II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 218

box 26/5
22. Denjunge-Medandus
Die Verhandlung
S
Statistik der
Die englische Fla
Meeting zu Manchesse
Wootkon hat seinen
a
Kali —

neben die Tatenhoffnun
G
vorschoß, um sich tobte, gegen dieses rannte, um jenes warb, den Sinn
Diese Volksszenen sind
ihrem Zorn, ihrer Lieb
Der neue Schnitzler.#md Ganzen zu verlieren begann, sich verspritzte, sich vertat, sich ver¬
#
pfuschte, bis aus dem schönen Jüngling ein armer Naer geworden war,
gelungen ist. In einer
der sein Leben eitel, dumm und erschöpft fallen ließ. Das ist der junge
„Der junge Medardus“. Historische Tragöbie
oberflächlich“ und — wi
Medardus, die Tragödie aller Jugend. Das Leben arheitet nur kleiner,
immer spaßend oder sch
in 5 Aufzügen und einem Vorspiel. Uraufführung am
nur winziger, als es die Dichter tun, aber es arbeitet ebenso, es macht
Belagerung ein Schaust
Wiener Burgtheater, den 24. November (die Buchausgabe er¬
aus dem Studenten mit der bunten Mütze, der nur irgend etwas unter¬
heute in Aspern, um de
schien bei S. Fischer, Berlin).
nchmen will, einen Postbeamten, aus dem Leutnant, der von der Grenze
in Schönbrunn, um den
Hört man zum ersten Male, daß das neue Drame Schnitzlers mehr
und den Frauen das Leben, den Krieg erwartet, einen Pensionisten. Most
ganz traurig, weil einer
als 70 Menschen auf die Bühne stelle, daß es 17 mal den Schauplatz wech¬
wird Wein, sagt man. Aber man verschweigt, daß der Wein sauer ge¬
gleich darauf irgendwoh
sele, daß es — bei den größtmöglichen Strichen — fünf Stunden dauere,
worden war, als man ihn zum Trinken bekam.
Und neben Windbeutel
so ist man förmlich erschreckt, weil alles das, was wir mit dem Namen
Aber man verwechsle um Gottes willen nicht den jungen Medardus
festigkeit, neben Gesinn
Schnitzler verbinden, einzustürzen droht. Man fürchtet, daß einer, den
mit den Jünglingen aus den üblichen Jugendromanen, die uns als
dus ist ein Sohn dieses
man lieb gehabt hat um seiner stillen nachdenklichen und ein wenig welt¬
Künstler vorgestellt werden, aber nur Friseure sind und irgendwie tödlich
läppischen Tod gehen.
männischen Art, plötzlich als ein anderer hintritt, als ein Tragiker, ein
verunglücken. Nein, das Feinste an diesem Drama ist, daß Schnitzlers
das verstehende Wissen
Pathetiker großen Stiles, den wir noch nicht kennen und in den wir uns
junger Medardus nichts als nur jung ist, nur jung. „Junger Held,
mige Ironie seines O
erst finden müssen. Und dabei erhofft man das alles ein klein wenig —
junger Tor“ wird einmal zu Medardus gesagt, und ein andermal, „Gott
Tragödie zur Tragödie
um des Dichters willen. Aber kommt man in das Drama selbst, läßt
wollte ihn zum Helden schaffen, der Lauf der Dinge macht einen Narren
ihre Jugend kein Ziel
sich von seinen Worten einspinnen, so ist man nach drei Sätzen schon von
aus ihm“. Das eine Mal sagt's ein Fremder, das andere Mal ein Freund,
große Aufwand an Pe
all dem weg und mitten drin — im Schnitzler, in dem Schnitzler, den
die Augen beider sind nicht scharf genug, kurzsichtig und weitsichtig. Me¬
tiefe Notwendigkeit zu
wir alle kennen und lieben, und der hier trotz Rauch, Pulverdampf. Hin¬
dardus ist kein Held, ist kein Tor, eigentlich ist er ganz gewöhnlich, brav,
irgendwie im Wieneris
richtung, Mord und Selbstmord geblieben, wie er war — verliebt in die
bürgerlich, hat falsche Gefühle, falsche Worte, ein Durchschnittsmensch,
dem Helden, dem Man
Wiener Kleinbürgerlichkeit, in die Liebeleien erster Jugend, elegisch müde
und er würde, lebte er in einer anderen Zeit, nach dem Abschäumen seiner
auch so stirbt, und zu
und ergebungsvoll lebensfreudig. Dieser tiefste Ton bei Schnitzler, der
Jugendwogen sicherlich das Geschäft seiner Mutter, einer Buchhändler¬
Plauderern, die die Bl
immer wiederkehrt und in dem Doktor seines Dramas „Der Ruf des
witwe, übernehmen und ein gut situierter Buchhändler werden. Er ist
Medardus bleibt auch
Lebens“ den schönsten Ausdruck gefunden hat, klingt auch hier auf,
nur jung, nichts als jung und so geschaffen, bestimmt für das Höchste,
det, sondern seinen eig
schmerzlich und dennoch nicht niedergebrochen, pantheistisch friedevoll.
wenn diese schäumende Jugendkraft ein Ziel bekäme oder hätte. Daß sie
Tod eines verblendeten
Hoffnungsvolle Hoffnungslosigkeit könnte man dies Gefühl nennen, das
es nicht hat, macht eben ihre Gewöhnlichkeit aus. Schnitzler verzichtet
für sein armes Ich nichts mehr erwartet, aber vom Leben, von der Na¬
Das ist schön un
als vornehmer Künstler, uns eine Sendung, eine Auserwählung seines
tur, vom All alles erwartet — und vielleicht fällt dann auch fürs Ich
„Wie“ — das, was M
Jünglings vorzutäuschen, er läßt ihn nur einen Jüngling sein, und so
etwas ab.
kommt von außen, nich
erst wird ja „das Ende einer Jugend“ recht sinnfällig. Das andere wäre
Der junge Medardus also ist kein Wendepunkt in Schnitzlers Schaf¬
eine große Tat tun, d
ja höchstens das Ende eines Träumers, eines Phantasten und nicht das,
fen, keiner jener gefährlichen Wendepunkte, wo dem Dichter der große
aber einer Emigrantin
was uns Schnitzler erleben lassen will.
Beifall der Menge vorerst versagt wird, weil sie ihn einen neuen unge¬
gißt seine Tat, wird ein
Es ist seine zweite Meistertat, diesen Wiener Jüngling in das Kriegs¬
wohnten Weg gehen sieht. Der junge Medardus erschließt nicht neue
Franzosen füsiliert wir
Perspektiven in die Seele Schnitzlers, von ihm ab wird man später kaum
jor 1809 zu stellen, wo eine wunderbare tatengroße Zeit für Oesterreich
seines Vaterlandes (den
eine Epoche in seinem Wirken datieren können. Er ist kein Wendepunkt,
hei aufzuziehen scheint, alles in Bewegung und im Schaffen ist, aber dann
Valois. Wieder konn
doch wohl ein Höhepunkt. Und darum ist ja gleich das erstemal der
von der Enge erdrückt wird, im Sande kläglich versickert. Der Taten¬
Helene von Valois, se
große Beifall der Menge auf ihn herabgedonnert und herabgerast.
durst wird kriegsgefangen, kriegsgehangen und die Schicksalshoffnungen
auf der Schönbrunnen
Was Schnitzler beim ersten Erleben dieses Stoffes gesehen haben
Oesterreichs werden zur tiefsten Schmach Oesterreichs. Dieser wilde Hin¬
jetzt die Ränke der Er
mag, als das Chaos der Bilder, Worte und Klänge och ungebändigt in
tergrund, wo ein Sturm die Jugend zusammenzublasen, ihr als Feldherr
mit dem Glauben an s##
ihm tobte, muß wunderschön gewesen sein, muß so schön gewesen sein,
das Ziel zu weisen scheint, aber von einem kleinen Wäldchen schon zer¬
der mit seiner Kraft un
wie es nur erste Dichterträume sind. Er sah da einen Jüngling, geladen
sprengt und zerfetzt wird, dieser Hintergrund zeichnet dem Schicksal eines
frage: War sie wirk
mit allen Energien eines Zwanzigjährigen, willens, die Welt aus ihren
jungen Medardus doppelt scharfe Konturen. Ueberall kreisen die Berge,
exotische Herkunft und
Angeln zu heben und sie auf seinen starken Schultern für eine Weile zu
überall wird eine kleine Maus geboren — in ganz Oesterreich.
tragen. Den sah er, und dann sah er, wie all diese angesammelte ange¬
spannte Kraft, um sich nur irgendwie zu entladen, blind und sinnlos her= Und es ist Schnitzlers dritte Meistertat, rings um Medardus und entwurzeln? Die Er