box 26/5
22. Denjunge Medandus
Die Vertandlung wird darauf auf Donnerstag vertagt.
Sportnachrichten.
Statistik der englischen Flachrennkampagne.
Die englische Flachrennkampagne ist am Sonnabend mit dem
] Meeting zu Manchester beendet worden. Der junge Jockey Frank
[Wootton hat seinen erst in den letzten Wochen errungenen kleinen
WN
Mr
Wrie i. Tensten etenste Aien un de inen en een.
vorschoß, um sich tobte, gegen dieses rannte, um jenes warb, den Sinn
Diese Volksszenen sind in ihrem Spott, ihrem Hohn, ihrer Heiterkeit,
ler. ##777# mit dem Ganzen zu verlieren begann, sich verspritzte, sich vertat, sich ver¬
ihrem Zorn, ihrer Liebe, das, was Schnitzler restlos in dem Drama
pfuschte, bis aus dem schönen Jüngling ein armer Narr geworden war,
gelungen ist. In einer Regiebemerkung sagt er von einem „behend, heiter,
rische Tragöbie
der sein Leben eitel, dumm und erschöpft fallen ließ. Das ist der junge
oberflächlich“ und — wir haben die Wiener. Die ziehen an uns vorbei,
iel. Uraufführung am
Medardus, die Tragödie aller Jugend. Das Leben arbeitet nur kleiner,
immer spaßend oder schimpfend, sich aus dem Krieg eine Hetz, aus der
kr (die Buchausgabe er¬
nur winziger, als es die Dichter tun, aber es arbeitet ebenso, es macht
Belagerung ein Schauspiel machend, immer neugierig, immer schaulustig,
aus dem Studenten mit der bunten Mütze, der nur irgend etwas unter¬
heute in Aspern, um der Schlacht von einem Dach aus zuzusehen, morgen
Drame Schnitzlers mehr
nehmen will, einen Postbeamten, aus dem Leutnant, der von der Grenze
in Schönbrunn, um den Napoleon ganz aus der Nähe zu betrachten, jetzt
mal den Schauplatz wech¬
und den Frauen das Leben, den Krieg erwartet, einen Pensionisten. Most
ganz traurig, weil einer erschossen wird, den sie geschätzt und geehrt, und
fünf Stunden dauere,
wird Wein, sagt man. Aber man verschweigt, daß der Wein sauer ge¬
gleich darauf irgendwohin laufend,, wo es was Blitzendes zu sehen gibt.
as wir mit dem Namen
worden war, als man ihn zum Trinken bekam.
Und neben Windbeutelei Biedersinn, neben Kriegerei aufrechte Stand¬
fürchtet, daß einer, den
Aber man verwechsle um Gottes willen nicht den jungen Medardus
festigkeit, neben Gesinnungslumperei Ehrlichkeit, Männlichkeit. Medar¬
chen und ein wenig welt¬
mit den Jünglingen aus den üblichen Jugendromanen, die uns als
dus ist ein Sohn dieses Volkes und muß vielleicht nur darum in einen so
tt, als ein Tragiker, ein
Künstler vorgestellt werden, aber nur Friseure sind und irgendwie tödlich
läppischen Tod gehen. Seine Jugend hebt ihn darüber hinaus, aber nicht
nen und in den wir uns
verunglücken. Nein, das Feinste an diesem Drama ist, daß Schnitzlers
das verstehende Wissen seines Freundes Etzelt, und auch nicht die grim¬
alles ein klein wenig —
junger Medardus nichts als nur jung ist, nur jung. „Junger Held,
mige Ironie seines Onkels Eschenbacher. Und hier weitert sich seine
das Drama selbst, läßt
junger Tor“ wird einmal zu Medardus gesagt, und ein andermal, „Gott
Tragödie zur Tragödie eines Volkes, einer Stadt, die für ihre Kraft, für
ach drei Sätzen schon von
wollte ihn zum Helden schaffen, der Lauf der Dinge macht einen Narren
ihre Jugend kein Ziel zu finden weiß, ebenso wenig wie Medardus. Der
in dem Schnitzler, den
aus ihm". Das eine Mal sagt's ein Fremder, das andere Mal ein Freund,
große Aufwand an Personen, an Zeitschilderungen scheint mir so eine
auch, Pulverdampf. Hin¬
die Augen beider sind nicht scharf genug, kurzsichtig und weitsichtig. Me¬
tiefe Notwendigkeit zu sein, indem er zeigen soll, daß dieser Jüngling
er war — verliebt in die
dardus ist kein Held, ist kein Tor, eigentlich ist er ganz gewöhnlich, brav,
irgendwie im Wienerischen verankert ist, daß er zu wahlen hat zwischen
er Jugend, elegisch müde
bürgerlich, hat falsche Gefühle, falsche Worte, ein Durchschnittsmensch,
dem Helden, dem Monn, den sein Onkel Eschenbacher vorstellt und der
Ton bei Schnitzler, der
und er würde, lebte er in einer anderen Zeit, nach dem Abschäumen seiner
auch so stirbt, und zwischen den Wiener Narren, Müßiggängern und
Dramas „Der Ruf des
Jugendwogen sicherlich das Geschäft seiner Mutter, einer Buchhändler¬
Plauderern, die die Basteien und Straßen bevölkern. Aber der junge
klingt auch hier auf,
witwe, übernehmen und ein gut situierter Buchhändler werden. Er ist
Medardus bleibt auch hier nur jung, daß er nicht wählt, sich nicht entschei¬
pantheistisch friedevoll.
nur jung, nichts als jung und so geschaffen, bestimmt für das Höchste,
det, sondern seinen eigenen Tod stirbt, den falschen, schlecht aufgeputzten
dies Gefühl nennen, das
wenn diese schäumende Jugendkraft ein Ziel bekäme oder hätte. Daß sie
Tod eines verblendeten Jünglings.
vom Leben, von der Na¬
es nicht hat, macht eben ihre Gewöhnlichkeit aus. Schnitzler verzichtet
Fällt dann auch fürs Ich
Das ist schön und vollendet. Weniger vollendet scheint mir das
als vornehmer Künstler, uns eine Sendung, eine Auserwählung seines
„Wie“ — das, was Medardus dem Untergang entgegentreibt. Der Stoß
Jünglings vorzutäuschen, er läßt ihn nur einen Jüngling sein, und so
nkt in Schnitzlers Schaf¬
kommt von außen, nicht aus dem Innern des Medardus. Er will irgend
erst wird ja „das Ende einer Jugend“ recht sinnfällig. Das andere wäre
b dem Dichter der große
eine große Tat tun, denkt vielleicht daran, Napoleon zu ermorden, fällt
ja höchstens das Ende eines Träumers, eines Phantasten und nicht das,
ie ihn einen neuen unge¬
aber einer Emigrantin, einer Valois, in die Arme, buhlt mit ihr, ver¬
was uns Schnitzler erleben lassen will.
dus erschließt nicht neue
gißt seine Tat, wird ein Ball der Ereignisse, sieht, wie sein Onkel von den
Es ist seine zweite Meistertat, diesen Wiener Jüngling in das Kriegs¬
bwird man später kaum
Franzosen füsiliert wird; noch einmal erhebt er sich, aber aus dem Rächer
jahr 1809 zu stellen, wo eine wunderbare tatengroße Zeit für Oesterreich
Er ist kein Wendepunkt,
seines Vaterlandes (der er zu sein glaubt) wird ein Mörder im Solde der
heraufzuziehen scheint, alles in Bewegung und im Schaffen ist, aber dann
ja gleich das erstemal der
Valois. Wieder kann er die Tat nicht tun; als er aber erfährt, sie, seine
von der Enge erdrückt wird, im Sande kläglich versickert. Der Taten¬
und herabgerast.
Helene von Valois, sei die Geliebte Napoleons geworden, ersticht er sie
durst wird kriegsgefangen, kriegsgehangen und die Schicksalshoffnungen
3 Stoffes gesehen haben
auf der Schönbrunner Schloßtreppe, schlägt die Gnade Napoleons, der
Oesterreichs werden zur tiefsten Schmach Oesterreichs. Dieser wilde Hin¬
änge noch ungebändigt in
jetzt die Ränke der Ermordeten erkannt hat aus und läßt sich erschießen
tergrund, wo ein Sturm die Jugend zusammenzublasen, ihr als Feldherr
ß so schön gewesen sein,
mit dem Glauben an sein Heldentum — in Wirklichkeit ein armer Junge,
das Ziel zu weisen scheint, aber von einem kleinen Wäldchen schon zer¬
k einen Jüngling, geladen
der mit seiner Kraft und Jugend nichts anzusangen gewußt hat. Aber ich
sprengt und zersetzt wird, dieser Hintergrund zeichnet dem Schicksal eines
lens, die Welt aus ihren
frage: War sie wirklich notwendig, diese dämonische Frau und ihre
hultern für eine Weile zu jungen Medardus doppelt scharfe Konturen. Ueberall kreisen die Berge,
exotische Herkunft und ihre Emigrantenumgebung, um diesen Jüngling zu
diese angesammelte ange= überall wird eine kleine Maus geboren — in ganz Oesterreich.
u. blind und sinnlos her= Und es ist Schnitzlers dritte Meistertat, rings um Medardus und entwurzeln? Die Erfindung Schnitzlers ist hier schwach und spielerisch.
22. Denjunge Medandus
Die Vertandlung wird darauf auf Donnerstag vertagt.
Sportnachrichten.
Statistik der englischen Flachrennkampagne.
Die englische Flachrennkampagne ist am Sonnabend mit dem
] Meeting zu Manchester beendet worden. Der junge Jockey Frank
[Wootton hat seinen erst in den letzten Wochen errungenen kleinen
WN
Mr
Wrie i. Tensten etenste Aien un de inen en een.
vorschoß, um sich tobte, gegen dieses rannte, um jenes warb, den Sinn
Diese Volksszenen sind in ihrem Spott, ihrem Hohn, ihrer Heiterkeit,
ler. ##777# mit dem Ganzen zu verlieren begann, sich verspritzte, sich vertat, sich ver¬
ihrem Zorn, ihrer Liebe, das, was Schnitzler restlos in dem Drama
pfuschte, bis aus dem schönen Jüngling ein armer Narr geworden war,
gelungen ist. In einer Regiebemerkung sagt er von einem „behend, heiter,
rische Tragöbie
der sein Leben eitel, dumm und erschöpft fallen ließ. Das ist der junge
oberflächlich“ und — wir haben die Wiener. Die ziehen an uns vorbei,
iel. Uraufführung am
Medardus, die Tragödie aller Jugend. Das Leben arbeitet nur kleiner,
immer spaßend oder schimpfend, sich aus dem Krieg eine Hetz, aus der
kr (die Buchausgabe er¬
nur winziger, als es die Dichter tun, aber es arbeitet ebenso, es macht
Belagerung ein Schauspiel machend, immer neugierig, immer schaulustig,
aus dem Studenten mit der bunten Mütze, der nur irgend etwas unter¬
heute in Aspern, um der Schlacht von einem Dach aus zuzusehen, morgen
Drame Schnitzlers mehr
nehmen will, einen Postbeamten, aus dem Leutnant, der von der Grenze
in Schönbrunn, um den Napoleon ganz aus der Nähe zu betrachten, jetzt
mal den Schauplatz wech¬
und den Frauen das Leben, den Krieg erwartet, einen Pensionisten. Most
ganz traurig, weil einer erschossen wird, den sie geschätzt und geehrt, und
fünf Stunden dauere,
wird Wein, sagt man. Aber man verschweigt, daß der Wein sauer ge¬
gleich darauf irgendwohin laufend,, wo es was Blitzendes zu sehen gibt.
as wir mit dem Namen
worden war, als man ihn zum Trinken bekam.
Und neben Windbeutelei Biedersinn, neben Kriegerei aufrechte Stand¬
fürchtet, daß einer, den
Aber man verwechsle um Gottes willen nicht den jungen Medardus
festigkeit, neben Gesinnungslumperei Ehrlichkeit, Männlichkeit. Medar¬
chen und ein wenig welt¬
mit den Jünglingen aus den üblichen Jugendromanen, die uns als
dus ist ein Sohn dieses Volkes und muß vielleicht nur darum in einen so
tt, als ein Tragiker, ein
Künstler vorgestellt werden, aber nur Friseure sind und irgendwie tödlich
läppischen Tod gehen. Seine Jugend hebt ihn darüber hinaus, aber nicht
nen und in den wir uns
verunglücken. Nein, das Feinste an diesem Drama ist, daß Schnitzlers
das verstehende Wissen seines Freundes Etzelt, und auch nicht die grim¬
alles ein klein wenig —
junger Medardus nichts als nur jung ist, nur jung. „Junger Held,
mige Ironie seines Onkels Eschenbacher. Und hier weitert sich seine
das Drama selbst, läßt
junger Tor“ wird einmal zu Medardus gesagt, und ein andermal, „Gott
Tragödie zur Tragödie eines Volkes, einer Stadt, die für ihre Kraft, für
ach drei Sätzen schon von
wollte ihn zum Helden schaffen, der Lauf der Dinge macht einen Narren
ihre Jugend kein Ziel zu finden weiß, ebenso wenig wie Medardus. Der
in dem Schnitzler, den
aus ihm". Das eine Mal sagt's ein Fremder, das andere Mal ein Freund,
große Aufwand an Personen, an Zeitschilderungen scheint mir so eine
auch, Pulverdampf. Hin¬
die Augen beider sind nicht scharf genug, kurzsichtig und weitsichtig. Me¬
tiefe Notwendigkeit zu sein, indem er zeigen soll, daß dieser Jüngling
er war — verliebt in die
dardus ist kein Held, ist kein Tor, eigentlich ist er ganz gewöhnlich, brav,
irgendwie im Wienerischen verankert ist, daß er zu wahlen hat zwischen
er Jugend, elegisch müde
bürgerlich, hat falsche Gefühle, falsche Worte, ein Durchschnittsmensch,
dem Helden, dem Monn, den sein Onkel Eschenbacher vorstellt und der
Ton bei Schnitzler, der
und er würde, lebte er in einer anderen Zeit, nach dem Abschäumen seiner
auch so stirbt, und zwischen den Wiener Narren, Müßiggängern und
Dramas „Der Ruf des
Jugendwogen sicherlich das Geschäft seiner Mutter, einer Buchhändler¬
Plauderern, die die Basteien und Straßen bevölkern. Aber der junge
klingt auch hier auf,
witwe, übernehmen und ein gut situierter Buchhändler werden. Er ist
Medardus bleibt auch hier nur jung, daß er nicht wählt, sich nicht entschei¬
pantheistisch friedevoll.
nur jung, nichts als jung und so geschaffen, bestimmt für das Höchste,
det, sondern seinen eigenen Tod stirbt, den falschen, schlecht aufgeputzten
dies Gefühl nennen, das
wenn diese schäumende Jugendkraft ein Ziel bekäme oder hätte. Daß sie
Tod eines verblendeten Jünglings.
vom Leben, von der Na¬
es nicht hat, macht eben ihre Gewöhnlichkeit aus. Schnitzler verzichtet
Fällt dann auch fürs Ich
Das ist schön und vollendet. Weniger vollendet scheint mir das
als vornehmer Künstler, uns eine Sendung, eine Auserwählung seines
„Wie“ — das, was Medardus dem Untergang entgegentreibt. Der Stoß
Jünglings vorzutäuschen, er läßt ihn nur einen Jüngling sein, und so
nkt in Schnitzlers Schaf¬
kommt von außen, nicht aus dem Innern des Medardus. Er will irgend
erst wird ja „das Ende einer Jugend“ recht sinnfällig. Das andere wäre
b dem Dichter der große
eine große Tat tun, denkt vielleicht daran, Napoleon zu ermorden, fällt
ja höchstens das Ende eines Träumers, eines Phantasten und nicht das,
ie ihn einen neuen unge¬
aber einer Emigrantin, einer Valois, in die Arme, buhlt mit ihr, ver¬
was uns Schnitzler erleben lassen will.
dus erschließt nicht neue
gißt seine Tat, wird ein Ball der Ereignisse, sieht, wie sein Onkel von den
Es ist seine zweite Meistertat, diesen Wiener Jüngling in das Kriegs¬
bwird man später kaum
Franzosen füsiliert wird; noch einmal erhebt er sich, aber aus dem Rächer
jahr 1809 zu stellen, wo eine wunderbare tatengroße Zeit für Oesterreich
Er ist kein Wendepunkt,
seines Vaterlandes (der er zu sein glaubt) wird ein Mörder im Solde der
heraufzuziehen scheint, alles in Bewegung und im Schaffen ist, aber dann
ja gleich das erstemal der
Valois. Wieder kann er die Tat nicht tun; als er aber erfährt, sie, seine
von der Enge erdrückt wird, im Sande kläglich versickert. Der Taten¬
und herabgerast.
Helene von Valois, sei die Geliebte Napoleons geworden, ersticht er sie
durst wird kriegsgefangen, kriegsgehangen und die Schicksalshoffnungen
3 Stoffes gesehen haben
auf der Schönbrunner Schloßtreppe, schlägt die Gnade Napoleons, der
Oesterreichs werden zur tiefsten Schmach Oesterreichs. Dieser wilde Hin¬
änge noch ungebändigt in
jetzt die Ränke der Ermordeten erkannt hat aus und läßt sich erschießen
tergrund, wo ein Sturm die Jugend zusammenzublasen, ihr als Feldherr
ß so schön gewesen sein,
mit dem Glauben an sein Heldentum — in Wirklichkeit ein armer Junge,
das Ziel zu weisen scheint, aber von einem kleinen Wäldchen schon zer¬
k einen Jüngling, geladen
der mit seiner Kraft und Jugend nichts anzusangen gewußt hat. Aber ich
sprengt und zersetzt wird, dieser Hintergrund zeichnet dem Schicksal eines
lens, die Welt aus ihren
frage: War sie wirklich notwendig, diese dämonische Frau und ihre
hultern für eine Weile zu jungen Medardus doppelt scharfe Konturen. Ueberall kreisen die Berge,
exotische Herkunft und ihre Emigrantenumgebung, um diesen Jüngling zu
diese angesammelte ange= überall wird eine kleine Maus geboren — in ganz Oesterreich.
u. blind und sinnlos her= Und es ist Schnitzlers dritte Meistertat, rings um Medardus und entwurzeln? Die Erfindung Schnitzlers ist hier schwach und spielerisch.