box 26/7
Me
2. berndardus
Ein Theaterbrief aus Wien.
Von Ludwig Hirschfeld.
F E
in diesen vier Monaten ereignet hat, mehr
Alles sonstige Briefeschreiben ist dagegen
kinderleicht. Lieber will ich einer jungen nicht. Denn wir alle befinden uns momen¬
tan in der Lage jenes legendären Wiener
Dame acht Seiten lang in den verschieden¬
Premierenbesuchers, der im Zwischenakt seine
sten Variationen versichern, wie scharmant
Bekannten ratlos fragt: Bitte, können Sie
ich sie finde und wie fade ihre besten Freun¬
mir nicht sagen, wie ich mich eigentlich
dinnen sind. Oder einem Theaterdirektor be¬
unterhalte? ..
weisen, daß von allen seinen neuen Stücken
Nun aber ganz im Ernst. Es scheint
meines das beste, chancenreichste sei. Das
diesmal eine kuriose Saison der Zufällig¬
ist eine Kleinigkeit gegen die Aufgabe, einen
keiten und Ratlosigkeiten zu sein. Mit einem
Theaterbrief schreiben zu müssen. Ich habe
schmerzlichen Defizit hat sie begonnen: Dem
mir das viel leichter vorgestellt. Man setzt
Tode Josef Kainz'. Der am schwersten be¬
sich einfach hin, taucht die Feder ein und
troffene Leidtragende war der Direktor des
beginnt munter zu erzählen, was in der
Theaterstadt Wien los ist. Und jetzt tauche Burgtheaters Baron Berger. Ein ganzes
Programm von
ich die Feder schon
großen künstle¬
zehnmal ein und
rischen Plänen
weiß nicht, was
stürzte jäh zusam¬
ich schreiben soll.
men. Die Erwar¬
Ereignisse gibt's
tungen, mit denen
genug: Novitä¬
man der Tätigkeit
Durchfälle,
ten,
Baron Bergers
Konflikte, auch
entgegensehen
erfolge.
einige
durfte, konnte
Aber ich vermag
unter diesen
er
in dieses Pre¬,
schwierigen Um¬
mierenchaos keine
ständen natürlich
Ordnung zu brin¬
nur zum kleinsten
gen. Der glän¬
Teile befriedigen.
zende Erfolg von
Das einzige be¬
gestern abend ist
deutsame Burg¬
heute eine schmäh¬
theaterereignis
liche Niederlage;
war bisher Arthur
von kritischen und
Schnitzlers dra¬
direktorialen
matische Historie
Bauleuten acht¬
„Der junge Me¬
los verworfene
dardus“. Eine
Steine erweisen
Aufführung, die
sich plötzlich als
in jeder Hinsicht
Ecksteine; zwei¬
bemerkenswert
und dreistellige
war, nach der
Operettenjubi¬
darstellerischen
läen als mühsam
und theatertech¬
kombinierte Dezi¬
nischen Seite so¬
mal= und Nullen¬
wohl, als nach
systeme ... da soll
der literarischen.
man sich ausken¬
Es ist interessant,
nen! Da soll man
diese Dichtung Ar¬
gescheite Theater¬
thur Schnitzlers
briefe schreiben
im Zusammen¬
und dieses Halb¬
hang mit seiner
jahr mit zwei,
ganzen Entwick¬
drei Adjektiven
scharf charatten. Ccduub eue
lung zu betrach¬
ten. Den Dichter
sieren. Also, ich
der jungwieneri¬
kann das nicht.
schen Gegenwart
Nein, man kann
zieht es immer
nur so ungefähr
wieder zum histo¬
Nach einer Photographie von J. Löwy in Wien.
erzählen, was sich
Me
2. berndardus
Ein Theaterbrief aus Wien.
Von Ludwig Hirschfeld.
F E
in diesen vier Monaten ereignet hat, mehr
Alles sonstige Briefeschreiben ist dagegen
kinderleicht. Lieber will ich einer jungen nicht. Denn wir alle befinden uns momen¬
tan in der Lage jenes legendären Wiener
Dame acht Seiten lang in den verschieden¬
Premierenbesuchers, der im Zwischenakt seine
sten Variationen versichern, wie scharmant
Bekannten ratlos fragt: Bitte, können Sie
ich sie finde und wie fade ihre besten Freun¬
mir nicht sagen, wie ich mich eigentlich
dinnen sind. Oder einem Theaterdirektor be¬
unterhalte? ..
weisen, daß von allen seinen neuen Stücken
Nun aber ganz im Ernst. Es scheint
meines das beste, chancenreichste sei. Das
diesmal eine kuriose Saison der Zufällig¬
ist eine Kleinigkeit gegen die Aufgabe, einen
keiten und Ratlosigkeiten zu sein. Mit einem
Theaterbrief schreiben zu müssen. Ich habe
schmerzlichen Defizit hat sie begonnen: Dem
mir das viel leichter vorgestellt. Man setzt
Tode Josef Kainz'. Der am schwersten be¬
sich einfach hin, taucht die Feder ein und
troffene Leidtragende war der Direktor des
beginnt munter zu erzählen, was in der
Theaterstadt Wien los ist. Und jetzt tauche Burgtheaters Baron Berger. Ein ganzes
Programm von
ich die Feder schon
großen künstle¬
zehnmal ein und
rischen Plänen
weiß nicht, was
stürzte jäh zusam¬
ich schreiben soll.
men. Die Erwar¬
Ereignisse gibt's
tungen, mit denen
genug: Novitä¬
man der Tätigkeit
Durchfälle,
ten,
Baron Bergers
Konflikte, auch
entgegensehen
erfolge.
einige
durfte, konnte
Aber ich vermag
unter diesen
er
in dieses Pre¬,
schwierigen Um¬
mierenchaos keine
ständen natürlich
Ordnung zu brin¬
nur zum kleinsten
gen. Der glän¬
Teile befriedigen.
zende Erfolg von
Das einzige be¬
gestern abend ist
deutsame Burg¬
heute eine schmäh¬
theaterereignis
liche Niederlage;
war bisher Arthur
von kritischen und
Schnitzlers dra¬
direktorialen
matische Historie
Bauleuten acht¬
„Der junge Me¬
los verworfene
dardus“. Eine
Steine erweisen
Aufführung, die
sich plötzlich als
in jeder Hinsicht
Ecksteine; zwei¬
bemerkenswert
und dreistellige
war, nach der
Operettenjubi¬
darstellerischen
läen als mühsam
und theatertech¬
kombinierte Dezi¬
nischen Seite so¬
mal= und Nullen¬
wohl, als nach
systeme ... da soll
der literarischen.
man sich ausken¬
Es ist interessant,
nen! Da soll man
diese Dichtung Ar¬
gescheite Theater¬
thur Schnitzlers
briefe schreiben
im Zusammen¬
und dieses Halb¬
hang mit seiner
jahr mit zwei,
ganzen Entwick¬
drei Adjektiven
scharf charatten. Ccduub eue
lung zu betrach¬
ten. Den Dichter
sieren. Also, ich
der jungwieneri¬
kann das nicht.
schen Gegenwart
Nein, man kann
zieht es immer
nur so ungefähr
wieder zum histo¬
Nach einer Photographie von J. Löwy in Wien.
erzählen, was sich