Med
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22. Derjungeardus
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WIENER MITTEILUNGEN.
Nk. 4
Ausgestaltung des Spielplanes abgelehnt werden. Nur die Aufführung von
Stuckens -Lanvale und die Wiederaufführung von Beaumarchais'
„Hochzeit des Figaros in der Ubersetzung und Bearbeitung von Josef
Kainz boten einiges Interesse, das aber, besonders bei letzterem Stücke,
durch die nicht ganz einwandfreie Darstellung wieder einigermaßen ab¬
geschwächt wurde. Für die Auffrischung des klassischen Repertoires
geschah nichts Erwähnenswertes. Auch die Wirkung von Bauernfelds
neu einstudierter Komödie -Landfriedene wurde durch unglückliche Be¬
setzungsirrtümer arg beeinträchtigt. Ob die einzige erfolgreiche Neuheit
der Spielzeit, Schnitzlers „Der junge Medarduss, als eine besonders
begrüßenswerte Bereicherung des Spielplanes zu bezeichnen ist, steht sehr
in Frage; aber als Kassastück hat sie sich bewährt.
Eine glücklichere Hand zeigte Baron Berger in der Vermehrung und
Vervollkommnung seiner schauspielerischen Hilfskräfte. Das noch von
seinem Vorgänger engagierte Fräulein Wohlgemuth hat sich rasch in
ihrem neuen Wirkungskreise zurechtgefunden. Es wäre noch verfrüht, in
dieser Schauspielerin, die zunächst durch ihre glänzende Erscheinung
wirkt, die langgesuchte erste Heroine begrüßen zu wollen. In den Auf¬
gaben, die ihr gestellt wurden, zeigte sie sich als eine kluge, sympathische,
aber auch kühle Darstellerin, Eigenschaften, die für ein vorher von
Charlotte Wolter beherrschtes Rollenfach gewiß nicht ausreichen. Es
unterliegt aber keinem Zweifel, daß Fräulein Wohlgemuth bei richtiger
Verwendung als ein Gewinn für das Theater wird betrachtet werden
dürfen.
Der noch von Schlenther angestellte Herr Arndt hat sich mit Glück
des Kömplerschen Nachlasses bemächtigt und auch in einigen neuen
Rollen als ein durchaus schätzenswerter Darsteller erwiesen. Er erreicht
zwar nicht die naturechte vornehme Gestaltungskraft seines Vorgängers,
übertrifft ihn aber in der Kunst der Charakterfärbung. Auch Fräulein
Hofteufel, die Baron Berger gewann, hat sich voll bewährt. Der
wiedergewonnene Heine erfüllte mit seinem -Herodese alle Hoffnungen,
die in ihn gesetzt wurden und die er als r Richard IIL.e unerfüllt gelassen
hatte. Auch in den von seinem Vorgänger Gregori übernommenen Auf¬
gaben erwies er sich durchaus als der in jeder Beziehung überlegenere
Künstler. Vielversprechend ist das Engagement des Herrn Waldau aus
München, der in drei Gastrollen sehr gefiel und von dem mit gutem
Grunde die notwendige Belebung des Ensembles nach der liebenswürdig¬
humoristischen Seite hin erwartet werden darf. Ein ganz besonderes Ver¬
dienst erwarb sich Baron Berger durch die Förderung eines hochbegabten
Schauspielers, der bisher hervorzutreten wenig Gelegenheit gefunden hatte,
des Herrn Paulsen. Es war ein unbegreiflicher Mißgriff Schlenthers,
diesen Künstler, den er selbst aus Berlin gebracht hatte, unbeschäftigt
zu lassen. Herr Paulsen hat in den neuen ihm zugewiesenen Aufgaben,
von denen insbesondere die Hauptrolle in =Dorothys Rettunge erwähnt
werden soll, sich der ihm zu teil gewordenen Förderung durchaus würdig
gezeigt und verspricht noch vielmehr für die Zukunft.
Ob Fräulein Marberg sich als wertvolle Kraft erweisen wird, ist
noch eine offene Frage. Die vorzeitige Lösung ihres Vertrages mit dem
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WIENER MITTEILUNGEN.
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Ausgestaltung des Spielplanes abgelehnt werden. Nur die Aufführung von
Stuckens -Lanvale und die Wiederaufführung von Beaumarchais'
„Hochzeit des Figaros in der Ubersetzung und Bearbeitung von Josef
Kainz boten einiges Interesse, das aber, besonders bei letzterem Stücke,
durch die nicht ganz einwandfreie Darstellung wieder einigermaßen ab¬
geschwächt wurde. Für die Auffrischung des klassischen Repertoires
geschah nichts Erwähnenswertes. Auch die Wirkung von Bauernfelds
neu einstudierter Komödie -Landfriedene wurde durch unglückliche Be¬
setzungsirrtümer arg beeinträchtigt. Ob die einzige erfolgreiche Neuheit
der Spielzeit, Schnitzlers „Der junge Medarduss, als eine besonders
begrüßenswerte Bereicherung des Spielplanes zu bezeichnen ist, steht sehr
in Frage; aber als Kassastück hat sie sich bewährt.
Eine glücklichere Hand zeigte Baron Berger in der Vermehrung und
Vervollkommnung seiner schauspielerischen Hilfskräfte. Das noch von
seinem Vorgänger engagierte Fräulein Wohlgemuth hat sich rasch in
ihrem neuen Wirkungskreise zurechtgefunden. Es wäre noch verfrüht, in
dieser Schauspielerin, die zunächst durch ihre glänzende Erscheinung
wirkt, die langgesuchte erste Heroine begrüßen zu wollen. In den Auf¬
gaben, die ihr gestellt wurden, zeigte sie sich als eine kluge, sympathische,
aber auch kühle Darstellerin, Eigenschaften, die für ein vorher von
Charlotte Wolter beherrschtes Rollenfach gewiß nicht ausreichen. Es
unterliegt aber keinem Zweifel, daß Fräulein Wohlgemuth bei richtiger
Verwendung als ein Gewinn für das Theater wird betrachtet werden
dürfen.
Der noch von Schlenther angestellte Herr Arndt hat sich mit Glück
des Kömplerschen Nachlasses bemächtigt und auch in einigen neuen
Rollen als ein durchaus schätzenswerter Darsteller erwiesen. Er erreicht
zwar nicht die naturechte vornehme Gestaltungskraft seines Vorgängers,
übertrifft ihn aber in der Kunst der Charakterfärbung. Auch Fräulein
Hofteufel, die Baron Berger gewann, hat sich voll bewährt. Der
wiedergewonnene Heine erfüllte mit seinem -Herodese alle Hoffnungen,
die in ihn gesetzt wurden und die er als r Richard IIL.e unerfüllt gelassen
hatte. Auch in den von seinem Vorgänger Gregori übernommenen Auf¬
gaben erwies er sich durchaus als der in jeder Beziehung überlegenere
Künstler. Vielversprechend ist das Engagement des Herrn Waldau aus
München, der in drei Gastrollen sehr gefiel und von dem mit gutem
Grunde die notwendige Belebung des Ensembles nach der liebenswürdig¬
humoristischen Seite hin erwartet werden darf. Ein ganz besonderes Ver¬
dienst erwarb sich Baron Berger durch die Förderung eines hochbegabten
Schauspielers, der bisher hervorzutreten wenig Gelegenheit gefunden hatte,
des Herrn Paulsen. Es war ein unbegreiflicher Mißgriff Schlenthers,
diesen Künstler, den er selbst aus Berlin gebracht hatte, unbeschäftigt
zu lassen. Herr Paulsen hat in den neuen ihm zugewiesenen Aufgaben,
von denen insbesondere die Hauptrolle in =Dorothys Rettunge erwähnt
werden soll, sich der ihm zu teil gewordenen Förderung durchaus würdig
gezeigt und verspricht noch vielmehr für die Zukunft.
Ob Fräulein Marberg sich als wertvolle Kraft erweisen wird, ist
noch eine offene Frage. Die vorzeitige Lösung ihres Vertrages mit dem