II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 290

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22. Der junge Medandus
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auealen konnle sich gegen die!
= „In Taormina wurde mir die
Natur des hohen Herrn einent
fort. Das Burgtheater hat seit langer Zeit wieder eine daß in den belebten Straßen des ersten Bezirkes das
wurde über einen unbedeuten
rühmliche Tat vollbracht.
laufende Meter Gassenfront für Geschäftslokale mit 3500
Mit großer Spannung sieht man auch der ersten Auf¬
gebung sehr erregt und jähzor
bis 4500 „ bezahlt wird. Ein Gewölbe, das etwa 20 am
zeigte sich, daß der Prinz bisr
führung des Schönherrschen nationalen Dramas Glaube
aufweist, kostet demnach an Jahresmiete 17000 bis
worfen war und sich dann nich
und Heimat entgegen. Der Dichter des Sonnwendtages
22 000 . Nicht weniger ungünstig sieht es mit den Privat¬
konnte; das ging so weit, daß e
und der Erde wird diesmal im Deutschen Volkstheater die
wohnungen aus. Im ersten Bezirk werden geradezu phan¬
gemeinschaftliche Mahl unterbre
Glaubenskämpfe in seiner Tiroler Heimat auferstehen
tastische Preise gefordert und bewilligt; aber auch in den
fernte. Diese Stimmung wied
lassen. Das vornehme Kunstinstitut macht alle An¬
umliegenden Bezirken muß man sehr tief in die Tasche
unsere Reise nach Catania fort
strengungen, um der schweren Aufgabe gerecht zu werden.
greifen und recht viel herausholen. Wer ungefähr drei
in den Bahnhof harrte eine dich
Trotz der Verzögerungen dürfte die Uraufführung um den
Viertelstunden Gehweg vom Stephansplatze entfernt eine
kommenden; große Empfangs
15. Dezember herum startfinden können. Die Propheten,
aus drei Haupträumen bestehende Wohnung sucht, der
troffen worden; Transparente
die diesmal nicht schlecht beraten zu sein scheinen, ver¬
mag bereit sein, im vierten Stockwerke etwa 1300 M und
schrift: „Al vincitore di Metz e
kunden einen großen Erfolg, den ein so ursprüngliches,
darüber zu bezahlen, sofern er in einer guten Gegend und
schon aus der Ferne. „Der P
kraftvolles, emsig und still schaffendes Talent wie Schön¬
in einem neuen Hause Unterkunft finden will. Man hat
schweigend; beim Aussteigen ah
herr wahrlich verdienen würde. Sonst gibt es in den
in Wien zu allen Zeiten viel schlechter gewohnt als in den
gouverneur mit seinem glänzen
Theatern wenig Berichtenswertes. Die Operettenbühnen
großen nichtösterreichischen Städten; jetzt ist man sogar zu
in großer Uniform entgegen.
erfreuen sich guter Geschäfte, denn das Glück bleibt ihnen
den allerdrückendsten Einschränkungen gezwungen. Dar¬
grüßungsansprache begonnen, sol
auf jeden Fall treu. Leo Fall ist nämlich Jahresregent,
unter leidet natürlich das gesellschaftliche und das familiäre
er reise inkognito, habe das au
so wie das im vorigen Jahre sein Kollege Herr Léhar man
Leben außerordentlich, denn die Unbehaglichkeit der eigenen
gezeigt und sei nicht gekommen,
der gleichzeitig von drei Wiener Theatern Tantiemen be¬
Wohnung verleitet zur stärkeren Benutzung der öffent¬
Unterdessen jubelte und schrie
zog. Fall hat bis jetzt allerdings „erst“ zwei Neuheiten
lichen Lokale: wie Kafseehäuser usw., wozu in Wien ohne¬
ahnende Volksmenge; der Prinz
auf die Bühne gebracht, aber die dritte wird nicht lange
hin schon ein starker Hang besteht.
gang, wo ihn die Equipage des
auf sich warten lassen. Diese Produktivität ist geradezu
Die Weihnachtszeit naht allgemach. Wüßte man's
großen Schwierigkeiten drang d
unheimlich und man muß nur staunen, daß dabei immer
nicht, so würde man es bei einem Spaziergange über den
Menschen, mit Taschentüchern w
so artige Geschöpflein wie das Puppenmädel und die
„Hof“ sofort erkennen, wo sich wieder die große Buden¬
den und heulenden Jungen.
Schöne Risette das Licht der Welt erblicken. Freilich,
und Hüttenstadt erhebt, in der tausend Kleinigkeiten feil¬
gefordert, zu ihm in den Wagen
Dollarprinzessinnen sind es nicht.
geboten werden, die die Herzen der Großen und der Kleinen
dem telegraphisch bestellten Gasth
Doch wenden wir uns von der Welt des Scheins der
am Weihnachtsabend erfreuen solen. Vater Radetzky, dessen
wartete und Militärmusik aufge
Welt des Seins zu. Verlassen wir den Kulissenglanz, um
Monument von dem bunten Getriebe des Christmarkts um¬
dir im Siegerkranz“ empfing.
an den ernsten, weniger prächtigen Alltag zu denken. Für
brandet wird, hätte sich wohl nie träumen lassen, daß er
bemerkt, so befahl er dem Konsth#
Wien gibt es jetzt außer den allgemeinen Teuerungs¬
einst zum Mittelpunkt eines Heeres von geschäftigen Ver¬
zweiten Ranges, aufzusuchen.
sorgen auch eine drückende Wohnungsnot, die viel und
könferinnen und Anpreiserinnen werden würde. Der
eben Erlebten, saß ich plauder
lebhaft besprochen wird und die Enqueten, Versamm¬
alte Herr braucht aber nicht zu brummen, denn der Weih¬
Obersten v. Bernuth in recht ge
lungen und Zeitungen reichlich beschäftigt. Eines der auf¬
nachtsmarkt auf dem „Hofe“ hat in den letzten Jahren
Augenblick die Klänge einer Katz
fallendsten Merkmale in der baulichen Entwicklung Wiens
eine bedeutsame Erneuerung durchgemacht. Früher war
Prinz hereintrat, seine kurze
ist die Citybildung in der inneren Stadt. Rings um den
er von einer kläglichen Primitivität. Windschiefe Bretter¬
gnügtem Angesicht, als ob nichts
Stephansturm verschwinden die Wohnungen, um Ge¬
stände mußten den vielgestaltigen Tand tragen und des
Lüders, wollen Sie sich nicht n
schäfts= und Bureauräumen Platz zu machen. Im Jahre
Abends, wenn die Neugierigen in großer Menge herbei¬
sehen?“ Ich machte mich natürli
1909 erreichte der Ausfall an Wohnungen im ersten Be¬
strömten, beleuchteten Kerzen in Glasgefäßen notdürftig
trieb in der mir ganz unbekannt
zirke die Zahl 279, der Zuwuchs jedoch bloß die Zahl 21.
die wackligen Verkaufszelte. Nun hat die Elektrizität auch
Am nächsten Morgen ging es in
Unter diesen Verhältnissen bilden sich Mietsätze heraus, die
auf dem Weihnachtsmarkte ihren Triumph gefeiert. Um
wohner von Catania noch im
eine schwindelnde Höhe aufweisen. Gewiß, schon die Grund¬
in dem grellen Lichte nicht vor Schande vergehen zu müssen,
Syrakus. Hier traf die gesalzen
preise sind danach. So wurde unlängst für einen Bau¬
haben sich die Verkäuferinnen in schmucken grünen Hütten
unglückte Diner und das Quarti#
#arund auf dem Graben — also im Mittelpunkte Wiens —
niedergelassen, die just so gerade und stramm aufgestellt
der ansehnliche Betrag von rund 1500 M pro Quadrat¬
sind, als wollte man dem Vater Radetzky eine Freude be¬
meter bezahlt; noch höher stellte sich ein Baugrund in der reiten. Indes auf dem Christkindlmarkte lebt alles der
Die heutige Nummer umfa
nahen Bognergasse, wo das Quadratmeter auf nicht Gegenwart. Nicht auf die Alten von einst, sondern auf
weniger als rund 2000 zu stehen kam. Kein Wunder, groß und klein von heute ist der Sinn gerichtet. R. Ch. „eine Reichstagsbeilage