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22. Derjunge Medandus
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Minor, Schnitzlers „Der junge Medardus“.
Bei nicht geschliffenen Steinen wäre sie ganz einfach, schwer ist sie aber bei
geschliffenen. Nun verkaufen allerdings die Fabriken künstlicher Edelsteine ihre
Erzeugnisse ausdrücklich als synthetische Steine zu einem billigen Preis und liegt
hier ein ganz loyaler Handel vor; es ist aber doch vorgekommen, daß z. B.
indische Händler synthetische Steine als echte Birmarubine verkauften. Meiner
Ansicht wäre es sehr zweckmäßig, wenn staatliche Untersuchungsanstalten zur
Untersuchung der Edelsteine errichtet würden; ich habe diesen Vorschlag vor
zwei Jahren in der „Rivista di Scienza“ gemacht und er hat in belgischen Zeitungen
viel Anklang gefunden. In Ermanglung einer staatlichen könnten die Syndi¬
kate der Edelsteinhändler eine eigene Anstalt errichten, während andrerseits
Preisausschreibungen für genaue Unterscheidungsmethoden die Sache wesentlich
fördern würden. Jedenfalls werden derartige Maßregeln unternommen werden
müssen, um einen so wichtigen Handel wie den der Edelsteine zu schützen.
#. Gad #n 770-
Schnitzlers „Der junge Medardus
KrnWAe eeenrereeuren.
Von J. Minor.
Endlich hat „Der junge Medardus“ gleichzeitig in der Literatur“ und
auf der Bühne seinen Einzug gehalten; post festum gewissermaßen, denn er
ist ein posthumes Kind des Jubeljahres 1909, das nur durch die Zaghaftig¬
keit der Bühnenleiter so spät das Licht der Welt erblickt hat. Er gibt sich
selber als eine „dramatische Historie“ und schon der erste Blick auf das
Buch (mit der bedrohlichen Kanone auf dem Titelblatt) oder auf den
Theaterzettel zeigt, daß es seinem Dichter mit der anspruchsvollen, vor
nicht gar zu langer Zeit von den Modernen noch recht über die Achsel
angesehenen Form wirklich Ernst ist. Schon der Umfang des Buches wiegt
mehr als zwei Schnitzlerische Salondramen auf. Dem ungeheuren Per¬
sonal gegenüber erscheinen auch der „Götz von Berlichingen“ und die alten
Ritterstücke fast wie ausgestorbene Welten; seit den Jesuitendramen und
den Schuldramen Weises ist kein figurenreicheres Stück auf die Bühne ge¬
kommen. Den fünf langen Akten mit zwei, drei oder vier Verwandlungen
geht noch ein Vorspiel mit zwei Verwandlungen voraus, so daß es das ganze
Stück endlich auf 17 Szenen oder Bilder bringt. Man sieht, das Bretter¬
gerüst ist weit genug abgesteckt; und es fragt sich nurmehr, ob auch die Hand¬
lung und die Personen den großen Schritt und den weiten Zug haben, um
sich in so riesigen Dimensionen zu bewegen.
Was in der dramatischen Historie geschichtliche Wahrheit ist, wird sich
nicht leicht in solcher Eile feststellen lassen. Den Kern bildet offenbar das
Attentat, das der siebzehnjährige Kaufmann Friedrich Staps, der Sohn eines
Predigers aus Naumburg, zwei Tage vor dem Abschluß des Wiener Friedens
in Schönbrunn gegen Napoleon verüben wollte und wofür er zwei Tage nach
*Uraufführung am Burgtheater, Donnerstag den 24. November 1910.
=* Buchausgabe unter dem Titel: „Der junge Medardus“, Dramatische Historie in
einem Vorspiel und fünf Aufzügen, in S. Fischers Verlag in Berlin 1910.
22. Derjunge Medandus
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Minor, Schnitzlers „Der junge Medardus“.
Bei nicht geschliffenen Steinen wäre sie ganz einfach, schwer ist sie aber bei
geschliffenen. Nun verkaufen allerdings die Fabriken künstlicher Edelsteine ihre
Erzeugnisse ausdrücklich als synthetische Steine zu einem billigen Preis und liegt
hier ein ganz loyaler Handel vor; es ist aber doch vorgekommen, daß z. B.
indische Händler synthetische Steine als echte Birmarubine verkauften. Meiner
Ansicht wäre es sehr zweckmäßig, wenn staatliche Untersuchungsanstalten zur
Untersuchung der Edelsteine errichtet würden; ich habe diesen Vorschlag vor
zwei Jahren in der „Rivista di Scienza“ gemacht und er hat in belgischen Zeitungen
viel Anklang gefunden. In Ermanglung einer staatlichen könnten die Syndi¬
kate der Edelsteinhändler eine eigene Anstalt errichten, während andrerseits
Preisausschreibungen für genaue Unterscheidungsmethoden die Sache wesentlich
fördern würden. Jedenfalls werden derartige Maßregeln unternommen werden
müssen, um einen so wichtigen Handel wie den der Edelsteine zu schützen.
#. Gad #n 770-
Schnitzlers „Der junge Medardus
KrnWAe eeenrereeuren.
Von J. Minor.
Endlich hat „Der junge Medardus“ gleichzeitig in der Literatur“ und
auf der Bühne seinen Einzug gehalten; post festum gewissermaßen, denn er
ist ein posthumes Kind des Jubeljahres 1909, das nur durch die Zaghaftig¬
keit der Bühnenleiter so spät das Licht der Welt erblickt hat. Er gibt sich
selber als eine „dramatische Historie“ und schon der erste Blick auf das
Buch (mit der bedrohlichen Kanone auf dem Titelblatt) oder auf den
Theaterzettel zeigt, daß es seinem Dichter mit der anspruchsvollen, vor
nicht gar zu langer Zeit von den Modernen noch recht über die Achsel
angesehenen Form wirklich Ernst ist. Schon der Umfang des Buches wiegt
mehr als zwei Schnitzlerische Salondramen auf. Dem ungeheuren Per¬
sonal gegenüber erscheinen auch der „Götz von Berlichingen“ und die alten
Ritterstücke fast wie ausgestorbene Welten; seit den Jesuitendramen und
den Schuldramen Weises ist kein figurenreicheres Stück auf die Bühne ge¬
kommen. Den fünf langen Akten mit zwei, drei oder vier Verwandlungen
geht noch ein Vorspiel mit zwei Verwandlungen voraus, so daß es das ganze
Stück endlich auf 17 Szenen oder Bilder bringt. Man sieht, das Bretter¬
gerüst ist weit genug abgesteckt; und es fragt sich nurmehr, ob auch die Hand¬
lung und die Personen den großen Schritt und den weiten Zug haben, um
sich in so riesigen Dimensionen zu bewegen.
Was in der dramatischen Historie geschichtliche Wahrheit ist, wird sich
nicht leicht in solcher Eile feststellen lassen. Den Kern bildet offenbar das
Attentat, das der siebzehnjährige Kaufmann Friedrich Staps, der Sohn eines
Predigers aus Naumburg, zwei Tage vor dem Abschluß des Wiener Friedens
in Schönbrunn gegen Napoleon verüben wollte und wofür er zwei Tage nach
*Uraufführung am Burgtheater, Donnerstag den 24. November 1910.
=* Buchausgabe unter dem Titel: „Der junge Medardus“, Dramatische Historie in
einem Vorspiel und fünf Aufzügen, in S. Fischers Verlag in Berlin 1910.