II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 159

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22. DenungeMedandus
en gewesen und man hat sie damals als rei=erschütternde Anblick stürzt alles um, läßt Medar-gemütlich. Hausdurchsuchungen, standrechtliche
de Feinde kennen und zum Teil sogar lieben dus alles vergessen: Vaterland, Familie, Dienst= Urteile sind etwas Alltägliches. Medardus geht
ernt. Aber in den vier Jahren hat sich manches pflicht. Er hat jetzt nur mehr ein Ziel und
zwischen diesen blutigen Ereignissen gleichmütig
schoben. Das deutsche Nationalbewußtsein be=seine Pflicht: den tödlichen Haß gegen das Haus und träumend dahin. Erst als er von dem Ge¬
nt sich zu rühren, Hoffnungen regen sich und Valois.
rücht hört, daß Helene die Geliebte des in Schön¬
feln in dem Feldherrn Erzherzog Karl. Auch
Dies der Inhalt des Vorspiels. In den sol= brunn residierenden Napoleon geworden sei, fängt
Franzosen sind diesmal nicht mehr so liebens=genden fünf Akten wird die ziemlich wirr und er an, sich zu ermuntern. Dazu kommt noch die
rdig. da sie sich ihrer Sache nicht mehr ganz gewunden verlaufende Kurve dieses Hasses ent¬ ungerechte, grausame Hinrichtung seines Oheims,
er fühlen. Die Stimmung in Wien ist kurtos wickelt. Zunächst trifft Medardus bei dem gemein= des wackeren Sattlermeisters Eschenbacher, und
engt: aus Franzosenbewunderung und samen Begräbnis der beiden Leichen mit Helene Medardus' gärende Jugend und sein Rachegelüste
upfem Franzosenhaß, aus geschwätziger Neu= von Valois, der hochmütig stolzen und ehrgeizigen haben ein neues größeres Ziel gefunden: Napo¬
rde, käuflicher Feigheit und grollendem Un= Schwester des Verstorbenen, zusammen and zwar leon. Im Schönbrunner Schloßhof kann jeder
Das Unglück ist nur, daß niemand recht in einer leidenschaftlich heftigen und gehässigen nahe an ihn heran. Der Kaiser fürchtet die
ß, was er will und was er soll. Auch der Weise, die alle möglichen Zärtlichkeiten voraus= Wiener nicht. Auf der großen Freitreppe trifft
ge Medardus Klähr nicht. Er ist der einzige ahnen läßt. Vorerst hat er aber ein Duell mitMedardus mit Helene zusammen. Durch ihren
hn der Buchhändlerswitwe Klähr, ein Wiener dem Marquis von Valois, dem Bewerber um Hochmut gereizt ersticht er sie in einer eifersüch¬
rgerssohn und Student, wie viele andere, nur Helenens Hand und den französischen Thron, zu tigen Aufwallung. Ohne es zu wollen, hat er
h um einiges heftiger, stolzer und konfuser bestehen. Sein Degenstich trifft Medardus fast damit Napoleon gerettet, denn die ehrgeizige
en ist er im Begriff, gleich den übrigen wehr= ins Herz. Helene schickt dem vermeintlich Toten Helene trachtete dem Kaiser nach dem Leben. Man
igen Studenten als braver Landwehrmann ins Blumen ins Haus, und der Schwerverwundete will Medardus deshalb freilassen, sogar belohnen.
d zu ziehen. Da tritt ein tragisches Familien= dankt noch am selben Abend mit einem Besuch Aber er bekennt freimütig seine eigene mörderische
kgnis dazwischen. Seine von ihm über alles über die Gartenmauer hinüber. Helene verbirgt Absicht, er weigert sich, dieses Bekenntnis zurück¬
iebte Schwester Agathe hat ein Verhältnis mit ihn in ihrem Zimmer, und er ist eine Nacht lang zunehmen und das Gegenteil zu geloben, und
nçois von Valois, dem jugendlichen Sohn der Geliebte der von ihm erbittert gehaßten stolzen wird, daraufhin vor den Augen seiner eigenen
Herzogs von Valois, der in der Revolutions= Prinzessin von Valois. Denn auch diese Liebes= Mutter erschossen. Auf Befehl des Kaisers soll er
aus Frankreich vertrieben wurde und von nacht ist Medardus nur ein Mittel seiner Rache. mit allen Ehren begraben werden, „als dieses
en aus gegen Napoleon konspiriert, um auf den Er will die Schande der Prinzessin von Valois Krieges letzter und seltsamster Held“.
ron zu gelangen. Selbstverständlich will er hinausschreien in die ganze Stadt. Aber die
Diese Schlußszene ist die einfachste, aber die
einer Heirat seines Sohnes mit dem Bürger= zärtliche Sehnsucht ist noch stärker als die ge=stärkste und dichterischste des ganzen Dramas.
dchen nichts wissen, und François, der es sehr hässige. Er kommt am nächsten Abend wieder
Hier erkennt man auch, wie der Dichter diesen
st meint, geht daraufhin mit Agathe, die ein und findet das Tor verschlossen und die Mauer Medardus eigentlich gemeint hat: Als einen, den
id von ihm unter dem Herzen trägt, in die
von bissigen Hunden bewacht.
Gott zum Helden schaffen wollte; der Lauf der
nau. Die beiden Leichen werden gerade bei
Inzwischen ist Wien unter Schrecken und Dinge machte einen Narren aus ihm" Einen
Wirtshaus angeschwemmt, wo sich Medardus Feuersbrunst von den Franzosen belagert und wirren, ehrlichen und idealen Schicksalsnarren,
seinen Kriegsgefährten versammelt hat. Der eingenommen worden. Diesmal sind sie recht un= der alles zu schwer, zu ernst nimmt, der phan¬