II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 296

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22. Derjunge dandus
„JBSENWVEN
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Ouellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus Fremuenblatt, Wien
47 L 9 :
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vom:
* (Weihnachtsbücher.) Es gibt kein Saisonbuch. Der große
Schlager ist heuer ausgeblieben. Die Menschheit, die zu Weihnachten
Bücher kaufen und schenken will, wird sich schon auf ihren eigenen Ge¬
schmack verlassen müssen. Allerdings gibt es eine Reihe guter und sehr
empfehlenswerter Bücher, die auch sehr viel verlangt werden, wenn auch
nicht gerade ein bestimmtes dominiert. Kommerzialrat M. Müller,
der Chef der Firma R. Lechner am Graben, betont ganz besonders, daß
die Schriftsteller, die heuer vor allen anderen das Ohr des großen
Publikums haben, zum großen Teile Oesterreicher sind. Braucht es ge¬
sagt zu werden, daß Schnittens Junger Medardus“ in den letzten
Tagen einen Sturm auf alle Buchhandlungen verursacht hat? Ein bisher
weniger Bekannter, Hans Hart, ein Pseudonym, hinter dem sich
Dr. v. Molo birgt, hat rasch mit seiner „Liebesmusik“, einer Altwiener
Geschichte, die weiteste Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Rudolf Hans
Bartsch hat mit seinen „Bittersüßen Liebesgeschichten“ zwar keinen
so großen Erfolg errungen wie mit seinen früheren Werken, aber trotz¬
dem ist auch nach diesem Werk die Nachfrage ungemein rege. Einen der
größten Bucherfolge dieser Saison hat nach den Erfahrungen der Lechner¬
schen Buchhandlung einer errungen, der nicht mehr unter den Lebenden
weilt: Speidel mit seinen Schriften, die erst jüngst, in zwei Bänden
gesammelt, herausgegeben wurden. Es gibt noch eine Reihe anderer
Sachen, deren Erfolg ja als eine Selbstverständlichkeit mit dem Namen
des Autors verknüpft ist. So „O Mensch“, der neueste Band aus Her¬
mann Bahrs Wiener Romanserie, „Eros Thanatos“ von Schaukal,
„Die Masken Erwin Reiners“ von Jakob Wassermann, „Balladen
und Lieder von Ginzkey, „Christinas Heimreise“ von Hofmanns¬
thal, das Drama „Glaube und Heimat“ von Schönherr. Das
wären die besten unter den Oesterreichern. Kaum wird man, wenn man
eine Auslese unter den Reichsdeutschen trisst, und von der allerdings
auch viel begehrten Marktware absieht, ihrer so viele finden: Haupt¬
mann, „Der Narr in Christo“ Hermann Hesse, „Gertrud“ Heyse,
„Das Ewig=Menschliche“, Fulda, „Herr und Diener", Thoma,
„Erster Klasse“. Ein unerschöpflicher Born für den Weihnachtstisch ist
natürlich Jugendliteratur, die alljährlich nach bewährten Mustern weiter¬
arbeitet. Kommerzialrat Müller hat bekanntlich speziell in den letzten
Jahren einen nahezu neuen Zweie er Wiener Literatur geschaffen, dem
der Erfolg auch nicht versagt blie Es ist die liebevolle Schilderung
Wiens in Wort und Bild, in Form von prächtigen Bänden. Große
dauernde Erfolge brachten auf diesem Gebiet dem Verlage Peter¬
manns „Wien“, dann ein ähnliches Werk mit geleitendem Text von
Paul Wilhelm und in neuester Zeit eine entzückende Sammlung
alter Wiener Ansichten, die unter dem Titel „Aus der Jugendzeit
unseres Kaisers“ erschienen ist. Einigermaßen anderer Art sind natürlich
die Erfahrungen, welche mit dem Weihnachtsmarkt Herr Hugo Heller,
der Besitzer der modernen Buchhandlung auf dem Bauernmarkt, ge¬
macht hat. Da die Aufmerksamkeit des kaufenden Publikums heuer von
einzelnen Werken nicht in hervorragender Weise gefesselt wurde, hat sie
sich, wie Herr Heller beobachten konnte, vornehmlich der Buchkunst,
das heißt der künstlerischen äußeren Gestaltung der Bücher, insbesondere
aber künstlerisch ausgestatteten Neuausgaben der Klassiker zugewendet.
Auf dem Gebiete der Buchkunst leisten die Franzosen und Engländer
ganz Außerordentliches. Die ersteren sind bei der Ausstattung ihrer
Prachtbände wieder zu einem guten alten Stil zurückgekehrt. Man findet
da beisvielsweise eine Maupassant=Ausgabe in 30 Bänden zum Preise
von 600 Kionen und eine mit unerhörtem, aber doch vornehmem Luxus
ausgestattete „Bibliotheque historique“. Die Stärke der Engländer
„wiederum liegt in den Ledereinbänden, die sie zu gerade lächerlich
billigen Preisen herzustellen vermögen. In Deutschland suchen die ver
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