekanntzumachen, zum
Ansprüche gestellt und solche, die starke Aufregungen
Schweigen bringt.
lieben, kommen sehr auf ihre Rechnung. Damit soll aber
Napoleon hält vor Wien und Medardus steht als
beileibe nicht gesagt werden, daß der Dichter diesen, den
Verteidiger auf der Bastei. Schon nach den ersten Kar¬
Aufregungslüsternen, zuliebe die Szenen geschaffen hat,
tätschen übergibt sich die Stadt. In der Emigrantenfamilie
Valois wird man unruhig. Was wird der Franzosen¬
fest begründet.
kaiser mit ihnen machen? General Rapy (Herr Reimers)
Der Jüngling Medardus (Herr Gerasch) Sohn der
erscheint und bringt eine Einladung Napoleons, am
Buchhändlerswitwe Klähr (Frau Römpler=Bleibtren)
Hof in Schönbrunn zu erscheinen. Helene ist dazu bereit.
nimmt von den Seinen Abschied, um zum österreichischen
Im Klährschen Haus ist man mittlerweile damit be¬
Heer zu sloßen. Seine Schwester Agathe (Frau
schäftigt, von Napoleon verbotene Landkarten zu
Medelsky), die mit François (Herr Frank), dem
beseitigen. Sie werden zu dem Bruder der Frau Klähr,
Sohn des französischen Kronprätendenten Herzogs von
dem Sattlermeister Eschenbacher (Herr Balajthy)
Valois (Herr Hartmann), ein Liebesverhältnis unter¬
geschafft und dort verborgen. Der wird von dem schurkisch¬
hält, läßt er beim Grab des Vaters schwören, daß sie
biederen Delikatessenhändler Wachshuber (Herr Korff)
nie Schande über die Familie bringn werde. Sie leistet
denunziert und verhaftet. Medardus schwelgt während¬
den Schwur, obwohl das Unglück bereits geschehen ist.
dessen in Helenens Armen, obwohl diese eben dem
François ist ehrlich bestrebt, sein Mädchen zu heiraten,
Marquis von Valois vermählt worden ist.
doch seine Ektern setzen ihm den schärfsten Widerstand
Eschenbacher wird erschossen. Da faßt Medardus den
entgegen, darum beschließen die jungen Leute in den Tod
Plan, Napoleon zu ermorden. Er geht nach Schönbrunn,
zu gehen. In einer Schenke im Prater, nahe der Donau,
wo er von dem Geschäftsleiter seiner Mutter Etzelt
nimmt Medardus an einem Abschiedsfest der Soldaten
(Herr Treßler) erfährt, daß Helene Napoleons!
teil. Mitten in der Nacht, als die Zechlust und Begeiste¬
Geliebte geworden sei. Das bringt ihn dem Wahnsinn
mahe. Als er die zu den Gemächern Napoleons führende
Freitreppe des Schlosses hinansteigt, begegnet er Helenen,
der er den für den Franzosenkaiser bereit gehaltenen
Dolch ins Herz stößt. Er wird eingekerkert. Im Gefängnis
erhält er den Besuch des Generals Rapp, der ihm mit¬
teilt, daß er frei sei, weil er durch den Mord Helenens
Napoleons Leben gerettet he
22. Denjunge Medandus
05
L.öst
K0
für Zeitung anashrichten
Konkordiaplatz 4
Neuigkeits Weltblatt, Wier.
v. 7 NCV 1910
rung aufs höchste gestiegen sind, werden die Leichen
zweier Ertrunkenen gebracht. Medardus erkennt in ihnen
Theater, Kunst und Musik.
seine Schwester und Frangois und errät den entsetzlichen!
KE
Wien, 26. November 1910.
Zusammenhang. Seine Begeisterung für den Krieg ist
dahin — er denkt nur an Rache. Darum geht er nicht
## Der junge Medardus.
%
zum Heer ab, sondern läßt sich durch einen Freund
Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen
ersetzen, während er selbst als Milizpflichtiger in Wien
(15 Bildern) von Arthur Schnialer. Zum erstenmal aufgeführt
bleibt.
im Burgtheattk am 24. Rgbember 1910.
Das unglückliche Liebespaar ist in einem gemeinsamen
Wir haben schon gestern kurz über den starken äußeren
Grab bestattet worden. Die Schwester Frangois', Helene
und inneren Erfolg berichtet, den Schnitzler mit
(Frl. Wohlgemuth), erscheint und legt frische
seiner neuen Dichtung errungen hat. Es war ein Erfolg,
Blumen auf den Hügel; Medardus zwingt sie, den
der in dem schönen Werk selbst fest begründet ist und
Strauß wieder wegzunehmen und beleidigt sie, weshalb
der durch die wahrhaft meisterhafte Darstellung und die
er vom Marquis von Valois (Herr Devrient)
glänzende, uns Wiener ganz besonders anheimelnde
zum Zweikampf gefordert wird. Er wird schwer ver¬
Ausstattung derart gesteigert wurde, daß man ihn, ohne
wundet. Als Helene dies erfährt, sendet sie durch ihr
sich der Uebertreibung schuldig zu machen, als ein
Kammermädchen Nerina (Frl. Hofteufel) dem ver¬
Sensationsereignis bezeichnen kann. Dichter und Dar¬
meintlich Sterbenden — die Blumen, die sie nicht aufs
steller heimsten große und wohlverdiente Ehren ein und
Grab legen durfte. Da lodert in Medardus die aus
die Kassa des Burgtheaters wird den donnerstägigen
Haß, Rachsucht und — Liebe gemischte Leidenschaft in
Erfolg auch in einer für sie sehr erfreulichen Weise zu
wilden Flammen hoch empor. Er springt vom Lager
spüren bekommen.
auf, verläßt fiebertaumelnd die Wohnung und eilt
Mit dieser dramatischen Historie bietet Schnitzler
nach dem herzoglichen Schloß, wo er nach Uebersteigung
einen bilder= und farbenreichen Ausschnitt aus dem
der Mauer im Garten Helenen überschwenglichen
Jahre 1809, aus den bewegten Tagen, wo die Wiener¬
Dank für die Blumenspende sagt. Als Leute kommen,
stadt sich abermals den Franzosen übergeben hat. Daher
läßt ihn die Prinzessin in ihrem Zimmer verbergen.
gibt es in dem Stück kriegerisches Leben, ernste und
Es folgt eine heiße — Liebesnacht, deren Wonnerausch
traurige Szenen in reicher Abwechslung. An die Nerven
Medardus' Rachegedanken: Helene zu entehren und
und Sinne werden in dieser Dichtung überhaupt große
ihre Schande öffentlich bekanntzumachen, zum
Ansprüche gestellt und solche, die starke Aufregungen
Schweigen bringt.
lieben, kommen sehr auf ihre Rechnung. Damit soll aber
Napoleon hält vor Wien und Medardus steht als
beileibe nicht gesagt werden, daß der Dichter diesen, den
Verteidiger auf der Bastei. Schon nach den ersten Kar¬
Aufregungslüsternen, zuliebe die Szenen geschaffen hat,
tätschen übergibt sich die Stadt. In der Emigrantenfamilie
Valois wird man unruhig. Was wird der Franzosen¬
fest begründet.
kaiser mit ihnen machen? General Rapy (Herr Reimers)
Der Jüngling Medardus (Herr Gerasch) Sohn der
erscheint und bringt eine Einladung Napoleons, am
Buchhändlerswitwe Klähr (Frau Römpler=Bleibtren)
Hof in Schönbrunn zu erscheinen. Helene ist dazu bereit.
nimmt von den Seinen Abschied, um zum österreichischen
Im Klährschen Haus ist man mittlerweile damit be¬
Heer zu sloßen. Seine Schwester Agathe (Frau
schäftigt, von Napoleon verbotene Landkarten zu
Medelsky), die mit François (Herr Frank), dem
beseitigen. Sie werden zu dem Bruder der Frau Klähr,
Sohn des französischen Kronprätendenten Herzogs von
dem Sattlermeister Eschenbacher (Herr Balajthy)
Valois (Herr Hartmann), ein Liebesverhältnis unter¬
geschafft und dort verborgen. Der wird von dem schurkisch¬
hält, läßt er beim Grab des Vaters schwören, daß sie
biederen Delikatessenhändler Wachshuber (Herr Korff)
nie Schande über die Familie bringn werde. Sie leistet
denunziert und verhaftet. Medardus schwelgt während¬
den Schwur, obwohl das Unglück bereits geschehen ist.
dessen in Helenens Armen, obwohl diese eben dem
François ist ehrlich bestrebt, sein Mädchen zu heiraten,
Marquis von Valois vermählt worden ist.
doch seine Ektern setzen ihm den schärfsten Widerstand
Eschenbacher wird erschossen. Da faßt Medardus den
entgegen, darum beschließen die jungen Leute in den Tod
Plan, Napoleon zu ermorden. Er geht nach Schönbrunn,
zu gehen. In einer Schenke im Prater, nahe der Donau,
wo er von dem Geschäftsleiter seiner Mutter Etzelt
nimmt Medardus an einem Abschiedsfest der Soldaten
(Herr Treßler) erfährt, daß Helene Napoleons!
teil. Mitten in der Nacht, als die Zechlust und Begeiste¬
Geliebte geworden sei. Das bringt ihn dem Wahnsinn
mahe. Als er die zu den Gemächern Napoleons führende
Freitreppe des Schlosses hinansteigt, begegnet er Helenen,
der er den für den Franzosenkaiser bereit gehaltenen
Dolch ins Herz stößt. Er wird eingekerkert. Im Gefängnis
erhält er den Besuch des Generals Rapp, der ihm mit¬
teilt, daß er frei sei, weil er durch den Mord Helenens
Napoleons Leben gerettet he