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22. Derjungeedandus
Sieg von Aspern gar nicht auszunützen verstand; eine derselben Nacht. Man sieht, dieser junge Mann kann Heroismus nur als überflüssige Pose, al
Zeit, in der die Besten zauderten und die Kühnsten an erobern. An Stelle des toten Liebespaares tritt das tenhafte Selbsttäuschung eines .unreifen
ihre Macht nicht glaubten. Sozusagen eine Schnitzler=Lebendige — die Prinzessin von Valois und der Bür= faßt. Eine schmerzliche Ironie liegt übe
sche Zeit; eine Zeit, die wirklich so war, wie Schnitzler gerssohn. Dieser aber, nicht nur der Buhle der Prin= ein „Wiener Hamlet“, das ist beinahe
uns am liebsten die Welt malt: mit dem leisen Spott zessin, sondern auch das Werkzeug ihrer royalistischen des Wienerischen und der Hamlet=Natur
eines überlegenen Melancholikers, der bei heldischen Ta= Pläne und er selbst im Wahne, sie nun als „Frau“ der und bewunderungswürdiger, daß d
ten nur die großartige Geberde sieht und die Kleinheit
entlarven und so seine entehrte Schwester rächen zu Grundstimmung nirgends die rein men
des Menschenherzens durchschaut hat. Oder, wenn mankönnen, in Wahrheit jedoch ganz unfähig, dem Liebes¬
nahme an den Vorgängen verwehrt oder
will, eine wienerische Zeit; eine Zeit, deren wichtigste zauber zu widerstehen oder zu entrinnen. Aus seinem
es auch erstaunlich bleibt und die außeror
Aufgaben dadurch versäumt wurden, daß sie in die Hän= Lieben und Träumen schreckt ihn die standrechtliche Er=lerschaft Schnitzlers bezeugt, daß der ung
de der Wiener gelegt waren, deren „Leichtlebigkeit“ und schließung seines Oheims auf. Jetzt glaubt er zu wissen,
bau des Stückes mit den vielen, Zeit un
deren mangelnden Sinn für Verantwortung Schnitzler
was er zu tun hat. Napoleon muß von seiner Hand tenden Nebengestalten dennoch die auf
so trefflich darzustellen weiß.
fallen. Da sucht die Prinzessin ihn zu der gleichen Tat Personen beschränkte Haupthandlung pla
Diese Zeit verkörpert sich gleichsam im Helden des zu bereden und auf einmal lähmt ein müder Ekel seine hervortreten läßt. Jede einzelne von den
Stückes, im jungen Medardus Klähr, einem Wiener Hand: er will ja Held, nicht Werkzeug sein. Im Klügeln nen ist gleichsam ein Theaterstück für sich,
Bürgerssohn, der in trunkener Schwärmerei für Frei¬
und Grübeln seines Hirnes erstickt die Schwungkraft oder packendes Bild, aber alle greifen in
heit und Vaterland, für Volksrecht, Männerwürde un seines Herzens. Nur die Eifersucht vermag ihn noch zu während wird eine echt dramatische St
Heldenruhm sich doch eigentlich nur an Worten berauscht stacheln und mit dem Dolch, der für den Kaiser be= und befriedigt und die mächtige Steige
sund der Reihe nach seinen Vater, seine Schwester, sei= stimmt war, ersticht er die Prinzessin, da er sie für die Schlußszenen triumphiert über die hier
inen Oheim rächen will, ohne je zur Tat zu gelangen,
Geliehte Napoleons hält, just in dem Augenblicke, als
müdung des Zuschauers.
immer nur in Anläufen und Vorsätzen befangen blei¬
sie selbst sich anschickt, Napoleon zu töten. So rettet
Wenig eindringlich wirkt nur das a
bend, die einander ablösen und verwirren und aus dem
Medardus dem Kaiser sogar das Leben! Statt nun die der Bastei). Da versagt auch die Regie
„idealen" Jüngling einen Wiener Hamlet machen —
persönliche Freiheit und Sicherheit, die ihm zum Dank gehört, als Bühnenbild und schauspiele
mit diesem Schlagwort ist der Charakter des Helden dafür gewährt wird, zu nützen und — spät genug, aber Sehenswürdigsten, was das Burgtheat
gut umschrieben. Eine Französin königlichen Geblüts,nicht zu spät — ein braver Sohn seiner Mutter und langem geboten hat. Herr Gerasch in
die alles daran setzte, um die Ehe ihres Bruders mit guter Bürger zu werden, den Lauf der Weltgeschichte an= Frau Bleibtren als Mutter und
der Schwester des Medardus zu vereiteln, und so das deren, festeren Händen überlassend, verschmäht er die als Oheim stehen auf dem Platze, fü
Liebespaar, das schon zu weit gegangen, in den Todkaiserliche Gnade, enthüllt er seinen eigenen Mordplan stimmt waren. Fräulein Wohlgemuth
trieb, wird an dem offenen Grabe der Selbstmörder,
und nimmt er so freiwillig den Heldentod auf sich — Helene und Herr Arndt als Arzt rückt
zum erstenmal Aug' in Auge mit Medardus, innerlich oder was ihm dafür gilt. Denn der Poet läßt uns klassischen Leistungen in die vorderste Reih
sofort die Seine. Die bräutliche Vereinigung folgte in kaum darüber im Unklaren, daß er auch diesen Abschieds= Burgtheaters.
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22. Derjungeedandus
Sieg von Aspern gar nicht auszunützen verstand; eine derselben Nacht. Man sieht, dieser junge Mann kann Heroismus nur als überflüssige Pose, al
Zeit, in der die Besten zauderten und die Kühnsten an erobern. An Stelle des toten Liebespaares tritt das tenhafte Selbsttäuschung eines .unreifen
ihre Macht nicht glaubten. Sozusagen eine Schnitzler=Lebendige — die Prinzessin von Valois und der Bür= faßt. Eine schmerzliche Ironie liegt übe
sche Zeit; eine Zeit, die wirklich so war, wie Schnitzler gerssohn. Dieser aber, nicht nur der Buhle der Prin= ein „Wiener Hamlet“, das ist beinahe
uns am liebsten die Welt malt: mit dem leisen Spott zessin, sondern auch das Werkzeug ihrer royalistischen des Wienerischen und der Hamlet=Natur
eines überlegenen Melancholikers, der bei heldischen Ta= Pläne und er selbst im Wahne, sie nun als „Frau“ der und bewunderungswürdiger, daß d
ten nur die großartige Geberde sieht und die Kleinheit
entlarven und so seine entehrte Schwester rächen zu Grundstimmung nirgends die rein men
des Menschenherzens durchschaut hat. Oder, wenn mankönnen, in Wahrheit jedoch ganz unfähig, dem Liebes¬
nahme an den Vorgängen verwehrt oder
will, eine wienerische Zeit; eine Zeit, deren wichtigste zauber zu widerstehen oder zu entrinnen. Aus seinem
es auch erstaunlich bleibt und die außeror
Aufgaben dadurch versäumt wurden, daß sie in die Hän= Lieben und Träumen schreckt ihn die standrechtliche Er=lerschaft Schnitzlers bezeugt, daß der ung
de der Wiener gelegt waren, deren „Leichtlebigkeit“ und schließung seines Oheims auf. Jetzt glaubt er zu wissen,
bau des Stückes mit den vielen, Zeit un
deren mangelnden Sinn für Verantwortung Schnitzler
was er zu tun hat. Napoleon muß von seiner Hand tenden Nebengestalten dennoch die auf
so trefflich darzustellen weiß.
fallen. Da sucht die Prinzessin ihn zu der gleichen Tat Personen beschränkte Haupthandlung pla
Diese Zeit verkörpert sich gleichsam im Helden des zu bereden und auf einmal lähmt ein müder Ekel seine hervortreten läßt. Jede einzelne von den
Stückes, im jungen Medardus Klähr, einem Wiener Hand: er will ja Held, nicht Werkzeug sein. Im Klügeln nen ist gleichsam ein Theaterstück für sich,
Bürgerssohn, der in trunkener Schwärmerei für Frei¬
und Grübeln seines Hirnes erstickt die Schwungkraft oder packendes Bild, aber alle greifen in
heit und Vaterland, für Volksrecht, Männerwürde un seines Herzens. Nur die Eifersucht vermag ihn noch zu während wird eine echt dramatische St
Heldenruhm sich doch eigentlich nur an Worten berauscht stacheln und mit dem Dolch, der für den Kaiser be= und befriedigt und die mächtige Steige
sund der Reihe nach seinen Vater, seine Schwester, sei= stimmt war, ersticht er die Prinzessin, da er sie für die Schlußszenen triumphiert über die hier
inen Oheim rächen will, ohne je zur Tat zu gelangen,
Geliehte Napoleons hält, just in dem Augenblicke, als
müdung des Zuschauers.
immer nur in Anläufen und Vorsätzen befangen blei¬
sie selbst sich anschickt, Napoleon zu töten. So rettet
Wenig eindringlich wirkt nur das a
bend, die einander ablösen und verwirren und aus dem
Medardus dem Kaiser sogar das Leben! Statt nun die der Bastei). Da versagt auch die Regie
„idealen" Jüngling einen Wiener Hamlet machen —
persönliche Freiheit und Sicherheit, die ihm zum Dank gehört, als Bühnenbild und schauspiele
mit diesem Schlagwort ist der Charakter des Helden dafür gewährt wird, zu nützen und — spät genug, aber Sehenswürdigsten, was das Burgtheat
gut umschrieben. Eine Französin königlichen Geblüts,nicht zu spät — ein braver Sohn seiner Mutter und langem geboten hat. Herr Gerasch in
die alles daran setzte, um die Ehe ihres Bruders mit guter Bürger zu werden, den Lauf der Weltgeschichte an= Frau Bleibtren als Mutter und
der Schwester des Medardus zu vereiteln, und so das deren, festeren Händen überlassend, verschmäht er die als Oheim stehen auf dem Platze, fü
Liebespaar, das schon zu weit gegangen, in den Todkaiserliche Gnade, enthüllt er seinen eigenen Mordplan stimmt waren. Fräulein Wohlgemuth
trieb, wird an dem offenen Grabe der Selbstmörder,
und nimmt er so freiwillig den Heldentod auf sich — Helene und Herr Arndt als Arzt rückt
zum erstenmal Aug' in Auge mit Medardus, innerlich oder was ihm dafür gilt. Denn der Poet läßt uns klassischen Leistungen in die vorderste Reih
sofort die Seine. Die bräutliche Vereinigung folgte in kaum darüber im Unklaren, daß er auch diesen Abschieds= Burgtheaters.