N
22 Deundandus
Bits ückseite beachten!
Telephon 12.801.
—11
10#
M
„UBSERVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für
Zeitungsausschnitte
Wien, I. Konkordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellen###
Ginischer Zeitung
Ausschnitt aus: 2
—S UUN 161I
vom:
Theater und Musik.
M Prag. Heinrich Teweles, Angelo Neumanns Nachfolger, der bis
zum Herbst das Theater für Rechnung der Neumannschen Erben und
von da an auf eigene Rechnung führt, hat heuer zum ersten Male
Gelegenheit gehabt, die Zugkraft der „Maifestspiele“ zu erproben.
Auch ihm hat das Glück gelächelt, obwohl die italienische Stagione,
der fast die Hälfte des Maifestspielprogramms eingeräumt war, nicht
vollauf befriedigte. Maestro Arturo Vigna, der in Prag nun schon
seit Jahren den Ruf genießt, ein temperamentvoller und kenntnisreicher
Dolmetsch der Kunst seiner Heimat zu sein, hat in der Zusammenstellung
seines Programms und in der Auswahl seiner Künstler nicht wie sonst
die glückliche Hand gehabt. Er führte Mozarts Don Giovanni, Verdis
Rigoletto und Maskenball und Thomas Hamlet auf. In den Verdischen
Opern ganz auf der ragenden Höhe seiner Kunst stehend, hat er mit dem
Don Juan nichts nechtes anzufangen gewußt und in der Wahl der
Tempi die merkwürdigsten Nuancen zum Besten gegeben. Auch Thomas'
Hamlet, diese geradezu klassische Verballhornung des Shakespeareschen
Drama, kann bei einem in der strengen Schule Richard Wagners auf¬
gewachsenen Publikum auf Gegenliebe nicht rechnen. Von den Mit¬
wirkenden haben sich nur Mattia Battistini und Elvira de Hidalgo aufs
beste bewährt. Battistini ist ein unvergleichlicher großer Sänger, dem
zuzuhören ein Genuß sondergleichen ist. Elvira de Hidalgo ist eine
Koloratursängerin mit ausgezeichneter Technik, fabelhafter Höhe und
anmutigem Spiel. Sonst hat nur noch ###esco Navarrini, der
schwarze Baß, Beachtung gefunden. Richard Wagner war durch
Tristan und die Meistersinger vertreten. Tristan und Isolde
sangen Jacques Urlus und Frau Rüsche=Endorf aus Leipzig, den
Kurwenal und Hans Sachs Anton van Rooy, das Evchen Frau
Hafgreen=Waag, den Walter Stolzing Sommer aus Berlin, den Beck¬
messer Joseph Geiß aus München, den Pogner Paul Knüpfer aus
Berlin und den David der Dresdener Rüdiger. Ungewöhnlich starke
Eindrücke gingen diesmal vom Schauspiel aus. Max Reinhardt
inszenierte mit seinem Deutschen Theater den König Oedipus, Otto
Brahm mit seinem Lessingtheater Gerhart Hauptmanns Einsame
Menschen. Schließlich wurde auch zweimal Der junge Medardus,
das historische Drama aus Anno 1809 von Arthur Schnitzler aufgeführt.
Nach der Uraufführung im Wiener Burgtheater hat sich bisher nur das
Prager Deutsche Theater dieses überaus anspruchsvollen Werkes ange¬
nommen und dem anwesenden Dichter einen vollen Erfolg gesichert.
Die Prinzessin Helene spielte Tilla Durieux mit prachtvoller Lebendigkeit,
die Frau Klähr Alice Hetsey vom Wiener Volkstheater und den jungen
Medardus ihr Kollege Ferdinand Onno, der vor seiner Berufung nach
Wien mehrere Jahre dem Verbande unseres Theaters als Liebhaber
angehört hat. So haben also auch heuer die Festspiele eine Fülle
positiver Werte gebracht, wenn man sich auch in der Durchführung
manches anders gewünscht haben mag.
box 27/1
Bitte Rückseite beachten!
Telephon 12.801.
Unte
„OBSERVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für
Zeitungsausschnitte
Wien, I., Konkordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Geuf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnit
Ms 1311
Ler Humoriet 2:
vom:
Prager Theaterbrief.
Ich habe meine guten Prager sehr, sehr überschätzt. In
meinem letzten Brief nämlich, in dem ich das Zustandekommen des
Denkmals für Angelo Neumann anzweifelte. Ich hatte den Schmock
vergessen, der ihnen hierzulande allen an Stelle des Schalks im
Nacken sitzt und der sie Dinge tun läßt, die das berechtigte Kopf¬
schütteln einiger Außenseiter erregt. Für das Neumann=Denkmal sind
bis heute drei= oder gar viertausend Kronen zusammengekommen.
Wie man so sagt: im Handumdrehen. Ich habe meine guten Prager
sehr, sehr überschätzt. Nun verdiene ich wirklich ernste Vorwürfe!
Uebrigens: die Maifestspiele sind beendet, der Italienerrummel
ist glücklich vorbei. Battistini hat noch, unter Assistenz der
Damen Hidalgo und Lawrence, im „Maskenball“ im
„Rigoletto“ und an einem „gemischten“ Abend das Heer seiner
Bewunderinnen in Entzücken versetzt, dann ist der gute „junge
Medardus“ gekommen, um die fremdländischen Maifestspiele auf
echt österreichische Manier abzuschließen! Der junge Medardus!
Wird von mir volle Aufrichtigkeit gefordert und wird nicht ver¬
langt, daß ich dem strahlenden Namen Schnitzler zuliebe aus
meinem Herzen eine Mördergrube mache, dann muß konstatiert
werden, daß das Bemerkenswerteste an dem Medardus seine un¬
geheure Länge ist. Er braucht volle sieben Stunden dazu, um zu
beweisen, daß er nicht wert sei, als Schnitzlers Kind zu gelten.
Gilt es, einen Beweis für die technische Fitigkeit einer Bühne und
für die große Kopfzahl eines Ensembles zu erbringen, dann muß
unbedingt „Der junge Medardus“ auf den Spielplan gesetzt werden.
Ansonsten aber ist er in seiner unbeschreiblichen dramatischen Hilf¬
losigkeit auf die snobistischen Gefühle eines Theaterdirektors ange¬
wiesen, der auf jeden Fall seitens der Ortspresse für „literarisch“
genommen werden will. Frau Durieng aus Berlin war die Rolle der
Prinzessin übertragen worden und Frau Hetsey aus Wien spielte
des Medardus Mutter. Zwei aparte Leistungen, die viel Aufmerk¬
samkeit für sich in Anspruch nahmen:. Von der Million sonstiger
Mitwirkenden sollen hier die Herren Tiller, Onno, Man¬
ning, Schütz, Faber, Reinhardt und die Damen Glasel
Niedt, Medelsky und Kaufmann Erwähnung finden. "
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Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellen###
Ginischer Zeitung
Ausschnitt aus: 2
—S UUN 161I
vom:
Theater und Musik.
M Prag. Heinrich Teweles, Angelo Neumanns Nachfolger, der bis
zum Herbst das Theater für Rechnung der Neumannschen Erben und
von da an auf eigene Rechnung führt, hat heuer zum ersten Male
Gelegenheit gehabt, die Zugkraft der „Maifestspiele“ zu erproben.
Auch ihm hat das Glück gelächelt, obwohl die italienische Stagione,
der fast die Hälfte des Maifestspielprogramms eingeräumt war, nicht
vollauf befriedigte. Maestro Arturo Vigna, der in Prag nun schon
seit Jahren den Ruf genießt, ein temperamentvoller und kenntnisreicher
Dolmetsch der Kunst seiner Heimat zu sein, hat in der Zusammenstellung
seines Programms und in der Auswahl seiner Künstler nicht wie sonst
die glückliche Hand gehabt. Er führte Mozarts Don Giovanni, Verdis
Rigoletto und Maskenball und Thomas Hamlet auf. In den Verdischen
Opern ganz auf der ragenden Höhe seiner Kunst stehend, hat er mit dem
Don Juan nichts nechtes anzufangen gewußt und in der Wahl der
Tempi die merkwürdigsten Nuancen zum Besten gegeben. Auch Thomas'
Hamlet, diese geradezu klassische Verballhornung des Shakespeareschen
Drama, kann bei einem in der strengen Schule Richard Wagners auf¬
gewachsenen Publikum auf Gegenliebe nicht rechnen. Von den Mit¬
wirkenden haben sich nur Mattia Battistini und Elvira de Hidalgo aufs
beste bewährt. Battistini ist ein unvergleichlicher großer Sänger, dem
zuzuhören ein Genuß sondergleichen ist. Elvira de Hidalgo ist eine
Koloratursängerin mit ausgezeichneter Technik, fabelhafter Höhe und
anmutigem Spiel. Sonst hat nur noch ###esco Navarrini, der
schwarze Baß, Beachtung gefunden. Richard Wagner war durch
Tristan und die Meistersinger vertreten. Tristan und Isolde
sangen Jacques Urlus und Frau Rüsche=Endorf aus Leipzig, den
Kurwenal und Hans Sachs Anton van Rooy, das Evchen Frau
Hafgreen=Waag, den Walter Stolzing Sommer aus Berlin, den Beck¬
messer Joseph Geiß aus München, den Pogner Paul Knüpfer aus
Berlin und den David der Dresdener Rüdiger. Ungewöhnlich starke
Eindrücke gingen diesmal vom Schauspiel aus. Max Reinhardt
inszenierte mit seinem Deutschen Theater den König Oedipus, Otto
Brahm mit seinem Lessingtheater Gerhart Hauptmanns Einsame
Menschen. Schließlich wurde auch zweimal Der junge Medardus,
das historische Drama aus Anno 1809 von Arthur Schnitzler aufgeführt.
Nach der Uraufführung im Wiener Burgtheater hat sich bisher nur das
Prager Deutsche Theater dieses überaus anspruchsvollen Werkes ange¬
nommen und dem anwesenden Dichter einen vollen Erfolg gesichert.
Die Prinzessin Helene spielte Tilla Durieux mit prachtvoller Lebendigkeit,
die Frau Klähr Alice Hetsey vom Wiener Volkstheater und den jungen
Medardus ihr Kollege Ferdinand Onno, der vor seiner Berufung nach
Wien mehrere Jahre dem Verbande unseres Theaters als Liebhaber
angehört hat. So haben also auch heuer die Festspiele eine Fülle
positiver Werte gebracht, wenn man sich auch in der Durchführung
manches anders gewünscht haben mag.
box 27/1
Bitte Rückseite beachten!
Telephon 12.801.
Unte
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Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Geuf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnit
Ms 1311
Ler Humoriet 2:
vom:
Prager Theaterbrief.
Ich habe meine guten Prager sehr, sehr überschätzt. In
meinem letzten Brief nämlich, in dem ich das Zustandekommen des
Denkmals für Angelo Neumann anzweifelte. Ich hatte den Schmock
vergessen, der ihnen hierzulande allen an Stelle des Schalks im
Nacken sitzt und der sie Dinge tun läßt, die das berechtigte Kopf¬
schütteln einiger Außenseiter erregt. Für das Neumann=Denkmal sind
bis heute drei= oder gar viertausend Kronen zusammengekommen.
Wie man so sagt: im Handumdrehen. Ich habe meine guten Prager
sehr, sehr überschätzt. Nun verdiene ich wirklich ernste Vorwürfe!
Uebrigens: die Maifestspiele sind beendet, der Italienerrummel
ist glücklich vorbei. Battistini hat noch, unter Assistenz der
Damen Hidalgo und Lawrence, im „Maskenball“ im
„Rigoletto“ und an einem „gemischten“ Abend das Heer seiner
Bewunderinnen in Entzücken versetzt, dann ist der gute „junge
Medardus“ gekommen, um die fremdländischen Maifestspiele auf
echt österreichische Manier abzuschließen! Der junge Medardus!
Wird von mir volle Aufrichtigkeit gefordert und wird nicht ver¬
langt, daß ich dem strahlenden Namen Schnitzler zuliebe aus
meinem Herzen eine Mördergrube mache, dann muß konstatiert
werden, daß das Bemerkenswerteste an dem Medardus seine un¬
geheure Länge ist. Er braucht volle sieben Stunden dazu, um zu
beweisen, daß er nicht wert sei, als Schnitzlers Kind zu gelten.
Gilt es, einen Beweis für die technische Fitigkeit einer Bühne und
für die große Kopfzahl eines Ensembles zu erbringen, dann muß
unbedingt „Der junge Medardus“ auf den Spielplan gesetzt werden.
Ansonsten aber ist er in seiner unbeschreiblichen dramatischen Hilf¬
losigkeit auf die snobistischen Gefühle eines Theaterdirektors ange¬
wiesen, der auf jeden Fall seitens der Ortspresse für „literarisch“
genommen werden will. Frau Durieng aus Berlin war die Rolle der
Prinzessin übertragen worden und Frau Hetsey aus Wien spielte
des Medardus Mutter. Zwei aparte Leistungen, die viel Aufmerk¬
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