II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 353



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Mahren und Schresien.
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Nr. 153.
Samstag den 1. April 1911.

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Seele durch ihre Reue aus den Verstrickungen der Lüge, heraus. Gäbe es keine
Vom großen Hofburg- und vom kleinen der Sunde.
Nenheit von eigener A
So völlig ifflandisch=kotzebueisch=birchpfeifferisch, wie
leicht auch Eulenburg,
Marionettentheater.
man nach der bloßen Inhaltsangabe glauben könnte, ist das
andere. So muß man
(Hofburgtheater: „Dorothys Rettung“ von Alfred Sutro und
Schauspiel nun doch nicht. Es hat, wie fast alle aus Eng¬
sach zählen, gute Engag
25. Aufführung von Artur Schnitzlers Historie „Der junge Me¬
land kommenden Stücke der letzten Jahre, gewisse Qualitäten,
berg, doppelt buchen u
dardus“ — Marionettentheater: „Der tapfere Cassian“
von
durch die es sich von der Marktware, die deutsche Komödien¬
als Bringer dankbarer
Schnitzler und Mozarts „Bastien und Bastienne“.)
fabrikanten produzieren, wohltuend unterscheidet: Menschen¬
den Kauf nehmen.
Wiener Theaterbrief von Wilhelm v. Wymetal.
klugheit, Menschenwitz und sogar ein bißchen Menschenweis¬
„Dorothys Rettung.“? Ist das ein genitivus
Einen ganz beson
heit. Eine behagliche alte Tante Derothys wandelt durch
subjectivus oder ein genitivus objectivus? Rettet Do¬
wiederum Paul Braun
die vier Akte, die der allzu üppig wuchernden Rührung und
rothy wen oder wird sie selber gerettet? Beides geschieht.
Künstler in der „Ura#
dem allzu reich gedeihenden Edelmut immer wieder höchst
Fräulein Dorothy rettet und wird gerettet. Retten und retten
gürchen spielten Art
willkommene Dämpfer aufsetzt. Ihrem gemütlichen Witz
lassen, das ist der Wahlspruch Alfred Sutros, des Verfassers
tapfere Cassian“
steht als angenehmer Kontraft der scharfe, schneidende Sar¬
dieses rührenden vieraktigen Schaufpiels! Fehlt aber noch
Mozarts einaktiges
kasmus (selbstverständlich ist auch dahinter lauter Edelmut
der Dritte im Bunde: wird das Hofburgtheater durch solche
stienne“. Schnitzlers
verborgen) des Chefs von Arnold und Edward gegenüber.
Harmlosigkeiten zu retten sein? Erlaubt die gefürchtete Hof¬
geistvollsten Bücher, de
Aber auch in den Charakteren der vier Träger der Hand¬
theaterzensur denn gar nichts Bedeutenderes? Also Dorothy
erschienenen) Einaktersc
lung finden sich neben den kolportagehaft=romantischen
rettet. Wen? Ihren Bruder Arnold Faringay. Dieser im
Von den drei Schausp
Hauptzügen so viel mit feinem Blicke dem tieferen Innen¬
Schauspiel selbst nicht sehr sympathisch erscheinende junge
sind, sind das erste, di
leben abgelauschte echte Züge, daß im Zuschauer eine ver¬
Mann hat sich durch ein schwindelhaftes Animierbureau zu
das dritte, die Burles
ärgerte Stimmung nicht aufkommt, daß vielmehr in ihm
gewagten Börsenspekulationen verführen lassen und hat, als
tige Marionettenspiele,
den größeren Teil des Theaterabends ein Gefühl des un¬
die Sache schief ging und Nachschuß gefordert wurde, drei¬
liche Schaubühne. Als
gemischten Behagens herrscht. Und seien wir ehrlich! Daß
tausend Pfund aus den Geldern seiner Firma veruntreut,
aufgeführt: den „Pupp
sich zwei, die einander lieb haben, zuletzt fürs Leben be¬
bei der er unglaubliches Vertranen genießt. (Das Geschäft¬
Bassermann verkörpert
kommen, daß ein einmal Gefallener durch seinen Fehl¬
liche und Kaufmännische in dem Drama steht auf sehr schwa¬
großen Wurstel“ ist eb
tritt nicht für immer vernichtet, sondern von einer gütigen
chen Füßen.) Arnold war vor der Defraudation brav bis
unheimlichen Leben er
Hand wieder auf den rechten Weg geleitet wird, daß der
zur Bewußtlosigkeit. Er und sein Schwesterchen Dorothy sind
akter in einem Marion
Dichter nicht den Tod der schönen Sünderin will, sondern
Waisen, und er hat seiner Dorothy in aufopferungsvollster
mit enem bei Schnitzle
daß sie lebe und sich bekehre: das freut uns auf der Bühne
metaphorisch gemeint:
Weise die Mutter und den Vater ersetzt. Darum hat Do¬
stets, wenn es vom Verfasser nur einigermaßen so arran¬
rothy jetzt nur den einen Gedanken: ihn zu retten. Nur
und Leiden so häufig A#
giert wird, daß es sich mit unserem modernen Empfinden
Unsichtbare lenkt! Und
Herr Ingenieur Edward Thursfield kann bei einer bevor¬
verträgt!
stehenden Revision die Unterschlagung entdecken. Thursfield.
Schnitler stellt sich das
Als Dorethn dobsttierte Fräulein Marberg, die sich
führt eben nach St. Moritz, um sich beim Wintersport elwas
dar, dessen Zweck, Ver
im Deutschen Volkstheater langsam zu einem Liebling der
tuenden kennt oder gar
zu erholen. Dorothy reist ihm nach, sucht seine Bekannt¬
Wiener emporgearbeitet hat. Ihr fehlt der große tragische
„Grünen Kakadu“ oder
schaft, macht ihn toll verliebt und verlobt sich mit ihm. Sie
Aufschrei, wahrscheinlich auch (im eigenen Leben) die Lei¬
sondern ist „Der Pu#
weiß, daß er ihr nunmehr keine Bitte abschlagen wird.
denschaft des Herzens. Aber sie besitzt dafür einen fast voll¬
lieben Gott ins Handn
Zwar ist Dorothy — ein lieber Schneck! — mit einem Ju¬
wertigen Ersatz: die merkwürdige Gabe, auf dem Theater
Menschenschicksalen zu st
gendfreunde Arnolds, Herrn Walter Gresham, verlobt. Aber
immer so zu erscheinen, als sei sie aller Leidenschaften des
theaters aber erscheinen
das tut nichts. Gleich nach der gewissen Revision wird Do¬
menschlichen Herzens randvoll und als hindere sie in jedem
steller, die an Drähten
rothy dem Ingenieur den Abschied geben. Es handelt sich
einzelnen Augenblicke nur eine übermenschliche Selbstzucht,
stellen haben. „Der tap
bloß darum, daß der eine Bräutigam nicht zufällig von der
eine durch hohe Kultur erworbene Bändigung seelischer
zige wirkliche Puppenspil
Existenz des andern etwas erfahre und umgekehrt. So viel
Eruptionen, das Meer ihres Herzens überfließen und aus¬
hat. Es ist ein entzücken
Niedertracht fördert die gute — bei Rührkomödien, die gut
strömen zu lassen. So sagt diese Künstlerin mit einem
freundliche Urteil wird
ausgehen, sind im Grunde ihres Herzens alle handelnden
schlichten Wort, einem leisen Zucken um die Mundwinkel
gewissen technischen Män
Personen gut — Dorothy nur in der ersten Aufregung und
dem Zuschauer oft mehr als eine stelzbeinige Tragödin mit
da auf einem ihm noch n
Sorge um das Schicksal des Bruders zutage. Doch schon
zehn Wolterschreien. Fräulein Marberg wurde vom Publi¬
nämlich den Püppchen D
im ersten Akte erkennt der in solchen englischen Geschichten
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kum sehr gefeiert. Als Debütantin durfte sie ig nach